FinTechs sind in aller Munde. Dazu gehören Unternehmen wie die Schweizer Sygnum, die sich selbst “die erste Digital Asset Bank” nennt oder die Hamburger Finexity AG. Aber auch “Neobanken” wie die Berliner Bitwala, die jetzt Nuri heisst. Sie alle bringen mit Hilfe von Technologie und Blockchain innovative Produkte und Services auf den Markt. Das bietet neue Möglichkeiten für Verbraucher – und fordert die klassischen Bankinstitute heraus.
Traditionshäuser wie die Privatbank Maerki Baumann in Österreich sehen die frische Konkurrenz aber durchaus positiv. Milko Hensel, Leiter Digitale Partnerschaften und Mitglied der Direktion sagt: „Wir freuen uns, dass sich neue Unternehmen der Tokenisierung und anderen Lösungen auf Basis der Blockchain-Technologie zuwenden.“ Denn die Perspektiven für den Kryptomarkt seien dadurch gut: “Je mehr Unternehmen in diesem Bereich aktiv sind – neue und etablierte – desto breiter wird die Akzeptanz beim Thema Tokenisierung.” Maerki Baumann selber bietet Privatkunden die Möglichkeit, digitale Vermögenswerte sicher und reguliert zu verwahren.
FinTech: Geldströme gehören digitalisiert
Da ist der Begriff “FinTech”, der sich ausbreitet: Eine Zusammensetzung aus “Finanzdienstleistung” und “Technologie”. FinTech ist Technologie, die Finanzdienstleistungen verändert. Die FinTechs wiederum sind Unternehmen, die die Finanzdienstleistungen entwickeln und einsetzen. Häufig, aber nicht immer, sind es Start-Ups. Sie wollen Geldströme aller Art digitalisieren und Finanzaktivitäten dadurch effizienter machen. Sie setzen dabei auf einen besonders nutzerfreundlichen Service und ein verbessertes Dienstleistungsangebot mit neuen Applikationen. Die Branche boomt: Market Data Forecast rechnet mit einem weltweiten durchschnittlichen Wachstum von 23,41 Prozent in den nächsten fünf Jahren. 2026 erwarten die Analysten eine Marktkapitalisierung von 324 Milliarden US-Dollar.
FinTech: Produkte und Services für Endkunden
Kreditdienstleistungen | Zahlung & Abrechnung | Anlageverwaltung |
Crowdfunding | Mobile Wallet | Hochfrequenzhandel |
P2P-Kreditmarktplätze | P2P-Transfers | Copy Trading |
Mobile Banken | Digitale Währungen | E-Trading |
Bonitätsprüfung | Robo-Advice |
Neobank: Die neue Art Finanzinstitut
Auch die Neobanken mischen am Krypto-Markt mit. Den Begriff “Neobank” gibt es erst seit ein paar Jahren. Es handelt sich dabei um eine Direktbank, deren Kernkompetenz die Technologie ist. Sie bietet ihre Dienstleistungen digital an: über ein Online-Portal, eine Mobil-App oder eine Kombination aus beidem. Neobanken sind somit auch FinTechs, nicht aber “physische” Banken: Sie haben keine Filialen und keine eigenen Geldautomaten. Stattdessen kooperieren sie mit dem Einzelhandel. Neobanken gehören zu den sogenannten „Challenger Banken“: Sie fordern die klassischen Bankhäuser mit ihren etablierten Geschäftsmodellen heraus. Dabei haben sie entweder eine eigene Banklizenz oder arbeiten mit einer klassischen Bank zusammen. Wie bei traditionellen Banken auch, sind Sie als Neobank-Kunde von der gesetzlichen Einlagensicherung geschützt.
Je mehr Unternehmen auf dem Kryptomarkt aktiv sind – neue und etablierte – desto breiter wird die Akzeptanz beim Thema Tokenisierung.
