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Wein-Tokens: Wie prüfe ich Risiken beim Kauf?

Wein kann man nicht nur trinken oder im Keller lagern. Jetzt können Kleinanleger in der Schweiz auch Wein-Tokens kaufen: Die Tokenisierung macht das möglich. Eignet sich diese Wertanlage für Sie als Investor, was gilt es zu beachten und welche Risiken drohen?

Wer bisher exklusiven, lagerfähigen und gewinnversprechenden Wein kaufen wollte, sah sich mit Platzproblemen und hohen Ausgaben konfrontiert. Wein-Tokens öffnen die Spekulation mit Wein jetzt für jedermann. Die Tokenisierung ist nicht nur bei Oldtimern, Immobilien und Kunst angesagt, sondern zunehmend auch bei edlen Tropfen.

Mit dem Kauf von Wein-Tokens gehört Ihnen zwar nicht die ganze Flasche, aber ein gewisser Anteil. Wenn sich der Wert des Weins erhöht, profitieren Sie als Miteigentümer von dieser Entwicklung. Doch Vorsicht: Das Fine Wine Investment ist als langfristige Geldanlage zu sehen. Spekulieren Sie auf schnelle Gewinne, sind Sie hier an der falschen Adresse.

Für wen eignen sich Wein-Tokens?

Anbieter verkaufen die tokenisierten Weinflaschen über ihre Plattformen an Investoren auch in der Schweiz. Danach handeln Anleger die Weine und veräussern sie – ähnlich der Rendite von Kunst-Tokens – im besten Fall mit hohen Gewinnen. Spielen auch Sie mit dem Gedanken, Wein-Tokens zu kaufen? Dann sollten folgende Eigenschaften auf Sie zutreffen:

  • Sie sind mit Wein als Konsumprodukt vertraut
  • Sie sind bereit, das Risiko dieser Geldanlage zu akzeptieren
  • Sie sind auf das investierte Geld nicht angewiesen und möchten das Produkt nicht konsumieren
  • Sie besitzen Risikotoleranz

Tipp: Verwenden sie maximal drei Prozent Ihres Nettovermögens für exquisite Weine.

Frau mit Weinglas in der Hand.
Ein Glas Wein geniessen. Aber Achtung: Anleger können tokenisierten Wein nicht trinken.

Weinmarkt mit Umsatzwachstum

Der Weinmarkt gilt insgesamt als robust und wertstabil. Das Interesse und die Nachfrage an Wein steigen auch in der Schweiz. Und das jedes Jahr und weltweit. Laut Statista liegt der Umsatz im Wein-Segment 2021 weltweit bei etwa 293.391 Mio. Euro. Für 2025 prognostizieren die Wirtschaftsstatistiker ein Marktvolumen von 464.045 Mio. Euro. Ein jährliches Umsatzwachstum von 12,4 Prozent. Damit sind in der Regel hohe Renditen zu erwarten. Sobald die Weine verkauft werden, profitieren Sie von diesem Wertzuwachs.

In Wein-Tokens investieren?

Wein als Geldanlage bietet einige gute Voraussetzungen: Wein hat eine langfristig positive Performance für Anleger. Das Wein-Angebot ist begrenzt, die Nachfrage steigt stetig, der Markt ist transparent. Wein ist ein Sachgut, der Konsum nimmt stetig zu. Die Geldanlage in Wein ist als unabhängig vom Aktienmarkt zu sehen, so sind bei Wirtschaftskrisen keine negativen Auswirkungen zu erwarten.

Durch den Konsum des Weines reduziert sich das Angebot. Die seltenen Weinjahrgänge werden damit noch seltener. Die Qualität der Weine nimmt mit der Zeit zu, damit steigen die Preise. Die globale Nachfrage nach edlem Wein steigt ebenfalls. Die Angebotsmenge bleibt dagegen unverändert, da die Weingüter begrenzte Kapazitäten haben und die exklusiven Weinbaugebiete feststehen. Wein-Tokens, die auf der Blockchain liegen, schützen davor, Fälschungen zum Opfer zu fallen. Gerade bei hochpreisigen Jahrgängen sind Plagiate ein häufiges Problem. Die Kombination von Wein auf der Blockchain ist ein echter Mehrwert für Sie als Investoren.

