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Tokenisierte Diamanten: Brillante Investmentidee oder Risiko?

Über die Blockchain tokenisierte Diamanten sind jetzt auch für Privatinvestoren mit kleinerem Budget verfügbar. Bei uns erfahren Sie, was Sie als Anleger in der Schweiz über den Diamantenmarkt, die Risiken und Blutdiamanten wissen sollten.

Diamanten sind nicht nur wunderschön. Investoren profitieren bei den edlen Steinen auch von einer günstigen Marktlage: Ein stagnierendes Angebot trifft auf eine steigende Nachfrage. Die weltweite Produktion hat sich laut einer Studie der Berenberg-Bank seit 1980 fast verdreifacht. Rohdiamanten bleiben trotzdem ein knappes Gut. Brillant geschliffen waren sie bislang nur für einige Wenige erschwinglich. Das ändert sich gerade. Denn es gibt jetzt dank Blockchain-Technologie tokenisierte Diamanten.

In tokenisierte Diamanten investieren

Die Tokenisierung von Diamanten bietet Anlegern auch in der Schweiz die Möglichkeit, direkt zu investieren – auch mit kleinem Budget. Krypto-Plattformen haben die Supersteine als neue Assetklasse entdeckt. Wie bei anderen tokenisierten Sachwerten – beispielsweise Autos, Rendite-Projekten mit Immobilien, Gemälden – beteiligen sich bei tokenisierten Diamanten private Investoren mit einem bestimmten Betrag am Anlageobjekt.

Die Plattform führt das Funding durch und “zerstückelt” den Diamanten in Tokens. Investoren haben ihren anteiligen Besitz in ihrer Wallet und können auf der Blockchain darüber verfügen. Am Ende des angesetzten Investitionszeitraums verkauft die Plattform den Diamanten. Schweizer Anleger bekommen ihren anteiligen Gewinn in ihre Wallet ausbezahlt. Auf Kryptobörsen können sie ihre Diamanten-Tokens zudem auch vorher verkaufen. 

Das spricht für ein Diamanten-Investment

  1. Diamanten sind sicher vor Inflation und stabil in Zeiten einer Rezession.
  2. Diamanten konzentrieren hohe Vermögenswerte auf minimalem Raum.
  3. Geschliffene Diamanten haben eine niedrige Volatilität.
  4. Es besteht praktisch keine Korrelation zu anderen Assetklassen. Deshalb eignen sich Diamanten sehr gut für die Portfolio-Diversifizierung.
  5. Die Wertentwicklung von Diamanten war in der Vergangenheit relativ stabil.
  6. Die Prognosen für die zukünftige Wertentwicklung sind positiv.

Begrenzte Menge an förderbaren Steinen

Diamanten sind da, wo sich Kimberlit-Gestein findet. Der grösste Teil des weltweiten Kimberlitvorkommens verteilt sich auf Russland, wenige Länder Afrikas, Kanada und Australien. In den letzten 25 Jahren hat man 10 000 neue Kimberlit-Vorkommen entdeckt, so die Berenberg-Studie. Allerdings habe weniger als ein Prozent der Standorte die Wirtschaftlichkeitsprüfung bestanden. Durchschnittlich dauere es fünf bis acht Jahre, bevor in einem identifizierten Zielgebiet eine Mine den kommerziellen Betrieb aufnähme. Die Investitionen in dieser langen Vorlaufzeit seien hoch. Seit 1996 sei deshalb keine grosse Mine mehr dazugekommen.

Diamant mit originalem Kimberlit-Gestein.
Soll über die Blockchain angeboten werden: Diamant mit originalem Kimberlit-Gestein.

Knappe Ressourcen – höhere Preise

Diamantenexperte Heinz-Joerg Jansen ist einer von nur drei zertifizierten deutschen Händlern an der Diamantenbörse Antwerpen. Er stelle eine zunehmende Verknappung der Ressourcen fest. “Diese könnte in der Folge die Verfügbarkeit bestimmter Diamantentypen einschränken.” In den letzten 20 bis 25 Jahren seien zwar verschiedene kleine Minen eröffnet worden. “Aber sie können nicht ansatzweise das ausgleichen, was an ausgebeuteten Vorkommen wegfallen wird”, sagt Jansen. Und: “Schlimm ist das vor allem bei farbigen Diamanten.” Die australische Aryle Mine, aus der 90 % der die sogenannten “Fancy Pink” kommen, ist seit November 2020 geschlossen. Jansen: “Es ist davon auszugehen, dass dieser Nachfrageüberhang die Preise in die Höhe treiben wird.”

Die Diamantenressourcen werden knapper. Besonders farbige Diamanten sind betroffen. Das wird die Preise in die Höhe treiben.

Heinz-Joerg Jansen, Zertifizierter Händler an der Diamantenbörse Antwerpen

Anleger müssen Verlustrisiko beachten

Für Anleger ist es auf den ersten Blick logisch, vom Preisanstieg profitieren zu wollen. Doch der Glanz der Steine könnte für sie gefährlich sein. Denn der Diamanten-Markt bleibt für Anleger extrem riskant. Aus folgenden Gründen:

  • Seit jeher reagieren Luxusgüter enormen Preisstürzen auf plötzliche Wirtschaftseinbrüche.
  • Wer gerade dann seine Steine verkaufen muss, weil er dringend Geld braucht, macht womöglich Verlust.
  • Zudem sind auch Diamanten Trends ausgesetzt. Ein bestimmter Schliff ist der vielleicht schon in ein paar Jahren weniger wert.

