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Pferde-Tokens: IRON demokratisiert den Gallopsport

IRON will die Vollblut-Rennindustrie modernisieren: Mit Hilfe der Blockchain. Die digitale Infrastruktur soll vor allem jüngeren Galoppsport-Fans eine Beteiligung an Rennpferden ermöglichen. Wir haben mit IRON über die Chancen und Risiken von Rennpferde-Tokens gesprochen.

Das International Racehorse Owners Network (IRON) hat eine Vision: den “Sport der Könige” neu beleben und mit Hilfe der Blockchain-Technologie demokratisieren. Geht es nach IRON, ist die breite Öffentlichkeit beim Pferderennen in Zukunft nicht mehr nur Zuschauer. Vor allem die jüngere Generation auch in der Schweiz soll Anteile an Vollblütern in Form von Rennpferde-Tokens besitzen können – und der Industrie den Nachwuchs sichern.  

Der Galoppsport hat ein Attraktivitätsproblem

Denn die Branche hat ein zunehmendes Attraktivitätsproblem bei den Jüngeren. Frank Tong ist Geschäftsführer von QBN Capital und einer von 33 “Stewards”, die IRON als Verwalter führen. Er sagt: “Es gibt heute ein enormes Unterhaltungsangebot. Im Fussball finden teilweise mehrere Events in der Woche statt. Pferderennen können da nicht mithalten.” Zudem seien die Eintrittsbarrieren für Fans des Galoppsports hoch. Wer dazugehören will, muss viel Geld bezahlen. Und: Rennpferdebesitzer brauchen eine Genehmigung, damit ihr Pferd laufen darf.

Mit Pferde-Tokens die Hürden nehmen

Die Tokenisierung von Pferden kann Probleme lösen: Mit einer Beteiligung an tokenisierten Pferden liessen sich diese Hürden umgehen: “Für junge Leute ist IRON eine Eintrittskarte in das Ökosystem Rennbahn: Mit uns können sie ihre ersten vorsichtigen Schritte als Pferde-Token-Besitzer tun – mit kontrolliertem Risiko. Und sie sammeln exklusive Erfahrungen, die der Öffentlichkeit vorenthalten bleiben”, sagt Frank Tong. Dabei würden ihnen das Tagesgeschäft und der lästige Papierkram, der mit dem Besitz eines Rennpferds einhergeht, abgenommen. Diese Vorteile sieht auch Blockchain-Experte Andrea Bianconi. Für ihn zählt zudem der Sicherheitsaspekt: “Die Blockchain ist vollkommen transparent. Daten können nicht manipuliert werden. Bei der Dokumentation auf Papier kann immer etwas verloren gehen.”

Sieben Vollblüter stehen für Pferde-Tokens bereit

Im Frühjahr hat IRON bei Inglis, Australiens führender Auktionsgesellschaft für Vollblüter, die ersten sieben Jährlinge gekauft: drei Hengste und vier Stuten. Die werden derzeit auf der australischen Muskoka Farm für die Rennbahn fit gemacht. Investoren sollen sich schon bald mit Pferde-Tokens an den Tieren beteiligen können. Der Eigentümer des renommierten Trainingsstalls, David Boehm, ist auch Chairman von IRON. Die Ausbildung sei entscheidend für den Erfolg eines Rennpferds, erklärt er. Man könne sehr viel falsch machen. Das führe oft zum frühzeitigen Karriere-Aus. Bei IRON arbeitet man ausschliesslich mit erfahrenen Trainern wie Chris Waller, John Moore, Peter and Paul Snowden und Mark Newnham zusammen. Die würden die Tiere so fördern, dass sie ihr Potenzial nachhaltig entwickeln können.

Frank Tong, IRON Steward

Für junge Leute ist IRON eine Eintrittskarte in das Ökosystem Rennbahn: Sie können ihre ersten vorsichtigen Schritte als Rennpferdebesitzer tun.

