Mit dem Kauf von Kryptowährungen reich werden – davon träumen viele. Einige haben das tatsächlich geschafft. Wie so oft vor allem diejenigen, die zu Beginn eingestiegen sind und damit einen weltweiten Hype ausgelöst haben. Zu ihnen gehört Dadvan Yousuf, Anfang 20, Gründer der Dohrnii Foundation, einer Schweizer Stiftung in Zug.
Dohrnii-Gründer wollte aus der Armut heraus
Was seine Geschichte besonders macht: Er flüchtete mit drei Jahren mit seiner Familie aus dem Irak. Yousuf verkaufte sein Spielzeug, um überhaupt Geld für Bitcoins zu haben. Doch er habe unbedingt aus der Armut herausgewollt, sagte er in Medien wie der “Neuen Zürcher Zeitung” (NZZ) oder dem Schweizer Fernsehen (SRF). Yousuf hat nach eigenen Angaben bereits mit elf Jahren angefangen, Kryptowährungen zu kaufen. Im Jahr 2011 hat er seine ersten zehn Bitcoins für 15 Euro gekauft. Zum Vergleich: Wer heute einen ganzen Bitcoin kaufen will, müsste dafür – Stand Oktober 2021 – rund 40 000 Euro bezahlen. Yousuf, der damalige Flüchtling, ist heute Multimillionär.
Dadvan Yousuf will sein Kryptowissen weitergeben – gratis
Als Beitrag zur Bekämpfung der weltweiten Armut will er nun sein angesammeltes Fachwissen der Allgemeinheit zur Verfügung stellen. Kostenlos, wie es in der NZZ heisst. Die Nutzer sollen auf seiner Plattform den Dohrnii Coin (DHN), seine eigene Kryptowährung, als Utility-Token verwenden. Zum Beispiel, um damit In-App-Käufe oder den Zugang zu automatisierten Tools zu bezahlen. Mit der Dohrnii-Stiftung will Yousuf zudem Investmentmöglichkeiten in Kryptowährungen schaffen. Dafür hat die Dohrnii-Stiftung ein ICO initiiert, ein Initial Coin Offering zur Beschaffung von Kapital.
Wie die Dohrnii-Stiftung Armut bekämpfen will
Die Dohrnii-Webseite beschreibt, wie die finanzielle Ausbildung von finanziell weniger gut situierten Menschen aussehen wird: Digitale Unterrichtseinheiten führen in die Welt des Investierens ein. Je nach Kenntnisstand kann man sich mit den entsprechenden Kategorien beschäftigen. Nach abgeschlossenen Lektionen wartet ein Quiz auf den Finanzen-Schüler. Ist es richtig gelöst, bekommt er DHN, die er wieder auf der Seite einsetzen kann. So verspricht es zumindest die Internetseite. Die Nutzer sollen also spielerisch lernen und gleichzeitig ein Vermögen bilden. Im sogenannten Whitepaper der Dorhnii Stiftung heisst es, diese Funktionen seien ab Frühjahr 2022 freigeschaltet.
Ich habe gesehen wie es ist, ganz ganz unten zu sein. Ich möchte anderen dabei helfen, da rauszukommen.
Dadvan Yousuf, Gründer der Dohrnii Foundation in Zug. (Foto: Screenshot SRF)
Dohrnii-Webseite nur in Englisch verfügbar
Bisher gibt es die Dorhnii-Seite allerdings nur auf Englisch. Andere Sprachen sind geplant, antwortet das DHN-Team auf Anfrage per Mail. Schliesslich laute ihr Motto “Financial Education is a Human Right”. Allerdings sind Bildungsarmut und finanzielle Armut oft eng miteinander verbunden. Das stellte unter anderem Destatis 2020 mit Verweis auf die Weltbank fest. Wer also aufgrund seiner Armut kein Englisch gelernt hat, kann die Dohrnii-Seite nicht lesen und auch nicht bedienen. Das dürften nicht nur in Deutschland, Österreich und der Schweiz auf etliche Armuts-Betroffene zutreffen. Hinzu kommt: Das Englisch der Finanz- und Technologiewelt hat oft nur wenig mit dem zu tun, was die Schule lehrt.
Immobilieneigentum, Fondsanteil oder Tokens?
Immobilieneigentum
Physischer Besitz durch Kauf des Hauses mit Eigenkapital und Hypothekarkredit. Wird durch einen Vertrag übergeben. Ein Notar beurkundet den Kauf, Eintrag ins Grundbuch- /Katasteramt.
Immobilienfonds
Ein Dritter beteiligt sich an Immobilien durch Kauf eines Anteils. Beim Kauf eines Fondsanteils beteiligt man sich üblicherweise nicht an einer Immobilie, sondern an mehreren Gebäuden in einem Portfolio. Der Investor partizipiert an deren Wertsteigerung.
Immobilien-Tokens
Smart Contract gespeichert in der Blockchain. Der dahinter liegende Vertrag ist frei aushandelbar. Durch die Tokenisierung wird ist ein so definierter Wert handelbar. Es gibt keine Regulierung dazu.
Passen Kryptos oder Tokens zu mir?
Der Ansatz ist gut, finanzielle Bildung einer breiteren Gesellschaftsschicht zugänglich zu machen. Trotzdem stellen sich einige Fragen. So ist unklar, ob der Kauf von Kryptowährung oder das Investment in Token zu jedem Anleger passen. “Man darf nicht vergessen, dass es einige Kryptowährungen schon gar nicht mehr gibt oder deren Handelsvolumen nahe Null ist”, sagt Tom Friess, Geschäftsführer des VZ Vermögenszentrums. Dazu gehören beispielsweise Bitconnect und Swisscoin. Wer dort also investiert hat, dürfte alles verloren haben.
