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Bitcoin-Versteigerung: wie nehme ich an der Auktion teil?

Das Justizministerium von Nordrhein-Westfalen versteigerte kürzlich Bitcoins im Wert von mehreren Millionen Euro. Es sind beschlagnahmte Bitcoins aus Straftaten. Wie kann ich an einer solchen Auktion teilnehmen? Lohnt es sich? Wir zeigen die Vor- und Nachteile auf.

Auch die Kriminalität befindet sich im Wandel der Zeit. Immer häufiger stehen Kryptowährungen im Zentrum von Straftaten. Die nordrhein-westfälische Justiz in Deutschland beschlagnahmte in den letzten Jahren im Laufe ihrer Ermittlungen 215 Bitcoins (BTC) im Wert von über 12 Millionen Euro. Laut der Kölner Staatsanwaltschaft handelte es sich zumeist um Einnahmen aus dem Drogenhandel im Internet. Stellt die Polizei Wertgegenstände sicher, ist es üblich, diese anschliessend zu versteigern. So läuft es auch mit beschlagnahmten Bitcoins.

Justiz gibt Bitcoin-Versteigerung bekannt

In einer Pressemitteilung kündigte das Ministerium in Nordrhein Westfalen die Versteigerung der Kryptowährung an. Der erste Auktionstag begann am 25.10.2021 um 11:30. Verantwortlich bei den Behörden:

  • Justizminister Peter Biesenbach (CDU).
  • Oberstaatsanwalt Markus Hartmann, Leiter der Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime (ZAC)
  • Und der zuständige Staatsanwalt Andreas Brück.

Zunächst war nur bekannt, dass es sich um Bitcoins “im Wert eines achtstelligen Euro-Betrags” handelt. Die exakte Menge gaben die Behörden erst später bekannt. Nachdem sich die geplante Versteigerung herumgesprochen hatte, brach beim Justizministerium “die Hölle” los. Mitarbeiter berichteten, wie das Telefon kaum stillstand. Es sollen sogar Menschen persönlich vorbeigeschaut haben, um die Kryptowährung an Ort und Stelle zu kaufen.

Wie verläuft eine Bitcoin-Versteigerung?

Das Interesse an Bitcoin-Auktionen wächst auch in Österreich. Bei einer klassischen Auktion steigen die Gebote an – das höchste Gebot wird zuletzt genannt und erhält den Zuschlag. Es gibt jedoch auch sogenannte Rückwärtsauktionen mit absteigenden Geboten. Während der Anbieter seine Ware zu einem höchstmöglichen Preis verkaufen will, möchte der Bieter die Ware zu einem möglichst niedrigen Preis ersteigern. Wie kann ich nun als Österreicher an einer Bitcoin-Versteigerung teilnehmen? Wir erklären die Hintergründe am Beispiel der Auktion in Nordrhein-Westfalen:

  • Interessenten können sich über eine Webseite der Justizbehörden anmelden und online mitbieten.
  • Die Kaufinteressierten (“Bieter”) geben Gebote auf die Bitcoins ab, indem sie online die Beträge eingeben. Die Gebote sind bei einer Auktion verbindlich (man spricht auch von einer Willenserklärung mit abschliessendem Vertrag).
  • Bei der Bitcoin-Auktion ist das Angebot nicht wie bei einer klassischen Versteigerung üblich zu besichtigen. Ein Auktionator fehlte ebenfalls.
  • Die Versteigerung ist zeitlich begrenzt. Hat ein Bieter die Bitcoins nach Ablauf der Frist online ersteigert, muss er per Vorkasse auf ein behördliches Bankkonto die Kaufsumme überweisen.
  • Darauf erhält er einen digitalen Schlüssel. Dieser ermöglicht den Zugang zu den Bitcoins, die in einer digitalen Wallet gesichert sind.
  • Die Behörden legen den Schlüssel in einem versiegelten Umschlag auf Papier bereit.
  • Der Käufer muss ihn persönlich abholen, die Kölner Staatsanwaltschaft schreibt aber: “Sollte statt der Übergabe eine elektronische Übertragung gewünscht sein, erfolgt diese zu Lasten des Käufers zu den üblichen Transaktionsgebühren.”

