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Was bringt mir die Schuh-Tokenisierung?

Der deutsche Zoll entdeckte 2020 gefälschte Schuhe im Wert von gut 13,8 Millionen Euro. Das war ein Zuwachs von zwei Dritteln gegenüber dem Vorjahr. Die Tokenisierung von Schuhen könnte vor Fälschungen schützen und Konsumenten sogar noch weitere Vorteile bieten.

Die Anzahl der vom deutschen Zoll sichergestellten Schuhfälschungen ging 2020 zwar gegenüber dem Vorjahr zurück. Der Wert der aus dem Verkehr gezogenen Schuhe schnellte jedoch gleichzeitig in die Höhe. Das legt den Schluss nahe, dass sich Produktpiraten immer stärker auf die Fälschungen von hochpreisigen Modellen fokussieren. Bei Sportschuhen finden sich in diesem Hochpreissegment vor allem limitierte Modelle.

Fälschungen – vor allem Nike betroffen

Beliebt sollen bei Fälschern vor allem die Produkte der Marke Nike sein. Belastbare Zahlen sind hier jedoch kaum zu ermitteln. “Die Anzahl der Fälschungen zu zählen, ist offen gesagt unmöglich”, erklärte zum Beispiel Peter Koehler dazu bereits vor einigen Jahren in der New York Times. Natürlich wollte der ehemalige Anwalt für Marken- und Rechtsstreitigkeiten des US-Sportartikelproduzenten auch keine potenziellen Käufer abschrecken. Auf zwei authentische Nike-Artikel könnte jedoch ein gefälschter kommen.

Tokenisierte Schuhe als Ausweg

Die Tokenisierung von Schuhen könnte nicht nur für die grösste US-Sportartikelmarke ein Ausweg sein. Dazu müssten Hersteller auch in der Schweiz lediglich die physischen Schuhe mit einem virtuellen Token verknüpfen. Durch diesen könnten schweizer Eigentümer dann belegen, dass es sich um Originalschuhe und nicht um Fälschungen handelt. Allerdings sind dafür wiederum fälschungssichere bzw. nicht-manipulierbare Token erforderlich.

Verbraucher sollten sich nicht blauäugig einer Illusion hingeben. Gleiches Aussehen bedeutet nicht gleiche Qualität und Sicherheit.

Christine Lacroix von der Anti-Fälschungs-Organisation Plagiarius

Nike mit spannendem Patent

Ähnliche Gedanken scheinen sich auch die Verantwortlichen bei Nike gemacht zu haben. Der US-Sportartikelhersteller erhielt auf jeden Fall Ende 2019 ein spannendes Patent. “System und Verfahren zur Bereitstellung kryptographisch gesicherter digitaler Vermögenswerte”, heisst es. Ausgestellt von der Bundesbehörde für die Erteilung von US-Patenten und die Eintragung von Marken (U.S. Patent and Trademark Office). Das neue Patent gestattet es Nike, Schuhe zu tokenisieren.

Schuh NFTs von Nike
Tokenisierung gegen Fälschungen: Schuh-NFTs von Nike.

Anzahl vom Zoll beschlagnahmter Schuhe

Die Menge und der Wert der vom deutschen Zoll beschlagnahmten Schuhfälschungen zeigen einen deutlichen Trend. Verglichen mit dem globalen Markt für gefälschte Sneaker muten diese Zahlen allerdings noch niedrig an. Experten schätzen in diesem Segment das Volumen nämlich auf rund 450 Milliarden US-Dollar.

Jahr
Wert (Euro)
Schuhe
2018
6.592.768
30.795
2019
8.286.983
81.719
2020
13.811.438
61.682
Quelle: Zoll – Gewerblicher Rechtsschutz – Statistik für das Jahr 2020.

So funktioniert die Schuh-Tokenisierung

Die Grundlage des Nike-Patents besteht darin, bestimmte Schuhe mit Identifikationsnummern (IDs) zu versehen. Für diese erstellt der Sportartikelhersteller wiederum virtuelle Tokens, sogenannte CryptoKicks. Die Schuh-Tokens sind jedoch vor dem Kauf zunächst gesperrt. Im Rahmen des Kaufs kommt es dann zur Entsperrung. Zudem erfolgt die Verknüpfung der ID des Schuhs mit der des Käufers. Dieser kann durch das Token nachweisen, dass der Schuh ein Original und er der rechtmässige Eigentümer ist.

