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Einkaufen und bezahlen mit dem digitalen Euro

Die Europäische Zentralbank (EZB) plant die Einführung eines rein digitalen Euros. Wo bezahlt man mit dem digitalen Euro? Kann man mit der Digitalwährung bereits einkaufen? Wir klären auf und geben Konsumentinnen und Konsumenten die wichtigsten Informationen.

Bereits im Oktober 2020 veröffentlichte die Europäische Zentralbank (EZB) ein Grundlagenpapier über die Thematik des digitalen Euros. Damit ist die Konstruktion einer völlig neuen Geldform gemeint. Der Euro soll künftig nicht mehr nur als Hart- oder Papiergeld verfügbar sein, sondern auch in rein digitaler Form.

Umfrage zur Euro-Digitalwährung

Als nächsten Schritt führte die EZB im April 2021 digitale Befragungen bei Privatpersonen durch, um die Akzepttanz einer Digitalwährung in breiten Teilen der Bevölkerung zu überprüfen. Mit folgendem Resultat:

  • 43 Prozent aller Teilnehmer ist der Datenschutz der Euro-Digitalwährung wichtig.
  • 18 Prozent sehen die Vorteile bei der Sicherheit.
  • 11 Prozent aller Teilnehmer ist es wichtig, mit Digitalgeld im gesamten Euroraum bezahlen zu können.
  • 9 Prozent lehnen zusätzliche Kosten im Zusammenhang mit der Währung ab.
  • 8 Prozent möchten auch von einer Offline-Nutzbarkeit profitieren.

Abschaffung des Euro-Bargelds ist kein Thema

Von einer Abschaffung des aktuellen Bargeldsystems ist laut Aussagen der EZB aktuell jedoch keine Rede. Vielmehr bekommen Sie als EU-Bürger künftig eine eigene Wallet für die Aufbewahrung des Zentralbankgeldes. Im Gegensatz zu Bank- oder Kreditkarten (VISA hat Krypto-Pläne) müssten alle Händler im EU-Raum die digitalen Euros künftig jedoch akzeptieren. Somit stellt der digitale Euro eine praktische Ergänzung zum bestehenden Bargeld, Giralgeld (Buchgeld) oder digitalen Aktien dar.

Unterschiede zwischen Digital-Euro und Bargeld

Geld, das wir in unserem Portemonnaie tragen, bezeichnet man auch als Bargeld. Es steht Ihnen als Konsumentin oder Konsument frei zur Verfügung. Das Geld auf Ihrem Girokonto oder Sparbuch nennt man hingegen Buch- oder Giralgeld. Geht die betreffende Bank in Konkurs, so bekommen Sie das Geld von der EZB zurückerstattet. Unter digitalen Euros versteht man nun alles Geld, welches in digitaler Form vorhanden ist. Es kann nur nicht gestohlen werden, wie dies bei Ihrem Portemonnaie der Fall sein könnte.

Gründe für die Einführung des Digital-Euro

Potenziellen Taschendiebstählen entgegenzuwirken ist für die Entwicklung des Digitaleuros nicht der Hauptgrund der EZB. Im Folgenden listen wir die wichtigsten Gründe, warum die EZB den Digitaleuro überhaupt entwickeln möchte:

  • Die Nutzung des Bargelds geht wegen des steigenden Internethandels stetig zurück.
  •  Digitale Zahlungsmethoden sowie Online-Banking sind bei Konsumenten beliebt.
  • Aktuell sind nur rund 20 Prozent der gesamten Geldmenge in Form von physischem Bargeld vorhanden.
  • Die Gefahr der Übernahme des Geldsystems durch Kryptowährungen steht im Raum.
  • Eindämmung von Geldwäsche, Terrorismusfinanzierung, Fälschungen, Kriminalität und Krypto-Betrug.
  • Erhöhung der Sicherheit des Giralgelds.

Ab wann einkaufen mit digitalem Euro?

Aktuell hinkt die EZB der US-amerikanischen Federal Reserve Bank (FED) beim digitalen Geld deutlich hinterher. Ursprünglich war der Start des Digitaleuros für das Jahr 2022 angesetzt, was aber nach aktuellem Stand unrealistisch erscheint.

“Mit der Etablierung einer entsprechenden Infrastruktur für den digitalen Euro ist vor 2026 nicht zu rechnen”, erklärt Prof. Dr. Philip Sandner von der Frankfurt School of Finance & Management in den Medien. Der digitale Euro befindet sich in einer Testphase – man prüft die zugrundeliegende Technologie. Auch Patrick Hansen vom Bundesverband für Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom) rechnet mit einer Verspätung. “Ich halte es für ziemlich unwahrscheinlich, dass der Digitaleuro für alle Bürger in der Eurozone bereits 2022 zur Verfügung stehen wird”, sagte Hansen in der Presse.

Wo kann ich mit dem digitalen Euro bezahlen?

Ist er dann einmal eingeführt, können Konsumentinnen und Konsumenten mit dem Digital-Euro genauso bezahlen wie beispielsweise mit Euromünzen und Euroscheinen. Jedoch ist der Digitaleuro keine Münze und wird auch sonst nicht in physischer Form ausgegeben. Der Digitaleuro ist ein rein virtuelles Konstrukt. Eigens für den Digitaleuro gibt es ein spezielles Konto, eine Wallet, welche aber noch in Planung ist. Auf die Wallet können Sie beim Einkaufen mit Ihrem Smartphone per App zugreifen. Beim Bezahlen mit dem Digitaleuro wird der entsprechende Betrag dann direkt von Ihrer Wallet abgebucht.