Versteigerungen gestaffelt ab 4.240 Euro

Die mittlerweile beendete Auktion in Nordrhein-Westfalen erfolgte in mehreren Staffelungen:

  • 0,1 BTC mit einem Startgebot von 4.240 Euro
  • 0,5 BTC mit einem Startgebot von 21.200 Euro
  • 1 BTC mit einem Startgebot von 42.400 Euro
  • 10 BTC mit einem Startgebot von 503.500 Euro

Lohnt sich eine Versteigerung für mich?

Zunächst lagen die von den Behörden gebotenen Preise noch weit unter dem aktuellen Marktwert des Bitcoins. Während das Startangebot für 1 Bitcoin bei 42.400 Euro lag, notierte die erste Staffel mit Bitcoins mit einem Wert zwischen 52.000 und 54.000 Euro. Versteigert wurden die BTC schliesslich zu einem Preis von 53.310 Euro. Lohnte sich das für den Käufer? Nicht unbedingt. Der Bitcoin-Kurs fiel kurze Zeit später auf 50.000 Euro. Fest steht: Wenn er die Kryptowährung auf einer Exchange gekauft hätte, wäre er besser weggekommen. Gut möglich, dass die Käufer mehr bezahlten, weil die Bitcoins aus einem besonderen Kriminalfall stammen: Sie haben einen Sammlerwert. Aus einem Weiterverkauf könnten noch höhere Preise resultieren – ähnlich wie bei Kunst-NFTs oder tokenisierten Schuhen.

Warum versteigert die Justiz Bitcoins?

Die Justiz könnte die Bitcoins auch einfach an der Börse in Euro umtauschen. Die Behörden liessen vor der Auktion jedoch verlauten, dass aus juristischen Gründen die Bitcoins versteigert werden müssen. Dazu ist folgendes zu beachten:

  • Die nordrhein-westfälische Justiz behandelt die Bitcoin-Bestände wie alle anderen Wertgegenstände, die den Ermittlern bei ihrer Arbeit in die Hände fallen. Also ähnlich wie Kunstgegenstände, geklaute Fahrzeuge oder beschlagnahmte Computer und Festplatten.
  • Es handelt sich um eine Auktion. Das Justizministerium verkauft die Coins nicht, sondern stellt sie zur Versteigerung frei. Einen direkten Verkauf zum aktuellen Preis gibt es nicht.
  • Die Beträge befinden sich auf einer Paperwallet (siehe Box) im Besitz der Cybercrime Nordrhein-Westfalen.
  • Die Blockchain-Adressen der Bitcoins-Bestände sind öffentlich zugänglich.
  • Ist die Auktion beendet, fliesst der Gewinn in die Staatskasse.

Zufrieden mit der Versteigerung

“Wir sind mit dem bisherigen Verlauf der Versteigerung hochzufrieden”, sagte ein Sprecher der ZAC gegenüber den Medien. “Das Interesse war riesig und wir haben viele Neuanmeldungen auf unserer Auktionsplattform.” Auf die Frage, wieso die Käufer über den Marktwert bereit waren zu zahlen, antwortete er: “Vielleicht, weil man weiss, dass man von uns die Ware auch bekommt.” Das zeigt letztlich die Berührungsängste, die viele Menschen noch immer mit der Welt der Kryptowährungen haben. Sie interessieren sich zwar für Währungen wie Bitcoin, Ethereum oder Chiliz und auch für Fussball-Tokens oder einen Kultur-Token. Doch Krypto-Exchanges stellen noch immer ein unbekanntes Wagnis für viele dar – sie fürchten das Risiko von Bitcoin-Erpressung und Hacks.

