Der “Bundesverband öffentlich bestellter und vereidigter sowie qualifizierter Sachverständiger” (kurz BVS) hat seine Beurteilung zu “Non-fungible Tokens” (NFTs) bekanntgegeben. Dabei warnt er vor allem vor den Risiken des Handels mit NFTs. Zwar steht der Verband den NFTs nicht gänzlich ablehnend gegenüber, verweist allerdings auf drei Missstände:
- Authentizität der Kunstwerke,
- das Wash-Trading und
- Quanten-Resistenz.
Zwei dieser Aspekte hängen mit der dezentralen Natur des Tradings zusammen, die Quanten-Resistenz mit zukünftigen Technologien. Es ist wert, sich die einzelnen Positionen des Bundesverbands anzuschauen.
1. Mangelnde Authentifizierung der Künstler
Auf einem NFT-Marktplatz kann im Grunde jeder seine eigenen Non-fungible Tokens zum Verkauf anbieten. Jeder kann ein Künstler sein oder andere nachahmen. Für den Handel mit NFTs braucht man lediglich eine Wallet und das NFT, welches man zum Verkauf anbieten will. Das können digitale Kunstwerke, Bilder, 3D-Art, Musikstücke, Videos und vieles mehr sein. Der Künstler selbst ist zunächst nur eine Nummer in der Blockchain, eine Adresse, verbunden mit dem NFT. Risiken entstehen dann, wenn Sie das Kunstwerk eines bestimmten Künstlers erstehen wollen. Denn es sei nicht immer sicher, ob sich dahinter auch der wirkliche Künstler befindet.
Konkretes Risiko von NFTs
“Ein konkretes Risiko besteht zum Beispiel darin, dass der Herausgeber eines NFT auf einer Blockchain zunächst nur einen technischen Identifikator hat. Ob sich hinter diesem Identifikator tatsächlich auch die wirkliche Künstlerin oder der wirkliche Künstler verbergen, muss ausserhalb der Blockchain geprüft bzw. vom Künstler / der Künstlerin selbst bestätigt, oder von der Handelsplattform verifiziert werden”, schreibt der BVS.
Auf dezentralen Exchanges wie OpenSea sind es die Nutzer, welche die digitalen Assets halten. Nicht die Plattform an sich. Smart Contracts regeln die Käufe und Verkäufe, kein Angestellter oder Händler. Wie kann man sich also gegen das Risiko schützen, bei einem Fake zu kaufen?
Tipps zum Schutz vor Fakes bei NFTs
- Blue Checkmark: Plattformen wie OpenSea haben, ähnlich wie Twitter, eine Markierung eingeführt. Diese bestätigt, dass es sich um den verifizierten Künstler handelt. Generell gelten die Markierungen nur für Profile mit vielen Followern auf Social Media. Auch andere NFT-Märkte wie Simple Market verfügen über solche Checkmarks.
- Accounts überprüfen: Um sich gegen Gefahren zu schützen, ist es immer eine gute Idee, die Accounts der Verkäufer und Künstler (die nicht immer dieselben sind) zu überprüfen. Jedoch geben nicht alle zusätzliche Informationen preis. Vielleicht findet sich hier ein Link zu einer Webseite oder einem Profil auf den sozialen Medien.
- Beim Künstler nachschauen: Informieren Sie sich zunächst auf den Webseiten oder Social-Media-Profilen des Künstlers. Womöglich verlinken sie direkt zu den Marktplätzen und NFTs. Dann können Sie sicher sein, dass es sich um das richtige Werk handelt.
Prüfen Sie also vor einem Kauf genau nach. Gänzlich vermeiden lässt sich das Risiko aber nur schwer. Sollte es keinen Hinweis geben, dass der Non-fungible Token ein Kunstwerk des gewünschten Künstlers ist, dann lassen Sie lieber die Finger davon. Wer wiederum selbst als Künstler aktiv sein möchte, hält sich am besten an unsere NFT-Anleitung. Lesenswert ist auch der NFT-Erfahrungsbericht.
2. Das Wash Trading auf den NFT-Märkten
Ein weiteres Risiko besteht im “Wash Trading“. Hierbei handelt es sich um eine Technik zur Manipulation von Märkten. Beim Wash Trading kauft und verkauft der Trader den Wert innerhalb kürzester Zeit, um eine erhöhte Nachfrage zu simulieren. Dadurch steigt auf künstliche Weise der Preis. Der Trader kann am Ende wesentlich teurer verkaufen, als der NFT tatsächlich wert ist.
Es kann zum Totalverlust kommen
“Das kann für einen Investor einen Totalverlust bedeuten, wenn er ein solcherart frisiertes NFT erwirbt und später feststellen muss, dass er keinen neuen Käufer dafür findet und es also keinen Wert hat”, sagt Dr. Oliver Stiemerling, IT-Sachverständiger des BVS.