Euro-Transaktionen in Echtzeit

Somit geschehen die Transaktionen in Echtzeit. Dadurch entfällt künftig auch das Warten auf Zahlungseingänge oder Abbuchungen. Das individuelle „Digitaleuro-Konto“ können Sie jederzeit beliebig wieder auffüllen. Bezahlen kann man dann in allen Ladengeschäften, Supermärkten, in öffentlichen Ämtern sowie in allen Event- und Gastronomiebetrieben.

Digitaler Schweizer Franken in Arbeit

Neben der EZB tüftelt auch die schweizerische Nationalbank (SNB) gemeinsam mit der französischen Banque de France an einer eigenen Digitalwährung. Hierbei soll es sich um den E-Franken handeln. Im Gegensatz zum Digitaleuro ist der E-Franken jedoch vorrangig für Kreditgeschäfte zwischen Geschäftsbanken im In- und Ausland einsetzbar. Mit dem Projekt "Helvetia" wird damit vor allem die Tokenisierung von Vermögenswerten für potenzielle Finanzintermediäre vorangetrieben.

Wie funktioniert die Bezahlung?

Die Frage stellt sich, wie man mit der neuen Digitalwährung im Geschäft bezahlt. Dafür halten Sie lediglich das eigene Smartphone an das entsprechende Zahlterminal – und die Transaktion wird vollzogen! Der Bezahlvorgang ist derselbe wie beispielsweise bei Giro- oder Kreditkarten. Einziger Unterschied: Das System greift auf die Wallet zurück und nicht auf ein Giro- oder Kreditkartenkonto. Für die später nutzbaren Bezahlsysteme testet die EZB bisweilen zwei unterschiedliche Varianten:

  1. Das Target Instant Payment Settlement (TIPS). Geldtransfers in Echtzeit sind möglich.
  2. Das Distributed Ledger System über die Blockchain (auch bei Kryptowährungen im Einsatz). Die Vorteile liegen bei der Sicherheit und den voraussichtlich niedrigen Transaktionskoten.

Welche sind die Vorteile für Konsumenten?

Konsumenten profitieren beim digitalen Euro vor allem von mehr Sicherheit. Aktuell beläuft sich die Europäische Einlagensicherung auf eine Höhe von 100.000 Euro pro Anleger. Vermögen oberhalb dieser Grenze, die in Giralgeld (also auf dem Girokonto oder Sparbuch) angelegt sind, können einen Totalverlust erleiden. Das wird beim Digital-Euro voraussichtlich anders sein, sollte es zu einem Betrug oder Konkurs bei einer Bank kommen. Auch Vermögen oberhalb der magischen 100.000 Euro-Marke will die EZB in Form von Digitaleuros zurückbezahlen.

Fazit zum digitalen Euro

Der Digitaleuro steckt in seiner jetzigen Entwicklungsphase noch in den Kinderschuhen. Gleichzeitig kristallisiert sich ein vielversprechendes Konzept heraus, das bereits andere National- und Zentralbanken anwenden. In China beispielsweise ist der e-Yuan ab dem Jahr 2022 vollständig einsatzbereit. Viele Details bei der technischen Umsetzung des Digital-Euros sind aber noch nicht geklärt. Und die Zeit drängt! Die EZB fühlt sich aufgrund der fortschreitenden Lösungen im Bereich der Kryptowährungen immer mehr unter Druck gesetzt. Deshalb ist in den nächsten Jahren in jedem Fall mit der Etablierung einer europäischen Digitalwährung zu rechnen.

FAQ – Häufig gestellte Fragen

Wie kann ich mit dem Digital-Euro überhaupt bezahlen?

Der Digitaleuro funktioniert im Grunde genommen wie reguläres Geld auf dem Girokonto. Aber man bezahlt nicht mit Münzen, Banknoten oder einer Giro- oder Kreditkarte, sondern mit einer Smartphone-App. Diese App ist mit einer individuellen Wallet verknüpft. Diese bucht den Digital-Euro direkt von Ihrer Wallet ab.

Wie komme ich an eine eigene Wallet für den Digital-Euro?

Wenn der Digital-Euro in ein paar Jahren einsatzbereit ist, benötigen Sie ein eigenes Zentralbankkonto. Auf diesem können Sie Digital-Euros empfangen oder für eigene Einkäufe verwenden. Es handelt sich dabei um eine Art Wallet, die Sie jederzeit und überall zum Einkaufen nutzen können. Die EZB plant bei der Einrichtung der individuellen Zentralbankkonten die Einbindung von Geschäftsbanken.

Wird der Digitaleuro das aktuelle Bargeld ersetzen?

Ganz klar: Nein. Aktuell belaufen sich die Bargeld- und Zentralbankgeldmenge auf zirka 20 Prozent der Gesamtgeldmenge. Nach wie vor existieren also alle drei Geldmodelle (sprich: Bargeld, Giralgeld und das neue Zentralbankgeld) nebeneinander. Es besteht also keine Gefahr für Ihre individuellen Bargeldbestände.

Thomas Grether

Journalist | Redakteur | Unternehmer & Umweltwissenschaftler
Schwerpunkte: Tokenisierung | Digitale Transformationsprozesse in Firmen | Internet und Webpublishing | Umwelt

Thomas Grether

Journalist | Redakteur | Unternehmer & Umweltwissenschaftler
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