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Diamanten-Tokens: So bewerten Sie Ihre Anlage

Diamanten beurteilen zu können und mit ihnen zu handeln, erfordert professionelles Fachwissen. Umso mehr sollten private Anleger in der Schweiz sich über Diamanten-Tokens informieren, bevor sie investieren. Wir sagen Ihnen, wie Sie tokenisierte Diamanten bewerten können und was die Risiken bei einem Investment in die edlen Steine sind.

Diamanten sind härter als jedes andere in der Natur vorkommende Material. Und sie sind die konzentrierteste Form aller physischen Wertanlagen. Handelsplattformen im Internet machen Diamanten-Tokens nun auch für Kleinanleger in der Schweiz zugänglich. Einen Diamanten korrekt zu beurteilen, erfordert profundes Fachwissen. Denn welches Potenzial ein unscheinbarer Rohdiamant hat, zu sich zu einem brillanten Investment zu entwickeln, hängt von einer Reihe Faktoren ab.

Diamanten beurteilen: 4 Faktoren sind wichtig

Das international anerkannte System, um Diamanten zu beurteilen, sind die “4 C”: (Carat, Colour, Clarity, Cut) – also Gewicht, Farbe, Reinheit und Schliff. Eingeführt hat die 4-C-Bewertung das Gemological Institute of America (GIA). Wenn Sie eine Anlage in Diamanten-Tokens planen, sollten Sie auf folgende Faktoren achten:

Das Gewicht des Diamanten. Ein Karat entspricht 0,2 Gramm. Der Preis
pro Karat steigt exponentiell mit der Grösse des Diamanten. Denn bei Diamanten gilt: je grösser desto seltener. Ein perfekter Fünfkaräter kostet nicht das Fünffache eines perfekten Einkaräters. Er kostet 25-mal so viel.

Ein perfekter Diamantkristall ist absolut farblos. Weisses Licht durchdringt ihn mühelos. Die Abstufungen sind fliessend. Experten beurteilen die Farbe unter speziellen Tageslichtlampen. Es gibt zehn “Grades”.

Diamanten sind ein Naturprodukt. Ihre Produktionsbedingungen sind nicht perfekt. Deshalb hat der Kohlenstoff winzige Einschlüsse. Für das blosse Auge sind diese oft kaum erkennbar. Sie wirken sich aber auf die Qualität aus. Grundsätzlich gilt: Je höher die Reinheit, desto wertvoller ist der Diamant.

Kein Diamant ist wie der andere. Deshalb ist der Schliff entscheidend. Er verleiht dem Stein seine Brillanz und Leuchtkraft. Dabei kommt es auf Proportionen, Symmetrie und Ausführung an. Beim Schliff gibt es sechs Noten: Ideal, Excellent, Very Good, Good, Fair und Poor. Wichtig: Schliff ist noch nicht Form. Der Cut bezieht sich nur auf die reflektierenden Eigenschaften des Diamanten.

Diamant oder Brillant? Eine Frage der Form

Natürlich bringt der Schliff den Diamanten auch in Form. Oder vielmehr in verschiedene Formen: Der klassische Rundschliff macht aus ihm einen “Brillanten”. Darüber hinaus gibt es noch weitere Schliffformen. Sie sind nicht nur Geschmackssache. Sie hängen auch davon ab, was der Rohdiamant anbietet. So sind weniger gleichmässig geformte Steine nicht für einen runden Schliff geeignet. Auch sonst haben Schliffformen ihre Vor- und Nachteile, die sich wie folgt zeigen:

  • Der Prinzessinnen-Schliff macht vorhandene Einschlüsse weniger sichtbar, betont dafür aber unerwünschte Farbe.
  • Der “Asscher-Schliff” macht Imperfektionen sichtbarer. Die Experten von Antwerpdiamonds empfehlen, ihn nur für Diamanten mit einem Reinheitsgrad von mindestens SI1 zu verwenden. 
  • Weitere Formen sind Ovale, Tropfen, Smaragd-Schliff, Kissen-Schliff, Marquise-Schliff.
  • Der relativ neue Radiant-Schliff hat wie der Brillant 70 geschliffene Facetten – in perfekter Smaragdform. Diamantenhersteller planen den Cut für jeden Stein individuell. Ziel ist, höchste Brillanz zu erreichen, möglichst geringe Gewichtseinbusse beim Schleifen zu haben und so einen maximalen Wert zu erzielen.
Zwei Dutzend kleinere Diamanten.
Die Anlage in Diamant-Tokens ist dank Tokenisierung neuerdings möglich.

Chancen und Risiken von Diamanten-Tokens

Die Blockchain-Technik macht auch die Tokenisierung und den Handel mit Diamanten möglich. Wer in der Schweiz in Diamanten-Tokens investieren möchte, sollte sich an Anlagen in physische Diamanten halten. Heinz-Joerg Jansen, zertifizierter Händler an der Diamantenbörse Antwerpen, empfiehlt dabei eine Investition möglichst früh in der langen Wertschöpfungskette. Eine Investition über Aktien sei dagegen praktisch unmöglich, so der Diamantenexperte. De Beers zum Beispiel gehöre dem Rohstoff-Riesen Anglo American Corporation. Das Diamantenexposure – also der Anteil, mit dem die Diamanten zu Verlust- und Gewinnchancen des Investments beitragen – sei hier letztlich winzig.