Möglich macht es die dezentrale Natur der NFT-Marktplätze. Nicht-authentifizierte Künstler können sich einfach mehrere Accounts zulegen und das digitale Kunstwerk mehrmals mit sich selbst handeln. Marktmanipulationen dieser Art sind verboten, allerdings lassen sich solche Verstösse in der dezentralen Welt der Kryptowährungen kaum ahnden. Wash Trading ist ein bekanntes Problem auf den Exchanges. Selbst CoinMarketCap, die grösste Webseite für Krypto-Trading-Daten, hat hierfür keine Antworten, die dem einfachen Trader weiterhelfen. Der dezentrale Ansatz der Exchanges ist sowohl Fluch als auch Segen.
Als Trader die History prüfen
Wenn es allerdings um NFTs geht, dann haben Trader zumindest die Möglichkeit, die Trade-History des Kunstwerks nachzuvollziehen. Jeder Non-fungible Token ist einzigartig, mit seiner eigenen unverwechselbaren Kennnummer. Viele NFT-Märkte machen die Trading-History des Tokens kenntlich, einschliesslich der Verkaufspreise und der Trader. Daran lässt sich abschätzen, ob es sich nur um einen gepushten Token handelt. Vorsicht ist dennoch geboten. 100%ig schützen kann man sich gegen einen Preisverfall nicht. Es bleibt auch nach einer gründlichen Betrachtung eine Spekulation.
3. Gefahr durch Quantencomputer
Quantencomputer sind die nächste Evolutionsstufe der Computer, der nächste grosse technologische Schritt. Während normale PCs nur in 0 und 1 denken können, sind die Möglichkeiten der Quantenrechner wesentlich breiter gefächert. Der Name kommt von den speziellen Prozessoren, die den Gesetzen der Quantenmechanik unterliegen. Die Befürchtung: Diese Rechner verfügen über eine astronomische Rechenleistung und können somit die sonst so sicheren Blockchains knacken.
Sicherheit von NFT-Transaktionen in Gefahr
“Sollte es einen funktionierenden Quantencomputer geben, bevor die Blockchains nachgerüstet werden, kann dieser die Sicherheit von NFT-Transaktionen ins Wanken bringen. Denn ein Quantencomputer könnte die bekannten digitalen Identifikatoren ‚knacken‘, sodass auch Dritte Transaktionen in fremdem Namen ausführen oder deren NFTs sogar duplizieren könnten”, sagt Dr. Oliver Stiemerling.
Also eine Gefahr für die Blockchain und NFT-Besitzer? Wenn, dann erst in Zukunft. Es wird noch viel Zeit vergehen müssen, bis die Quantencomputer Einzug finden. Weiterhin ist es nicht gesichert, dass Quantenrechner tatsächlich in allen Belangen so viel besser sind als reguläre PCs. Währenddessen entwickelt sich auch die Verschlüsselungs-Technologie weiter. Es braucht nur ein Update, um Blockchains wie die von Bitcoin und Ethereum gegen Quantenrechner zu schützen.
NFT-Risiken durch neue Technologien?
Bitcoin zum Beispiel verwendet den SHA-256-Algorithmus, welcher möglicherweise bereits Resistent gegen Quantencomputer ist. Ob in den neuen Technologien also ein Risiko für NFTs steckt, wird sich erst noch zeigen müssen. Es ist zu erwähnen, dass es zum Beispiel mit IOTA bereits quantum-resistente Blockchains gibt.
Was genau sind Quantencomputer?
Während reguläre Rechner "Bits" verwenden, sind es bei den Quantencomputern "Qubits" (Quantum-Bit). Ein Bit kennt nur den Zustand 1 oder 0. Ein Qubit jedoch kann sowohl 1 und 0 zur gleichen Zeit sein. Man spricht auch von einer "Überlagerung". Dadurch soll die hohe Geschwindigkeit der Quantenrechner zustande kommen. Im NFT-Markt befürchtet man Risiken durch Quantencomputer.
FAQ – Häufig gestellte Fragen
Letztlich sind Sie selbst für die Sicherheit Ihrer Non-fungible Tokens (NFTs) verantwortlich. Sie benötigen eine vertrauenswürdige Wallet und müssen den Private Key geschützt aufbewahren. MetaMask wird zwar von vielen Ethereum-Anwendungen unterstützt, bietet sich allerdings für die dauerhafte Aufbewahrung nicht an. Eine Trust-Wallet zum Beispiel verfügt über ein höheres Mass an Sicherheit.
Es ist immer angebracht, Vorsicht walten zu lassen. Gewiss hat sich der Krypto-Space in den vergangenen Jahren sehr professionalisiert. Exchanges und NFT-Marktplätze wollen ihren Nutzern sichere und gute Plattformen bieten. Doch gänzlich können sie Betrug nicht verhindern.
„BVS“ ist die Abkürzung für den „Bundesverband öffentlich bestellter und vereidigter sowie qualifizierter Sachverständiger e.V.“ Der Verband besteht aus rund 3.000 Mitgliedern, allesamt öffentlich oder staatlich angestellte Sachverständige in verschiedenen Bereichen. Spezialisten haben in ihrer Rolle auch die Risiken von NFTs geprüft. Sie erstellen Gutachten für Justiz, Behörden, Wirtschaft, Industrie und Handwerk.