Diamanten sind härter als jedes andere in der Natur vorkommende Material. Und sie sind die konzentrierteste Form aller physischen Wertanlagen. Handelsplattformen im Internet machen Diamanten-Tokens nun auch für Kleinanleger in Deutschland zugänglich. Einen Diamanten korrekt zu beurteilen, erfordert profundes Fachwissen. Denn welches Potenzial ein unscheinbarer Rohdiamant hat, zu sich zu einem brillanten Investment zu entwickeln, hängt von einer Reihe Faktoren ab.
Diamanten beurteilen: 4 Faktoren sind wichtig
Das international anerkannte System, um Diamanten zu beurteilen, sind die “4 C”: (Carat, Colour, Clarity, Cut) – also Gewicht, Farbe, Reinheit und Schliff. Eingeführt hat die 4-C-Bewertung das Gemological Institute of America (GIA). Wenn Sie eine Anlage in Diamanten-Tokens planen, sollten Sie auf folgende Faktoren achten:
pro Karat steigt exponentiell mit der Grösse des Diamanten. Denn bei Diamanten gilt: je grösser desto seltener. Ein perfekter Fünfkaräter kostet nicht das Fünffache eines perfekten Einkaräters. Er kostet 25-mal so viel.
Diamant oder Brillant? Eine Frage der Form
Natürlich bringt der Schliff den Diamanten auch in Form. Oder vielmehr in verschiedene Formen: Der klassische Rundschliff macht aus ihm einen “Brillanten”. Darüber hinaus gibt es noch weitere Schliffformen. Sie sind nicht nur Geschmackssache. Sie hängen auch davon ab, was der Rohdiamant anbietet. So sind weniger gleichmässig geformte Steine nicht für einen runden Schliff geeignet. Auch sonst haben Schliffformen ihre Vor- und Nachteile, die sich wie folgt zeigen:
- Der Prinzessinnen-Schliff macht vorhandene Einschlüsse weniger sichtbar, betont dafür aber unerwünschte Farbe.
- Der “Asscher-Schliff” macht Imperfektionen sichtbarer. Die Experten von Antwerpdiamonds empfehlen, ihn nur für Diamanten mit einem Reinheitsgrad von mindestens SI1 zu verwenden.
- Weitere Formen sind Ovale, Tropfen, Smaragd-Schliff, Kissen-Schliff, Marquise-Schliff.
- Der relativ neue Radiant-Schliff hat wie der Brillant 70 geschliffene Facetten – in perfekter Smaragdform. Diamantenhersteller planen den Cut für jeden Stein individuell. Ziel ist, höchste Brillanz zu erreichen, möglichst geringe Gewichtseinbusse beim Schleifen zu haben und so einen maximalen Wert zu erzielen.
Chancen und Risiken von Diamanten-Tokens
Die Blockchain-Technik macht auch die Tokenisierung und den Handel mit zuweilen riskanten Diamanten-Tokens möglich. Wer in Deutschland in Diamanten-Tokens investieren möchte, sollte sich an Anlagen in physische Diamanten halten. Heinz-Joerg Jansen, zertifizierter Händler an der Diamantenbörse Antwerpen, empfiehlt dabei eine Investition möglichst früh in der langen Wertschöpfungskette. Eine Investition über Aktien sei dagegen praktisch unmöglich, so der Diamantenexperte. De Beers zum Beispiel gehöre dem Rohstoff-Riesen Anglo American Corporation. Das Diamantenexposure – also der Anteil, mit dem die Diamanten zu Verlust- und Gewinnchancen des Investments beitragen – sei hier letztlich winzig.
Andere Faktoren wie Managementrisiken würden überwiegen. Der zweitgrösste Förderer, die russische Alrosa Gruppe, habe zwar ein höheres Diamantenexposure. “Hier kommen aber Währungsrisiken und politische Risiken hinzu. Und die sind für eine Anlage in Diamanten nicht förderlich.” Diamanten-Tokens können deshalb eine interessante Alternative sein.