Andere Faktoren wie Managementrisiken würden überwiegen. Der zweitgrösste Förderer, die russische Alrosa Gruppe, habe zwar ein höheres Diamantenexposure. “Hier kommen aber Währungsrisiken und politische Risiken hinzu. Und die sind für eine Anlage in Diamanten nicht förderlich.” Diamanten-Tokens können deshalb eine interessante Alternative sein.

Diamanten-Reinheit ist klar definiert

Für die Bewertung der “Clarity” gibt es genau definierte Abstufungen:

Deutschland
Einschlüsse sichtbar
IF
Lupenrein
gar nicht
VVS1/VVS2
sehr sehr kleine Einschlüsse
unter 10x Lupe
VS1/VS2
sehr kleine Einschlüsse
unter 10x Lupe
SI1/SI2
kleine Einschlüsse
unter 10 x Lupe
I1-I3
Einschlüsse
mit blossem Auge
Quelle: verlobungsringe.de

Kritische Sicht auf Diamanten-Anlage

Das Verbraucherschutz Forum in Deutschland sieht die Kapitalanlage in Diamanten kritisch. Vor allem, wenn man das Diamanten-Investment mit der Anlage zum Beispiel in Gold vergleicht. “Ein Kilo Feingold ist ein Kilo Feingold, welches Sie an jeder Ecke zum nahezu gleichen Preis bekommen, wenn Sie das verkaufen wollen”, schreibt das Forum. Bei einem Diamanten könne der Preis für ein Karat je nach Schliff und Steinqualität erheblich schwanken. “Das sind Faktoren, die man als Laie gar nicht einschätzen kann.” Gold, Silber oder Platin sei die bessere Sachwertkapitalanlage. “Da gehen Sie zur nächsten Bank um die Ecke und verkaufen das Metall zum aktuellen Tageskurs.” Der Kreis der Käufer für Edelsteine sei um ein Vielfaches kleiner.

Bei Aktien kommen Währungsrisiken und politische Risiken hinzu. Und die sind für eine Anlage in Diamanten nicht förderlich

Heinz-Joerg Jansen, Diamantenexperte und zertifizierter Händler an der Diamantenbörse Antwerpen

FAQ – Häufig gestellte Fragen

Woraus ergibt sich der Wert eines Diamanten-Tokens?

Die “4 Cs” sind das international anerkannte, transparente System für die Beurteilung von Diamanten: Carat, Colour, Clarity und Cut. Für den Wert eines Steines sind damit Gewicht, Farbe, Reinheit und Schliff entscheidend. Als Anleger ohne Fachkenntnisse müssen Sie sich allerdings auf die Bewertung eines Experten verlassen.

Wie weiss ich, dass meine Diamanten-Tokens echt sind?

Investieren Sie nur in Diamanten mit GIA-Zertifikat. Darin sind alle Angaben zum Stein festgehalten und es belegt seine Echtheit. Wenn Sie Diamanten-Tokens kaufen möchten, sollten Sie sich zudem genau informieren, ob der Verkäufer eine entsprechende behördliche Lizenz hat.

Sind Diamanten-Aktien eine Alternative zu Diamanten-Tokens?

Die drei grössten Diamantenförderer weltweit sind multinationale Mischkonzerne. Wenn Sie in deren Aktien investieren, machen Diamanten nur einen kleinen Teil Ihrer Anlage aus. Ausserdem haben Sie Managementrisiken, Währungsrisiken und politische Risiken. Mit einer Direktinvestition in physische Diamanten – zum Beispiel in Diamanten-Tokens – vermeiden Sie die.

Mit Zertifikaten gegen Blutdiamanten

Diamanten-Besitzer wollen Sicherheit. Die Industrie hat deshalb eine Reihe von Zertifikationssystemen entwickelt. Sie belegen die Herkunft eines Steines und seinen Weg entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Und sie machen es Händlern schwerer, Blutdiamanten in Umlauf zu bringen:

  • Kimberly-Zertifikatssystem für Rohdiamanten: Das System greift seit 2003. Es soll verhindern, dass Parteien in Konfliktgebieten illegal geschürfte Edelsteine exportieren, um aus dem Gewinn Waffen zu finanzieren, um legitime Regierungen zu stürzen. Jeder Rohdiamant muss von einem fälschungssicheren “Kimberley Process Certificate” begleitet werden. 
  • Lizenzierungspflicht für Händler von Rohdiamanten und Diamanten: Verkäufer und Aufkäufer von Rohdiamanten, alle Händler, Agenten und Kuriergesellschaften müssen behördlich registriert und lizenziert sein.
  • GIA-Zertifikat für Diamanten: Das GIA-Zertifikat ist der „Ausweis“ des bearbeiteten Diamanten. Es weist die Echtheit des Steines nach und gibt Auskunft über Identität, Herkunft und Wert. Das GIA (Gemological Institute of America) beurteilt seit 1931 professionell und unabhängig Diamanten. Das Institut hat die “4C” für die Bewertung von Steinen eingeführt. 

Sabine Melichar

Redakteurin | MBA Universität Köln / San Diego State University
Schwerpunkte: Tokenisierung | Digitalisierung von Unternehmen | Berufsbildung | Gesellschaft

Sabine Melichar

Redakteurin | MBA Universität Köln / San Diego State University
Schwerpunkte: Tokenisierung | Digitalisierung von Unternehmen | Berufsbildung | Gesellschaft