“Hinter Kryptowährungen stehen keine Institutionen. Im Prinzip kann jeder behaupten, er biete eine Anlage in eine Kryptowährung an. In diesem Bereich gibt es keine Reglementierung”, verdeutlicht Friess. “Und anders als beispielsweise bei Investmentfonds stellen Kryptos auch kein Sondervermögen dar.” Auch eine Einlagensicherung wie man sie von traditionelleren Geldanlagen kennt, gibt es bei Kryptowährungen nicht. Die Anleger sind dort also komplett schutzlos.
Immobilien-Anlage auch mit wenig Geld?
“Wer sich der Risiken bewusst ist und an eine bestimmte Kryptowährung glaubt, der sollte investieren”, so der Finanzexperte. “Aber bitte nur einen Teil seines Vermögens. Kryptowährungen sollten immer nur eine Beimischung zur Streuung des Portfolios sein.” Dohrnii-Gründer Dadvan Yousuf selbst hat sein Vermögen gemäss NZZ in der Zwischenzeit übrigens auch gestreut – unter anderem in Aktien, Gold und Immobilien. Mit Immobilien hängt auch ein anderes Wunschprojekt zusammen, über das er in einem Bericht des Schweizer Fernsehens SRF spricht. Sein Vorhaben: Immobilien tokenisieren, um so auch Menschen mit wenig Geld die Anlage in Wohnungen oder Häuser zu ermöglichen. “Schweizer Grundwert gepaart mit technologischem Fortschritt – sehr, sehr interessant”, sagt er dort. Das allerdings ist heute schon in ähnlicher Form mit Immobilienfonds möglich.
Vorteile der Tokenisierung
“Im Prinzip sind sich ein Fondsanteil und Immobilientoken recht ähnlich”, sagt Tom Friess. “Ich kaufe Anteile. Allerdings gibt es bei den Tokens keine Regulierungen. Das muss nicht schlechter sein. Es ist aber anders.” Grundsätzlich sieht auch das Vermögenszentrum ein enormes Potenzial in der Blockchain und der Tokenisierung: “Wie viel Zeit man sparen würde, wenn alle Katasterämter an die Blockchain angeschlossen wären”, so Friess. Gleichzeitig wären die Unterlagen sicher vor Feuer- und Wasserschäden. Und ausserdem für jeden einsehbar – bei niedrigem Aufwand.
Trotzdem: “Das Thema Tokenisierung und der Tokenhandel beschäftigt uns zurzeit noch wenig”, sagt er. “Aber das wird kommen. Wir können uns auch vorstellen, entsprechende digitale Lösungen zum Beispiel für Kryptowährungen anzubieten. Diese könnten unseren Kunden zumindest technisch betrachtet eine sichere Umsetzung ermöglichen.”
Wer weniger Geld hat, kauft Fondsanteile
Immobilientoken beziehungsweise -fonds unterscheiden sich jedoch nicht nur bei der Handhabung. Sie sprechen auch unterschiedliche Zielgruppen an. “Wer ausreichend Geld hat, beteiligt sich an Unternehmungen bevorzugt mit dem Kauf von Aktien”, so der Finanzfachmann. Denn so hat man als Shareholder noch den grössten Einfluss auf die Entwicklung des Unternehmens. Wer weniger Geld zur Verfügung hat, kauft sich Fondsanteile – um so möglichst schnell eine breite Diversifizierung zu bekommen. “Als Wertpapieranleger braucht man also eigentlich keine Tokens – ausser für Investments, die eben nicht an der Börse oder in Fonds angeboten werden.” Das können Oldtimer-Tokens oder Kunst-Tokens sein. Ausserdem sind Tokens in so kleinen Stückelungen denkbar, dass sie auch für Anleger mit sehr wenig Geld interessant sind. “Und wechseln wir einmal die Perspektive: Ein Start-up hat es oft schwer, Investoren zu finden. Mit einer tokenisierten Beteiligungsmöglichkeit wird es leichter zu investieren und damit für die Unternehmen einfacher, an Geld zu kommen”, sagt Friess.
FAQ – Häufig gestellte Fragen
Kryptowährungen sind eine Währung – ähnlich wie der Schweizer Franken oder der US-Dollar. Man kauft sie zur Wertaufbewahrung oder als Zahlungsmittel. Mit Tokens kann man Anteile an Wertgegenständen wie Oldtimern, Kunst oder Immobilien kaufen. Ähnlich wie bei einem Fonds.
Bei Tokens liegt ein Smart Contract in der Blockchain. Der Vertrag selbst ist frei aushandelbar und es gibt keine Regulierungen. Um Fondsanteile zu kaufen, braucht man ein Finanzinstitut und ein Depot. Das angelegte Geld wird als Sondervermögen angelegt. Es ist somit bei einer Insolvenz des Finanzinstituts sicher.
Der Kauf von Kryptowährungen ist spekulativ. Viele Kryptowährungen gibt es gar nicht mehr. Andere entwickeln sich langfristig positiv, doch ihr Wert ist starken Schwankungen unterworfen. Ausserdem mischen auf dem Markt der Kryptowährungen auch Betrüger mit. Wer sich dessen bewusst ist, und genügend Geld sicher angelegt hat, kann Kryptowährungen kaufen, um sein Vermögen breiter zu streuen.