Milko Hensel, Leiter Digitale Partnerschaften Privatbank Maerki Baumann
Das bieten FinTechs den Verbrauchern
FinTechs konzipieren viele Produkte direkt für Verbraucher in Österreich. Mit Dienstleistungen wie Blockchain und Smart Contracts für den Businessbereich unterstützen sie den Endkundenmarkt zudem indirekt. So oder so: Die Digitalisierung des Finanzbereichs hat spannende neue Services auf den Markt gebracht:
- Mobile Payment: Mobiles Zahlen ist praktisch. Dank Blockchain machen FinTechs es auch sicherer.
- Peer-to-Peer (P2P)Lending: Ein klassisches Beispiel für FinTech-Produkte im Kreditbereich. Statt von einer Bank bekommen Sie Ihr Geld als Privatkredit direkt von privaten Anlegern. Investoren und Kreditnehmer finden sich bei diesem „Crowdlending“ auf einer Online-Plattform zusammen. Es gibt kein Finanzinstitut als Vermittler.
- Social Trading: Die Blockchain macht auch das sogenannte „Social“ oder „Copy“-Trading möglich. Dabei veröffentlichen Privatanleger ihre eigenen Transaktionen und Handelsstrategien und stellen sie anderen Anlegern zu Verfügung.
- Robo-Advisor: Anstatt durch Ihren Finanzberater können Sie Ihr Depot kostengünstig durch einen „Robo-Advisor“ verwalten lassen. Das algorithmen-basierte System gibt automatisch Anlageempfehlungen und kann sie auch umsetzen.
- Beim Hochfrequenzhandel (High-Frequency Trading, HFT) führen extrem schnelle Hochleistungscomputer eigenständig Wertpapiertransaktionen durch. Das beseitigt Ineffizienzen beim Handel und senkt Transaktionskosten. Davon profitieren Investoren. Das Anlegen im Mikrosekundentakt kann aber besonders bei Kleinanlegern zu hohen Verlusten führen.
FAQ – Häufig gestellte Fragen
Wenn Sie sich online am wohlsten fühlen und Ihre Finanzangelegenheiten gerne alleine regeln, dann ist ein FinTech-Angebot oder eine Neobank das richtige für Sie. Privatanleger, die lieber einen Bankberater an ihrer Seite haben, sollten sich an die Dienstleistungen eines klassischen Finanzinstituts halten. Wer nicht auf sein Konto bei der Hausbank seines Vertrauens verzichten und gleichzeitig app-basierte Bezahlkarten und innovative Finanzservices nutzen will, findet zum Beispiel beim neu gegründeten österreichischen FinTech NumberX das passende Angebot.
Digitale Anwendungen im FinTech-Bereich bieten Ihnen als Verbraucher die Möglichkeit, Dienstleistungen bequem und spontan in Anspruch zu nehmen. Sie können jederzeit und egal, wo Sie gerade sind, Geld bewegen, investieren und verkaufen. Es gibt immer mehr Anbieter. Das Angebot wächst ständig. Das macht es Ihnen leichter, passendere oder kostengünstigere Finanzprodukte zu finden. Ein weiterer Vorteil der Digitalisierung: Sie automatisiert Abläufe. Dadurch bezahlen Sie weniger für Dienstleistungen.
Die Digitalisierung macht alles immer schneller – auch im Finanzsektor. Das kann für Verbraucher durchaus ein Nachteil sein. Ein neuer Anbieter, der heute ein innovatives Angebot auf den Markt bringt, ist morgen vielleicht schon nicht mehr da. Viele Geschäftsmodelle und Produkte auf dem Kapitalmarkt sind zudem nicht durch die Aufsichtsbehörden reguliert. Als Privatanleger sollten Sie sich bei besonders attraktiv erscheinenden Anlagen immer des Risikos eines Totalverlusts bewusst sein. Was erschwerend hinzukommt: Sie sind von der IT Ihres Dienstleisters abhängig. Wenn die versagt, funktioniert nichts mehr.