Umsatz von Fine Wine: 5,1 Milliarden

Der Liv-ex Fine Wine 100 Index ist die anerkannte Richtschnur der Branche. Er zeigt die Preisentwicklung der 100 begehrtesten Weine. Die Entwicklung des Liv-ex 100 lässt sich mit dem DAX 30 und anderen wichtigen Aktienindizes vergleichen. Wein hat über die letzten 30 Jahre mehr Wertsteigerung erlebt als Aktien. Der weltweite Umsatz von Fine Wine lag im Jahr 2020 lag bei 5,1 Milliarden Euro. “Der Markt profitiert von einer äusserst geringen Volatilität und überdurchschnittlichen Wertsteigerung”, sagt Finexity-CEO Pauls Huelsmann. Finexity bietet als Marktportal tokenisierten Wein an. “In den vergangen zehn Jahren betrug die Wertschwankung des Fine-Wine-Markts im Schnitt 5%. In dieser Zeit konnte man konstante Renditen von über 13% pro Jahr verzeichnen“, sagt Huelsmann.

Rebflächen nach Ländern 1990 – 2019

Land
1990
2000
2010
2019
Spanien
1532
1174
1082
966
China
123
283
539
855
Frankreich
939
917
818
794
Italien
1024
908
795
708
Deutschland
95
105
102
103
Österreich
58
51
50
48
Schweiz
15
15
15
15
Quelle: Deutsches Weininstitut

Risiko: Blockchain ist noch nicht ausgereift

Wie bei jeder Geldanlage gibt es auch beim Kaufen von Wein-Tokens Risiken: Die Technik der Blockchain ist noch nicht ausgereift – die Blockchain tokenisiert die Weine. Daneben bestehen Gefahren wie Rechtsunsicherheit sowie eine derzeitig unzureichende Information und Aufklärung der Konsumentinnen und Konsumenten. Wein ist ausserdem nicht so liquide wie andere Assetklassen: Als Anleger können die edlen Tropfen in der Regel nicht mit einem Klick verkaufen. Ein weiteres Risiko: Die hohen Preise locken Fälscher an und ebnen die Grundlage für Wein-Fälschungen.

Der Verbraucherschützer warnt

Welche Chancen bieten Wein-Tokens den Kleinanlegern und Konsumenten? Ist das Geschäft mit Wein sinnvoll oder lauern Gefahren? “Wein-Tokens ermöglichen Kleinanlegern einen einfacheren Marktzugang als Aktien. Allerdings befindet sich diese Art von Geldanlage noch in den Kinderschuhen”, erklärt Markus Latta, Fachteamleiter für Finanzdienstleistungen beim VerbraucherService Bayern im KDFB e.V. (VSB). Es mangle an einer Regulierung durch den Gesetzgeber. “Den Anlegern fehlt die Rechtssicherheit.”

Deshalb sei mit Betrügern zu rechnen. “Sie versuchen, den Konsumenten und Kleinanlegern mit grossen Versprechungen das Geld aus der Tasche zu ziehen”, sagt Latta. Für Laien sei es sehr schwer, bei der Tokenisierung von Wertgütern wie Wein und entsprechenden Angeboten die Spreu vom Weizen zu trennen. “Selbst Fachleute aus dem Konsumentenschutz können hier an ihre Grenzen stossen.” Sein Tipp: “Achten Sie darauf, dass eine Internetseite klassische Kontaktdaten wie Impressum, Anschrift und Telefonnummer aufweist.” Aber auch diese Merkmale seien kein Garant für Seriosität. Daher sollte man im Zweifel eher auf ein Investment verzichten.

Es ist mit Betrügern zu rechnen. Sie versuchen, mit grossen Versprechungen den Kleinanlegern das Geld aus der Tasche zu ziehen.

Markus Latta, Fachteamleiter für Finanzdienstleistungen beim VerbraucherService Bayern im KDFB e.V. (VSB)

Weltweite Anbieter von Wein-Tokens

Wein ist derzeit noch ein Token-Nischenangebot. Dennoch gibt es bereits einige Anbieter, die mit Tokens für Wein handeln und den tokenisierten Wein verkaufen oder Plattformen hierfür bereitstellen. Nicht alle Anbieter unterliegen einer bestimmten Regulierung. So lohnt es sich, jedes Angebot genau zu betrachten, bevor Sie einen Kauf tätigen.

