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Kunstmarkt: Tokenisierung verbessert Vertrauen und Transparenz

Wieso sollte ich in Kunst investieren? Diese Frage stellen sich wohl viele Kleinanleger auch in der Schweiz. Kunst ist im Anlage-Portfolio noch eher selten. Einen Schub könnte die Tokenisierung mit Kunst-NFTs bringen. Denn Anleger wollen mehr Transparenz im Kunstmarkt – diese steigert das Vertrauen.

Als Anleger hat man verschiedene Möglichkeiten, in tokenisierte Kunst zu investieren. Auf Handelsplattformen kann man auch als Kunstanleger in der Schweiz reale oder digitalisierte Gemälde oder Skulpturen erwerben. Je nach Investment ist man danach Alleinbesitzer oder man besitzt das Kunstwerk anteilmässig zusammen mit anderen Investoren.

Künstler bieten NFT-Kunsttokens selber an

Künstlerinnen und Künstler bieten tokenisierte Kunst neuerdings selbst an. Sie umgehen Galerien oder Auktionshäuser und sparen damit Provisionen und Gebühren. Sie tun das, indem sie ihr Kunstwerk zu einem sogenannten “NFT” machen – einem Non Fungible Token. Der Token wird über die Blockchain generiert und ist nicht austauschbar. Wir haben für Sie hier eine NFT-Anleitung erstellt.

Deloitte prognostiziert schwächeres Wachstum

Wieso aber sollte ich über die Tokenisierung Kunst-NFTs erwerben – welche Gründe sprechen für ein Investment? Zwar ist der Kunstmarkt über die Jahre verwöhnt von einer konstanten bis steigenden Nachfrage. Historisch liegt der Anlagehorizont bei mindestens sieben Jahren. Die Illiquidität unterstützt die Wertstabilität.

Doch die 6. Ausgabe des alle paar Jahre erscheinenden “Deloitte Art & Finance Reports” sieht ein schwächeres Wachstum des Kunstmarkts voraus. Deloitte ist ein weltweit agierendes Wirtschaftsprüfungs- und Risikoberatungsunternehmen mit Sitz in der Schweiz. Gemäss Deloitte-Report zeigen die jüngsten Ergebnisse der grossen Auktionshäuser folgendes:

  • Die Auktionsverkäufe haben sich in den ersten sechs Monaten des Jahres 2019 um 20 Prozent verlangsamt.
  • Dieser Trand basiert auf den Ergebnissen von Sotheby’s, Christie’s und Phillips.
  • Fazit der Autoren: “Dies könnte darauf hindeuten, dass der Kunstmarkt auf eine Periode schwächeren Wachstums zusteuert.”
  • Als Begründung nennen sie die Unsicherheit rund um den Brexit als auch den Handelskrieg der USA mit China. Dies fordere seinen Tribut auf dem globalen Kunstmarkt.
Besseres Vertrauen dank Blockchain? Menschen vor einer Bilderwand.
Kunstsammler möchten Transparenz bei Investitionen in Krypto-Kunst.

Was hält die Leute von Kunstinvestments ab?

Die Wachstumstrends des Kunstmarktes in den letzten Jahren konnten nicht mit dem Wachstum des globalen Vermögens Schritt halten. Die Korrelation zwischen der Vermögensbildung und dem Wachstum des Kunstmarktes ist tief. Es stellt sich die Frage, was vermögende Privatpersonen davon abhält, mehr von ihrem Vermögen in Krypto-Kunst als Anlageklasse zu investieren. Fehlt womöglich das Vertrauen in den Kunstmarkt?

Die Tokenisierung von Kunst kann den Weg für einen transparenteren Markt ebnen.

Shermin Voshmgir, Gründerin von Token Kitchen in Berlin

Dem Kunsthandel mangelt es an Transparenz

Die Autoren des Reports schreiben, die Attraktivität des Kunstmarktes sei beeinträchtigt durch einen Mangel an Transparenz:

  • Im aktuellen Deloitte-Bericht gaben 75 Prozent der Kunstsammler an, dass ein Mangel an Transparenz die grösste Bedrohung für den Ruf des Kunstmarktes sei.
  • Im vorangehenden Berichtsjahr erachteten noch 62 Prozent der Sammler die Transparenz als Problem.

Mit anderen Worten: Erfahrene und etablierte Kunstliebhaber kritisieren die Intransparenz des Kunsthandels. Wohl auch deshalb scheuen potenzielle neue Kunstkäufer den Markt, der immer wieder mit Korruption und Fälschung auf sich aufmerksam macht.

Vertrauen in den Kunstmarkt durch Tokenisierung

  • Technologie hat das Potenzial, den Kunstmarkt zu verändern. ArtTech-Start-ups zielen darauf ab, die Transparenz und das Vertrauen zu erhöhen. Und zwar beispielsweise durch den Einsatz der Blockchain-Technologie.
  • Zudem könne eine verstärkte Regulierung den Kunstmarkt zu mehr Transparenz zwingen. Die fünfte EU-Richtlinie zur Bekämpfung der Geldwäsche sowie die Anti-Geldwäschbehörde Alma könnte die Geschäftsabläufe des Kunstmarktes beeinflussen. Die Richtlinie trat im Januar 2020 in Kraft.