Kunden brauchen Nutzfreundlichkeit und Vertrauen
Es wird viele darüber diskutiert, ob die Blockchain-Technologie in Zukunft Banken als Intermediäre überflüssig machen wird. Milko Hensel von Maerki Baumann sagt dazu: “Die Blockchain-Technologie und vor allem der Bitcoin entstanden explizit mit dem Ziel, jedem Einzelnen die finanzielle Souveränität ohne Banken zu ermöglichen.” Ganz ohne Banken gehe es aber für viele Kunden nicht. Denn zwei Dinge seien relevant – insbesondere für Investoren in Krypto-Assets: Vertrauen und Nutzerfreundlichkeit.
E-Banking mit Wallet verknüpft
Auf der Blockchain ersetzt das Vertrauen in die Technologie das in die Bank oder den Berater. Aber: Technologie ist nichts Greifbares. Und genau das brauchen Kunden laut Hensel: “Sie wollen konkret vertrauen können: darauf, dass ein Unternehmen reguliert ist und gesetzeskonform handelt, oder dass Empfehlungen fundiert erfolgen.” Auch in Sachen Nutzerfreundlichkeit sieht Hensel die Banken im Vorteil: “Nicht jeder möchte seine Tokens immer auf seinem Handy oder in seiner Cold Wallet verwahren. Vertraute Abläufe helfen Kunden, um auch ihre digitalen Vermögenswerte sicher zu verwahren”, sagt er. Zum Beispiel eine E-Banking-Lösung, die mit der persönlichen Wallet verknüpft ist.
Neobank-Beispiel: Das Startup Bitwala
Das Berliner Start-Up Bitwala ist als Nischenbank für den Handel mit Kryptowährungen gestartet: mit dem weltweit ersten Bankkonto, das Bitcoin-Wallet und Krypto-Handel mit einem klassischen Bankkonto verbindet. Nach der Umfirmierung in nuri.com im Mai 2021 will die neubenannte Neobank eine breitere Kundengruppe ansprechen: mit langfristigen Geldanlagen auf Blockchain-Basis. Milko Hensel von Maerki Baumann sagt: "Bitwala verbindet Anlagemöglichkeiten in digitale Vermögenswerte mit einem frischen und jungen Ansatz beim Banking insgesamt." Besonders jüngeren Anlegern dürfte das entgegenkommen.
Chancen auch für traditionelle Banken
Auch sonst bieten die Digitalisierung und der Kryptomarkt Banken in Zukunft Chancen jenseits ihrer traditionellen Rolle als Finanzintermediär. Dafür müssen Sie laut Pascal Sprenger, Partner im Bereich Financial Services bei der KPMG in Zürich, aber umdenken: “Es gibt verschiedene Faktoren, die eine Gefahr für die traditionellen Banken darstellen. Dabei handelt es sich nicht unbedingt um neue mobile Bezahl-Apps, den Eintritt eines globalen Technologieunternehmens wie Google in den Finanzmarkt oder die Ablösung von FIAT-Geld durch Kryptowährungen”, sagt Sprenger. Vielmehr stellten “neue Bedürfnisse und Verhaltensweisen der Kunden die Banken vor existenzielle Herausforderungen.”
Kunden individuell beraten
Was können die Traditionshäuser tun? Zum einen mehr Service bieten, sagt Milko Hensel von der Privatbank Maerki Baumann. Insbesondere solche Institute, die Kunden individuell beraten, seien für die Zukunft gerüstet. Und solche, die den besonderen Service bieten: „Auch Anbieter von spezialisierten oder massgeschneiderten Produkten, sei es im Privatkunden oder Firmenkundenbereich, dürften die zunehmende Verbreitung der Blockchain-Technologie für sich nutzen können.“ FinTechs werden den Finanzsektor weiter verändern. Aber wenn man Innovation intelligent in etablierte Modelle und Prozesse integriert, bringt das fast immer einen Mehrwert. Spannend ist es allemal. Als Verbraucher dürften Sie auf jeden Fall von einem breiteren Angebot, grösserer Nutzerfreundlichkeit und geringeren Kosten profitieren.