  • Das argentinische Weingut ICO MTB ist das erste, das 2018 Wein-Tokens verkauft und bezeichnet sich selbst als „Weltweit erstes Bio-Wein-gestütztes Cryptoasset Open Source Weingut“. Aktuell können Anleger den diesjährigen Jahrgang in Form des MTB21 Vintage Tokens erwerben.
  • Finexity in Hamburg bietet verschiedene Token-Beteiligungen an Wein an. Die Online-Plattform legt viele Zahlen auf der Webseite offen. Ein Beispiel einer abgeschlossenen Finanzierung sind neun Flaschen Château Lafite Rothschild (2018) mit einem Finanzierungsvolumen von 41.000 Euro und einer prognostizierten Performance von 5,25 % pro Jahr.
  • Die Blockchain-basierte Technologie wiV bietet Wein-Tokenisierung an. Weinproduzenten sind hier am richtigen Ort. Sie verkaufen den tokenisierten Wein dann auf der NTF-Plattform Open Sea möglichst gewinnbringend.
  • Alti Wine Exchange ist ein weltweit offener Marktplatz für Privatkunden, Institutionen und Makler. Sie handeln feine und seltene Weine als Token auf einem Marktplatz rund um den Globus. 
  • Die Zürcher Kryptobank Sygnum emittierte im Februar 2021 den ersten digitalen Vermögenswert unter dem neuen Schweizer Distributed Ledger Technologie (DLT)-Gesetz. Mit dem Token können Interessierte in hochwertigen Wein investieren. Zur Umsetzung hat sich die Bank mit der Fine Wines Capital AG zusammengeschlossen, die auf den Handel mit hochwertigen Weinen spezialisiert ist.

FAQ – Häufig gestellte Fragen

Wem gehört der tokenisierte Wein?

Bei der Tokenisierung wird jede Flasche Wein über die Blockchain in viele Tokens zerstückelt. Erwerben Sie beispielsweise ein Prozent einer seltenen Flasche, gehört Ihnen auch ein Prozent vom Wein. Trinken können Sie den edlen Tropfen dennoch nicht, da Sie nicht alleiniger Eigentümer sind. Der Wein ist im Besitz aller Anleger, die in die Wein-Tokens investiert haben.

Wo lagern tokenisierte Weinflaschen?

Tokenisierter Wein lagert bei den Anbietern oder direkt beim Weingut unter professionellen Bedingungen. Das heisst: klimatisiert und geschützt vor äusseren Einflüssen. Die Anbieter versichern die Weine ausserdem gegen Beschädigung und wertmindernde Gegebenheiten.

Muss ich ein Weinkenner sein um in Wein-Tokens zu investieren?

Ja. Es empfiehlt sich, dass Sie mit dem Thema Wein vertraut sind. So können Sie echte Raritäten von gewöhnlichen Flaschen besser unterscheiden. Als Kenner bewegen Sie sich zielsicher innerhalb der grossen Auswahl an Wein-Angeboten und investieren bewusst in bestimmte Jahrgänge.

Wie unterscheiden sich Wein-Tokens von Aktien?

Wein-Tokens sind zwar mit Aktien vergleichbar, dennoch unterscheiden sie sich. Und zwar darin, wie das Eigentum erfasst wird. Die Dokumentation eines Aktienbesitzes erfolgt in einer Datenbank, der Eigentümer erhält ausserdem ein Papierzertifikat. Wein-Tokens dagegen speichert es auf einer Blockchain, wobei sie in unterschiedliche Klassen eingeteilt werden können. Je nach Klasse bestimmen sich die Stimmrechte oder der Gewinnanteil.

Weinmarkt ist vom Aktienmarkt unabhängig

Wein-Tokens eigenen sich als eine sinnvolle Ergänzung Ihres Gesamtportfolios an Wertanlagen. Da der Weinmarkt vom Aktienmarkt unabhängig ist, können Sie – wenn die Aktienkurse sinken – im Weingeschäft dennoch gute Gewinne erzielen. Wein gilt als krisensicher, auch in wirtschaftlich turbulenten Zeiten. Das liegt auch daran, dass es sich hierbei um ein physisches Konsumprodukt handelt. Die Anbieter versichern die Weine gegen Beschädigung und wertmindernde Gegebenheiten, womit sich das Risiko des Totalverlusts deutlich minimiert.

Dr. Heidelinde Gutowski

Journalistin | Dr. Phil. (Soziologie, Germanistik)
Schwerpunkte: Verbraucherschutz | Public Relations | Gesellschaft | Nachhaltigkeit

Dr. Heidelinde Gutowski

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