Blockchain verhindert Manipulation

Nike nutzt laut den Patentunterlagen für die NFT-CryptoKicks die Blockchain Ethereum. Diese verhindert durch kryptografische Verfahren eine Manipulation. Zudem basieren die Schuh-Tokens auf dem Standard ERC 721. Dadurch ist jedes Token einzigartig. Zudem ist es nicht möglich, ERC-721-Token zu duplizieren.

Es gibt zahlreiche Käufervorteile

Durch die Tokenisierung von Schuhen möchte Nike wohl vor allem Produktpiraten den Kampf ansagen. So kann der Sportartikelhersteller die eigene Marke schützen und Umsätze steigern. Aber auch Ihnen als Konsument bieten tokenisierte Schuhe zahlreiche Vorzüge, nämlich:

  • Wegfallendes Authentizitätsrisiko
  • Bessere Qualität
  • CryptoKicks als Währung
  • Digitale Goodies
  • Kontrolloptionen

Wegfallendes Authentizitätsrisiko bei CryptoKicks

Limitierte Sneaker sind längst mehr als nur eine Bekleidung für die Füsse. Sie dienen auch immer öfter der Geldanlage. Erweisen sich die Schuhe jedoch als gefälscht, drohen Ihnen als Käufer hohe Verluste. Fälschungen und Betrug sind bei tokenisierten Schuhen wie den NFT CryptoKicks von Nike praktisch ausgeschlossen. Denn hier ist die Authentizität des Schuhs garantiert. Es bleiben nur die üblichen Marktpreisschwankungen als relevantes Risiko.

Bessere Qualität durch Schuh-Tokenisierung

Christine Lacroix von der Aktion Plagiarius – die bereits seit Jahrzehnten über Schäden und Gefahren von Produktfälschungen aufklärt – verdeutlicht die Unterschiede zwischen originalen und gefälschten Produkten folgendermassen: “Auf den ersten Blick machen Plagiate einen guten Eindruck. Verbraucher sollten sich aber nicht blauäugig einer Illusion hingeben. Dass nämlich gleiches Aussehen automatisch die gleiche Qualität, Leistungsfähigkeit und vor allem Sicherheit bedeutet.” Untersuchungen zeigen regelmässig, dass gefälschte Schuhe schlechter verarbeitet sind und aus minderwertigen Materialien bestehen. Oft ist bei Plagiaten auch die Schadstoffbelastung höher. Kein Problem ist das für Sie als Käufer von tokenisierten Schuhen. Denn Sie erhalten hochwertige Originalprodukte statt minderwertiger Fälschungen.

Nike lanciert CryptoKicks als Währung

Nike hat die Zulassung der Marke CryptoKicks erfolgreich beantragt. Dabei handelt es sich in erster Linie um die Verschmelzung von physischem Schuh und virtuellem Token. Mittelfristig könnte daraus aber auch eine eigene Kryptowährung entstehen. Das bietet nicht nur dem Sportartikelkonzern, sondern auch Ihnen als Konsument interessante Möglichkeiten. Denn Sie erhalten neben einem Originalschuh womöglich auch ein Zahlungsmittel.

Digitale Goodies für die Konsumenten

Das System CryptoKicks lässt sich in der digitalen Welt in mehrfacher Hinsicht nutzen. So deutet der Patentantrag bereits die mögliche Überführung in Videogames an. Dann könnte der gekaufte tokenisierte Fussballschuh etwa in Fussballsimulationen auf dem Bildschirm erscheinen. Die Vorteile müssten sich dabei nicht auf das besondere Design beschränken. Vielleicht verleiht der virtuelle Schuh beispielsweise Ihrem Avatar auch eine höhere Schusskraft oder Dribbelstärke.