Blutdiamanten: Konfliktsteine aus Kriegsgebieten

Die Diamantenindustrie wurde immer wieder von Skandalen um “Blutdiamanten” erschüttert. Der Kimberley-Prozess (KP) sollte der illegalen Schürfung von Steinen aus Kriegsgebieten ein Ende setzen. Trotzdem kommt es bis heute in der Diamantenindustrie zu Menschenrechtsverletzungen. Doch es gibt Grund zur Hoffnung, den Diamanten-Konflikt zu lösen: Im Zentrum steht die Blockchain, welche auch die Tokenisierung der Steine ermöglicht. Mit ihr lassen sich Lieferketten transparent abbilden und Rohstoffe zurückverfolgen.

FAQ – Häufig gestellte Fragen

Wo kann ich tokenisierte Diamanten kaufen?

Die Hamburger Finexity AG hat auf ihrer Plattform bereits das erste Funding erfolgreich abgeschlossen und den Einkaräter “Fancy Pink” tokenisiert. In Zukunft können Sie als Anleger auf der Plattform in weitere tokenisierte Diamanten investieren. Es ist davon auszugehen, dass es bald mehr Anbieter geben wird.

Woran erkenne ich einen tokenisierten «Blutdiamanten»?

Seit 2003 muss jeder Rohdiamant ein Kimberley-Zertifikat haben. Das bescheinigt, dass es sich nicht um einen Stein aus einem Kriegsgebiet handelt. Das Kimberley-System ist allerdings bei Menschenrechtsorganisationen immer wieder in der Kritik. Lieferketten sind bei weitem nicht immer so transparent wie gefordert. Als Anleger sollten Sie sich genau informieren, wo ein Diamant herkommt.

Investment in tokenisierte Diamanten – was sind die Risiken?

Bei jedem Diamanteninvestment gilt: Es gibt immer nur historische Daten. Die tatsächliche Preisentwicklung lässt sich nicht voraussagen. Auch wenn heute die natürlichen Ressourcen knapp sind: Wird ein neues Vorkommen entdeckt, können die Preise schnell einbrechen. Die Gefahr ist, dass Sie Verluste machen.

Wer bietet tokenisierte Diamanten an?

Der Markt für tokenisierte Diamanten entwickelt sich gerade. Diese Unternehmen spielen beim Ausbau der neuen Assetklasse eine Rolle – oder könnten es in Zukunft tun: 

  • Die Hamburger Finexity AG hat gezeigt, dass Diamanten auch als tokenisierter Sachwert funktionieren. Das Unternehmen konnte den ersten tokenisierten Diamant innerhalb kurzer Zeit erfolgreich platzieren.
  • Das Kölner Fintech GTS bietet über seine Plattform Heygold seit kurzem Krypto-Gold an. Das Unternehmen plant noch in diesem Jahr, auch Diamanten zu tokenisieren.
  • Die End-to-End-Tokenisierungslösung der Schweizer Sygnum Bank erlaubt ebenfalls eine Tokenisierung von Diamanten.

Weltweite Diamantenproduktion 2020

Land
Menge in Karat
Wert in $
Russland
31.186.550,59
2.254.886.568,57
Botswana
16.940.705,00
2.521.363.106,00
Kanada
13.103.545,77
929.282.614,88
Kongo
12.743.355,19
89.285.337,96
Australien
10.945.135,55
876.142,53
Quelle: Kimberley Process

Berühmte Steine – erstaunliche Fakten

  • Der Cullinan-Diamant ist der grösste Diamant aller Zeiten. Er wog 3106 Karat – 621,2 Gramm. Der Diamantenschleifer Joseph Asscher spaltete den Rohdiamanten 1908 in 105 Steine – 96 kleine und neun grosse. Letztere liegen heute als Teil der britischen Kronjuwelen im Tower of London.
  • Der “Pink Star” ist der teuerste Diamant, der je bei einer Auktion unter den Hammer kam. Die Hongkonger Chow Tai Fook Gruppe bezahlte 2017 genau 71,2 Millionen US-Dollar an Sotheby‘s und benannte den Stein in “CTF Pink” um.
  • “The Key 10138” spielt mit einem erwarteten Erlös von 15 Millionen US-Dollar in einer anderen Liga mit. In die Geschichte eingehen kann er trotzdem: als bislang teuerstes physisches Objekt, das mit Kryptowährung bezahlt werden kann. Sotheby’s machts möglich.

Schätze aus dem Erdinnern: So entstehen Diamanten

Tokenisierte Diamanten sind wie alle natürlichen Diamanten irgendwann im Erdmantel entstanden. In Tiefen von 250 bis 800 Kilometer herrschen extreme Hitze- und Druckbedingungen. Perfekt, um Kohlenstoff zu kristallisieren. Für Menschen erreichbar sind die wertvollen Steine nur an der Erdoberfläche. Dahin müssen sie sehr schnell und bei sehr hoher Umgebungstemperatur gelangen. Andernfalls zerfallen sie in wertloses Graphit. Nur eine bestimmte Art von vulkanischer Aktivität macht das möglich. Dabei schiesst sogenanntes "kimberlitisches" Magma in senkrechten Vulkanschloten zur Oberfläche und erstarrt. In solchen "Kimberlite Pipes" findet man dann die eingeschlossenen Diamanten.

Sabine Melichar

Redakteurin | MBA Universität Köln / San Diego State University
Schwerpunkte: Tokenisierung | Digitalisierung von Unternehmen | Berufsbildung | Gesellschaft

Sabine Melichar

Redakteurin | MBA Universität Köln / San Diego State University
Schwerpunkte: Tokenisierung | Digitalisierung von Unternehmen | Berufsbildung | Gesellschaft