Frank Tong, Steward und Managing Partner bei IRON

Pferderennen ist ein Hoch-Risiko-Spiel

IRON setzt auf renommierte Partner, um den eigenen ambitionierten Anspruch zu erfüllen: bei der Infrastruktur den Goldstandart zu schaffen. Und man will das Vertrauen der Investoren gewinnen. Denn: Pferderennen ist ein Wettsport. Es geht um viel Geld. Seriosität ist entscheidend. “Unsere Vollblüter sind optimal ausgesucht und sie werden optimal gefördert”, sagt David Boehm. “Wir legen das Geld unserer Investoren gut an.” Trotzdem bleibe Pferderennen immer ein Hochrisiko-Spiel. Das ist auch die Einschätzung von Andrea Bianconi: “Rennpferde sind wunderbare Geschöpfe. Aber sie sind auch einem hohem Verletzungsrisiko ausgesetzt. Das gefährdet die Performance und den ökonomischen Wert.” Rennpferde-Tokens seien als Investment daher nur für risiko-affine Investoren geeignet.

Das erste IRON-tokenisierte Pferd

Name des Vaters
Written Tycoon
Name der Mutter
Ballet Rose
Geschlecht
Stute
Geburtsdatum
8.9.2019
Trainer
John George Moore
Trainingsstall
Musoska Farm
Quelle: IRON

Drei Szenarien für die Rennpferde-Tokenisierung

Parallel zur Ausbildung der Pferde in Australien arbeiten IRON-Juristen in Hongkong daran, Rennpferde-Tokens für den digitalen Verkauf herzustellen. Grundsätzlich gibt es drei Szenarien, wie die Galopper als Vermögenswerte in digitale Anteile zu zerstückeln:

  1. Durch Tokenisierung einzelner Pferde
  2. Tokenisierung aller Pferde im “Paket”
  3. Tokenisierung von IRON als Gesellschaft
Das erste tokenisierte Pferd von IRON
Das erste tokenisierte Pferd von IRON.

Indirekte Beteiligung an Pferden

Die Eigentümerschaft an einem Pferd an sich abzubilden, sei in allen Szenarien einfach, sagt Frank Tong. Man habe sich aber für Option 3 entschieden. Dabei bilden die Tokens nicht den anteiligen Besitz eines Pferdes ab, sondern einen Anteil an der Organisation IRON. Der Organisation gehören die Pferde und sie übernimmt das Rennmanagement. Jeder Investor habe den seinem Token-Investment entsprechenden Anspruch auf Preisgelder. Ergebnisse und Gewinne können Token-Besitzer in der Schweiz in Form von transparenten Daten auf der IRON-Plattform verfolgen.

Tokens können auch Rechte beinhalten

Kompliziert wird es, wenn es um die Rechte geht, die mit einem Token verbunden sind. So könnte man die Entscheidung, welche Rennen ein Pferd läuft,mit tokenisieren. Jeder Token entspräche dann einer Stimme. Allerdings dürfte vor allem der angestrebten jüngeren Zielgruppe die Erfahrung und die Expertise fehlen, um alternative Startoptionen sinnvoll gegeneinander abzuwiegen. Das IRON Horse and Racing Committee übernimmt daher das Rennmanagement. Anders als bei Investments in Kunst und Weine sollen Besitzer von Rennpferde-Tokens bei IRON die Pferde zudem hautnah miterleben können. Zumindest ab einem bestimmten Anteil. “Investoren, die sich mit einer grossen Menge an Tokens beteiligen, bekommen für ihren höheren Kapitaleinsatz auch mehr Rechte,” so Tong.

David Boehm, IRON Chairman

Uns geht es primär darum, junge Menschen für den Galoppsport zu begeistern – und die nächste Generation von Besitzern hervorzubringen.

David Boehm, IRON-Chairman und Eigentümer des Trainingstalls Muskoka Farm

Token Vorverkauf bis Jahresende

So oder so: Man arbeitet mit Hochdruck an der Tokenisierung. Für das vierte Quartal ist ein Presale geplant. Hier sollen die Interessenten zum Zuge kommen, die bereits auf der Warteliste stehen. IRON rechnet damit, dass die Tokens schnell ausverkauft sein werden. Kurz bevor die Pferde in den Rennbetrieb gehen, startet die eigentliche Angebotsphase. “Die Investoren investieren in eine Goldmiene mit unbekanntem Ausmass. Bevor die Pferde das erste Mal gelaufen sind, haben wir den Ankaufspreis als Grundlage für unsere Kalkulation.” Der betrug im Schnitt 500.000 australische Dollar für jedes Pferd. “Wie sich der Wert danach entwickelt, kann niemand sagen. Deshalb müssen wir die Finanzierung vorher abgeschlossen haben.”