Diamanten-Reinheit ist klar definiert
Für die Bewertung der “Clarity” gibt es genau definierte Abstufungen:
Deutschland | Einschlüsse sichtbar | |
IF | Lupenrein | gar nicht |
VVS1/VVS2 | sehr sehr kleine Einschlüsse | unter 10x Lupe |
VS1/VS2 | sehr kleine Einschlüsse | unter 10x Lupe |
SI1/SI2 | kleine Einschlüsse | unter 10 x Lupe |
I1-I3 | Einschlüsse | mit blossem Auge |
Kritische Sicht auf Diamanten-Anlage
Das Verbraucherschutz Forum in Deutschland sieht die Kapitalanlage in Diamanten kritisch. Vor allem, wenn man das Diamanten-Investment mit der Anlage zum Beispiel in Gold vergleicht. “Ein Kilo Feingold ist ein Kilo Feingold, welches Sie an jeder Ecke zum nahezu gleichen Preis bekommen, wenn Sie das verkaufen wollen”, schreibt das Forum. Bei einem Diamanten könne der Preis für ein Karat je nach Schliff und Steinqualität erheblich schwanken. “Das sind Faktoren, die man als Laie gar nicht einschätzen kann.” Gold, Silber oder Platin sei die bessere Sachwertkapitalanlage. “Da gehen Sie zur nächsten Bank um die Ecke und verkaufen das Metall zum aktuellen Tageskurs.” Der Kreis der Käufer für Edelsteine sei um ein Vielfaches kleiner.
Bei Aktien kommen Währungsrisiken und politische Risiken hinzu. Und die sind für eine Anlage in Diamanten nicht förderlich
Heinz-Joerg Jansen, Diamantenexperte und zertifizierter Händler an der Diamantenbörse Antwerpen
FAQ – Häufig gestellte Fragen
Die “4 C” sind das international anerkannte, transparente System für die Beurteilung von Diamanten: Carat, Colour, Clarity und Cut. Für den Wert eines Steines sind damit Gewicht, Farbe, Reinheit und Schliff entscheidend. Als Anleger ohne Fachkenntnisse müssen Sie sich allerdings auf die Bewertung eines Experten verlassen.
Investieren Sie nur in Diamanten mit GIA-Zertifikat. Darin sind alle Angaben zum Stein festgehalten und es belegt seine Echtheit. Wenn Sie Diamanten-Tokens kaufen möchten, sollten Sie sich zudem genau informieren, ob der Verkäufer eine entsprechende behördliche Lizenz hat.
Die drei grössten Diamantenförderer weltweit sind multinationale Mischkonzerne. Wenn Sie in deren Aktien investieren, machen Diamanten nur einen kleinen Teil Ihrer Anlage aus. Ausserdem haben Sie Managementrisiken, Währungsrisiken und politische Risiken. Mit einer Direktinvestition in physische Diamanten – zum Beispiel in Diamanten-Tokens – vermeiden Sie die.
Mit Zertifikaten gegen Blutdiamanten
Diamanten-Besitzer wollen Sicherheit. Die Industrie hat deshalb eine Reihe von Zertifikationssystemen entwickelt. Sie belegen die Herkunft eines Steines und seinen Weg entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Und sie machen es Händlern schwerer, Blutdiamanten in Umlauf zu bringen:
- Kimberly-Zertifikatssystem für Rohdiamanten: Das System greift seit 2003. Es soll verhindern, dass Parteien in Konfliktgebieten illegal geschürfte Edelsteine exportieren, um aus dem Gewinn Waffen zu finanzieren, um legitime Regierungen zu stürzen. Jeder Rohdiamant muss von einem fälschungssicheren “Kimberley Process Certificate” begleitet werden.
- Lizenzierungspflicht für Händler von Rohdiamanten und Diamanten: Verkäufer und Aufkäufer von Rohdiamanten, alle Händler, Agenten und Kuriergesellschaften müssen behördlich registriert und lizenziert sein.
- GIA-Zertifikat für Diamanten: Das GIA-Zertifikat ist der „Ausweis“ des bearbeiteten Diamanten. Es weist die Echtheit des Steines nach und gibt Auskunft über Identität, Herkunft und Wert. Das GIA (Gemological Institute of America) beurteilt seit 1931 professionell und unabhängig Diamanten. Das Institut hat die “4C” für die Bewertung von Steinen eingeführt.