Zucht- und Kontrolloptionen für Schuhe

CryptoKicks erinnert nicht nur vom Namen her an CryptoKitties. Das Spiel erlaubt das Kaufen, Tauschen und Züchten von virtuellen Katzen. Der Patentantrag deutet ähnliche Möglichkeiten für tokenisierte Schuhe an. So können Eigentümer auch Sneakers durch die Kombination mehrerer digitaler Schuhe “züchten”. Der Patentantrag sieht zudem diverse Kontrolloptionen für Eigentümer vor. Als Eigentümer hätten Sie etwa die Möglichkeit, Designrechte zu vergeben oder Produktionsmengen für Kopien zu limitieren.

Auch HBO Asia tokenisiert Sneakers

Token-Schuhe sind keine exklusive Domäne von Nike. So bot HBO Asia zusammen mit dem Künstler SBTG zur finalen Staffel von Game of Thrones solche Sneakers an. Diese verbanden NFC-Chips mit der Blockchain von VeChain. Diese öffentliche Blockchain kam auch bereits bei tokenisierten Sneakers des australischen Schuhherstellers Chase Shiel zum Einsatz.

Das aktuelle Angebot an Schuh-Tokens ist weltweit eher klein. Erhältlich sind sie vor allem bei innovativen Online-Shops oder direkt bei Herstellern. Dieses geringe Angebot trifft auf eine hohe Nachfrage. Das sorgt oft für hohe Preise. Die Zahloptionen sind dabei in der Regel an die modernen Lebenswelten der Käufer angepasst. So ist häufig die Bezahlung mit Kryptowährungen möglich. Dadurch kommt die Blockchain gleich doppelt zum Einsatz.

Virtuelle Schuhe von RTFKT Studios

Einen etwas anderen Weg geht RTFKT Studios. Auch hierbei handelt es sich um eine Schuhmarke. Allerdings können Käufer hier primär virtuelle RTFKT-Schuhe erwerben. Sind diese Schuh-Tokens also für Sie als Verbraucher ein günstiger virtueller Ersatz für kostspielige tokenisierte Sneakers? Leider nein. Denn die Preise bewegen sich regelmässig im vier- oder fünfstelligen Dollarbereich. Dennoch gibt es einen Markt. So war die vom Kryptokünstler Fewocious erstellte Kollektion in sieben Minuten komplett ausverkauft. Der Erlös soll 3,1 Millionen US-Dollar betragen haben.

FAQ – Häufig gestellte Fragen

Was ist die Aktion Plagiarius?

Die Aktion Plagiarus möchte über Schäden und Gefahren von Produktfälschungen aufklären. Um die Öffentlichkeit für die Thematik zu sensibilisieren, vergibt die Gesellschaft bereits seit 1977 jährlich einen Negativpreis. Die Wertschätzung für Innovationen und Kreativität zu erhöhen ist ein erklärtes Ziel der Aktion Plagiarius.

Was hat Ethereum mit Schuhen und Tokens zu tun?

Bei Ethereum handelt es sich um eine programmierbare Blockchain. Das System ist quelloffen und verfügt über dezentrale Server. Für die Erstellung von Schuh-Tokens bietet sich Ethereum aus mehreren Gründen an. Am wichtigsten ist dabei die Möglichkeit, verschiedene Informationen und Transaktionen fälschungssicher abzubilden.

Warum findet der Standard ERC 721 für Schuh-Tokens Verwendung?

Bei ERC 721 handelt es sich um einen Standard für sogenannte Non-Fungible Tokens (NFTs). Diese sind so programmiert, dass sie nicht duplizierbar sind. Jedes Token ist einzigartig und lässt sich nicht durch ein anderes gleichwertig ersetzen. Deshalb ist der Standard auch für die Tokenisierung von einzigartigen bzw. limitierten Schuhen bestens geeignet.

Thomas Grether

Journalist | Redakteur | Unternehmer & Umweltwissenschaftler
Schwerpunkte: Tokenisierung | Digitale Transformationsprozesse in Firmen | Internet und Webpublishing | Umwelt

Thomas Grether

Journalist | Redakteur | Unternehmer & Umweltwissenschaftler
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