Rennpferde-Tokens: Hohes Risiko trotz Ausfallversicherung

Neben dem Kaufpreis berücksichtigt IRON auch Rennmanagement, Training und Unterhalt der Pferde in der Finanzierungsumme – und zwar für einen Investitionszeitraum von vier bis fünf Jahren. Im Durchschnitt verbraucht ein Pferd 50.000 Hongkong-Dollar im Monat – das sind 5.000 Euro. Darin enthalten sind auch Versicherungskosten. IRONs Rennpferde sind doppelt versichert: mit einer Lebensversicherung und einer “loss of use”-Versicherung. Die kompensiert Gewinnausfälle, wenn das Pferd verletzungsbedingt pausieren muss. Aber, sagt Frank Tong: “Keine Versicherung deckt alle Eventualitäten ab. Bei Tieren weiss man nie, was passiert. Das Risiko bleibt hoch.”

Verkaufsstart in Asien und Australien

Derzeit konzentriert sich IRON für die Finanzierung auf Australien und Asien. Aktive Werbung betreibe man nicht. Der Kauf der sieben Vollblüter bei der Frühjahrsauktion sei Publicity genug gewesen. Die Warteliste mit Token-Interessenten ist laut David Boehme lang. Das Unternehmen sei aber im Gespräch mit grossen Auktionsgesellschaften in Europa und dem Mittleren Osten. Man geht davon aus, dass auch aus diesen Regionen und etwa der Schweiz Investoren-Anfragen kommen. Nämlich dann, wenn die Zusammenarbeit mit weiteren, international bekannten Partnern offiziell ist. “Was wir mit IRON machen, ist nicht der Versuch von ein paar Einzelnen, etwas zu erreichen. Es ist die kollektive Anstrengung einer ganzen Industrie, die für ihre Zukunft kämpft. Und die liegt in der Demokratisierung des Galopprennsports – auf der Blockchain.”

Bessere Chancen durch Diversifizierung

Pferde-Investments sind riskant. Wer sein Geld in klassisch in ein einzelnes Rennpferd investiert, läuft Gefahr, alles zu verlieren, wenn das Tier ausfällt. Die Tokenisierung allerdings ermöglicht eine Risiko-Diversifizierung. Bei einem Token-Investment verliert man nur seinen Anteil. Bei mehreren Pferden lässt sich das Risiko streuen. Zudem steigt mit mehreren Pferde-Token-Investments die Chance, dass ein überdurchschnittlicher Performer dabei ist. Renditeversprechungen macht IRON aber nicht. "Nicht zu wissen, wann mit welchem Pferd welcher Gewinn möglich ist, macht den Reiz des Galoppsports aus," sagt IRON Chairman David Boehme. Manche Pferde hätten ihren Besitzern mehr als das Hundertfache ihres Kaufpreises gebracht. Aber: "Uns geht es primär darum, junge Menschen für den Galoppsport zu begeistern – und die nächste Generation von Besitzern hervorzubringen."

FAQ – Häufig gestellte Fragen

Kann ich bei IRON Pferde-Tokens kaufen?

Noch nicht. Das Unternehmen treibt derzeit die Tokenisierung von sieben Vollblütern voran. Bis Ende des Jahres sollen die Pferde-Tokens in den Presale. Interessenten können sich auf der IRON-Website für eine Warteliste registrieren.

Was beinhalten Pferde-Tokens von IRON?

Was IRON Pferde-Tokens genau beinhalten, steht noch nicht fest. Auf jeden Fall dem Anteil entsprechend das Recht auf Preisgelder. Je nachdem könnten nötigenfalls ein Mitspracherecht bei Rennentscheidungen und ein Umgangsrecht hinzukommen.

Ist der Kauf von Pferd-Tokens riskant?

Pferderennen ist ein Hoch-Risiko-Spiel. Die Tiere können in ihrer Leistung hinter den Erwartungen zurückbleiben. Sie können sich auch so verletzen, dass sie keine Rennen laufen können. Ausfallversicherungen decken das Risiko nie komplett ab.

Sabine Melichar

Redakteurin | MBA Universität Köln / San Diego State University
Schwerpunkte: Tokenisierung | Digitalisierung von Unternehmen | Berufsbildung | Gesellschaft

Sabine Melichar

Redakteurin | MBA Universität Köln / San Diego State University
Schwerpunkte: Tokenisierung | Digitalisierung von Unternehmen | Berufsbildung | Gesellschaft