Veränderungen wie diese verbessern die Reputation des Kunsthandels. Die Kunstbranche möchte die Expansion des Marktes über seine derzeitigen Grenzen hinaus begünstigen. Man möchte über seinen bestehenden Kundenstamm hinaus expandieren. “Vielleicht wird eine stärker regulierte, professionellere und transparentere Kunstbranche mehr Vertrauen und Interesse bei den Vermögensverwaltern wecken”, heisst es im Deloitte-Report.

Kunstsammler wollen mehr Transparenz

Adriano Picinati di Torcello, Director und Global Art & Finance Coordinator bei Deloitte sagt: “Die Ergebnisse zeigen, dass mangelnde Transparenz ein ständiges Anliegen der Sammler ist. Dies führt zu einem anhaltenden Misstrauen gegenüber dem Markt.» Eine neue Herausforderung ergebe sich zudem aus den Investoren der nächsten Generation. “Ihr Interesse geht über die finanzielle Rendite hinaus und erstreckt sich auf die soziale Wirkung.”

Blockchain treibt das Impact Investing in Kunst an

Die Tokenisierung könnte ein Katalysator für neue Kunst- und Finanzinitiativen werden: Die Existenz digitaler Tokens ist nicht neu. Die Geschwindigkeit, mit der diese kryptografischen Token eingesetzt und ausgegeben werden ist jedoch hoch. Und gemäss Deloitte ein Indikator dafür, dass sie “die Killer-Blockchain-Anwendung” sein könnten, auf die viele Menschen gewartet haben.

Die Blockchain-Technologie treibt Veränderungen im Impact Investing voran: Die Kunst-Tokenisierung könnte die nächste Generation von Kunst- und Kultur-Impact-Investment-Modellen fördern. Solche Modelle kombinieren Bruchteilseigentum mit Social-Impact-Investitionen. Ein Beispiel für ein solches Bruchteilseigentum ist Andy Warhols Gemälde “14 Small Electric Chairs”. Es wurde im Jahr 2018 auf der Maecenas-Plattform tokenisiert und verkauft.

Kunstverkauf lässt sich durch Tokenisierung nachverfolgen

Für mehr Transparenz und Vertrauen sprechen folgende Aspekte:

  • Der Kunstverkauf mittels tokenisierter Zertifikate lässt sich durch den Einsatz der Blockchain-Technologie nachverfolgen.
  • Der anschliessende Handel lässt sich auf Basis der Blockchain ebenfalls nachverfolgen.
  • Die Besitzer der tokenisierten und fraktionierten Kunstwerke können ihre Zertifikate jederzeit über den Maecenas-Kunstmarktplatz an andere Käufer verkaufen.
  • Der endgültige Preis für ein Kunstwerk wird durch einen Smart Contract über die Ethereum Blockchain festgelegt – auf faire und transparente Weise.

Korruption, Fälschung und Hacking eindämmen

“Die Tokenisierung von Kunst kann den Weg für einen transparenteren Markt ebnen”, sagt Shermin Voshmgir, Gründerin des BlockchainHubs und von Token Kitchen in Berlin. Kleine und grössere Anleger könnten in vielfältige und verifizierte Kunstwerke investieren. Herkunft eines Kunstwerks und Zugehörigkeit lassen sich mit Hilfe von Tokens über eine öffentliche Blockchain verwalten. Herkömmliche Systeme im Kunsthandel seien mit Korruption, Fälschung und Hacking oft überfordert. “Blockchain und Tokenisierung könnten diese Probleme lösen”, sagt Voshmgir.

Kunstwerke lassen sich öffentlich überprüfen

Tokenisierte Systeme verwenden Hashes und Kryptographie, um sicherzustellen, dass Dokumente nicht manipuliert werden. Die Blockchain-Infrastruktur macht viele bis anhin beteiligte, unsicheren Kontrollinstanzen überflüssig. Und sie garantiert gleichzeitig die öffentlich überprüfbare Herkunft von Kunstwerken. Die Verwaltung von Asset-Transfers ist über Smart Contracts transparent sichergestellt, bei niedrigeren Kosten.

Verbessertes Rechtemanagement für die Künstler

Tokens ermöglichen auch eingebaute Optionen für das Rechtemanagement und die Abrechnung. Das bedeutet laut BlockchainHub-Gründerin Shermin Voshmgir folgendes: "Künstler erhalten einen besseren Schutz ihrer geistigen Eigentumsrechte. Und es entsteht mehr Markttransparenz darüber, wer ihre Kunst genutzt hat", sagt sie. Tatsächlich ermöglicht die Tokenisierung eine transparentere und vermittlungsfreie Verwaltung der Rechte an geistigem Eigentum. Und die anschliessende Abrechnung der Tantiemen in Echtzeit. So lassen sich Kunstwerke an eine Galerie vermieten. Die Tantiemen wiederum können direkt abgerechnet und in Form von Token in Echtzeit an den Künstler gesendet werden. Basierend auf der Anzahl der Personen, die das Kunstwerk betrachten.

Thomas Grether

Journalist | Redakteur | Unternehmer & Umweltwissenschaftler
Schwerpunkte: Tokenisierung | Digitale Transformationsprozesse in Firmen | Internet und Webpublishing | Umwelt

Thomas Grether

Journalist | Redakteur | Unternehmer & Umweltwissenschaftler
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