Bitcoin-Kriminalfälle nehmen zu

Dass für Bitcoins die Steuern nicht bezahlt werden, ist eines von vielen Delikten. Die Beschlagnahmung von Kryptowährungen aus kriminellen Aktivitäten nehmen zu. Dies zeigen folgende Fälle:

  • Der erste gewichtige Fall ereignete sich im Jahre 2014. Damals ging es um 30.000 BTC (im Wert von 19 Millionen US-Dollar zum damaligen Zeitpunkt). Diese stammten aus den Aktivitäten des Darknet-Marktplatzes “Silk Road”. Der Risikokapital-Anleger Tim Draper (unter anderem in Coinbase involviert) erhielt den Zuschlag für eine unbekannte Summe.
  • In Finnland hatten sich bei den Justiz-Behörden im Jahr 2018 Bitcoin im Wert von 78 Millionen US-Dollar angesammelt. Die Coins stammten aus Straftaten. Die finnischen Behörden planten, mit Online-Brokern zusammenzuarbeiten, schreibt Bloomberg. Um auch in Zukunft Kryptowährungen auf eine sichere und verlässliche Weise zu veräussern. Das Ziel der Finnen ist es, Geldwäsche und kriminelle Aktivitäten mit den Kryptowährungen zu verhindern.
  • Im Oktober 2021 versteigerte die US-amerikanische General Services Administration (GSA) 4.94 BTC im Wert von 300.000 US-Dollar. Auch in diesem Fall fand die Versteigerung in verschiedenen Tranchen statt. Die kleinste Summe begann bei 0,44 BTC mit einem Mindestgebot von 26.000 US-Dollar.

Die Justiz geht bei der Klassifizierung von Auktionen unterschiedlich vor, wie folgendes Beispiel zeigt. Ende des Jahres 2017 hatte die Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität in Giessen 126 BTC veräussert. Die Behörde behandelte die Kryptowährung wie “verderbliche Güter”. Das heisst, sie müssten so bald wie möglich verkauft werden. Aufgrund der Preisschwankungen, so die Begründung, geschah das im Rahmen einer “Notveräusserung”. Normalerweise fallen unter diese Regelung etwa Lebensmittel oder Autos, die mit der Zeit an Wert verlieren würden.

Was ist ein Paper Wallet?

Eine Paper Wallet ist eine Form von Cold Wallet. "Cold Wallets" unterscheiden sich von "Hot Wallets" dahingehend, dass sie nicht ständig mit dem Internet verbunden sind. Zumeist handelt es sich dabei um Hardware-Wallets wie von Trezor oder Ledger. Diese bewahren die Zugangsschlüssel offline auf. Ein "Paper" hingegen ist schlicht ein Stück Papier, auf dem der Seed oder Zugangsschlüssel eingetragen ist. Es gibt sie auch mit QR-Code. Weitere Infos zur Wallet

FAQ – Häufig gestellte Fragen

Wie kommen Justiz-Behörden an Bitcoin?

Die Behörden beschlagnahmen Bitcoin und andere Kryptowährungen im Zuge ihrer Ermittlungen und Festnahmen. Zumeist handelt es sich dabei um Internetkriminalität, Drogenhandel und dem Schwarzmarkt. Die Kryptowährungen befinden sich auf den Hardware-Wallets der Kriminellen, welche die Polizei bei Hausdurchsuchungen findet.

Wieso versteigern Behörden Bitcoins?

Versteigerungen sind üblich bei beschlagnahmten Waren von Kriminellen. Bei den Waren handelt es sich entweder um gestohlene Waren, die im Zuge von kriminellen Machenschaften entwendet wurden. Wenn sich die Bitcoins nicht mehr an die Geschädigten zurückgeben lassen, erfolgt eine Versteigerung. Damit kann der Staat seinen eigenen Haushalt aufstocken und die Waren gehen zurück an die Allgemeinheit.

Verwenden Kriminelle häufig Bitcoins?

Cyberkriminelle greifen auf Bitcoins als Zahlungsmittel oder als Lösegeld zurück. Sie nutzen Kryptowährungen, weil bei den Transaktionen keine persönliche Daten notwendig sind. Gleichzeitig lassen sich Transaktionen auf der Blockchain zurückverfolgen. In vielen Fällen ist Bargeld noch immer sicherer für Kriminelle. Der GNU-Token ist ein Weg, den Empfänger einer Kryptoüberweisung offenzulegen.

Martin Berger

Krypto-Spezialist | Studium der Wirtschaftswissenschaften
Schwerpunkte: Tokenisierung | Security Tokens | Kryptowährungen | Change Management

Martin Berger

Krypto-Spezialist | Studium der Wirtschaftswissenschaften
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