Das Infoportal zu Tokenisierung & Digital Change

Krypto-Kunst: brauchen Digitalkünstler keine Galerien?

Filme, Bilddateien, Musik oder sogar Tweets: Digitale Kunst ist als NFT tokenisiert auch in Deutschland erhältlich. Ihre Sammler agieren meist anonym, sind jung und technikbegeistert. Meist geht es um die Geldvermehrung, weniger um die Krypto-Kunst selbst. Künstler stören sich daran nicht und springen auf den Blockchain-Zug auf.

Haben Sie auch schon einmal “NFTs” gekauft? Das können digitale Bilder, animierte Videos oder ein Eintrittsticket sein. Bei NFTs handelt es sich um “nichtfungible Tokens”. Jeder Token ist einzigartig und mit einem Werk oder einer Sache verknüpft. Er bestätigt, dass Sie den Kauf getätigt haben und die Eigentumsrechte zum Beispiel an einem Bild besitzen – durch die Blockchain abgesichert.

Eine JPG-Bilddatei besitzen – Krypto-Kunst!

Als Käufer in Deutschland können Sie stolz darauf sein, die originale Version einer JPG-Datei zu besitzen. Das ist Krypto-Kunst! Das gekaufte Bild kann sich im Internet weiterhin jeder kostenlos anschauen, es herunterladen und vervielfältigen. Als Käufer des NFT bleiben Sie trotzdem immer der Besitzer. Zugegeben: Das ist für Uneingeweihte und ältere Semester eine schwer verständliche Materie.

Lassen sich Tweets als NFT tokenisieren?

Dabei lässt sich aus fast allen Gegenständen dieser Welt ein NFT machen. Noch vor wenigen Monaten war das aber selbst unter Liebhabern von Krypto-Kunst noch nicht ganz klar. Dies verdeutlicht folgender amüsanter Vorfall: Die Autoren des NFT-Portals theverge.com suchten im März 2021 nach einem “albernen und nicht realen” Gegenstand. “Etwas, das sich niemals als NFT tokenisieren lassen würde”, schreiben sie auf ihrem Portal. “Ein Tweet ist es!”, dachten sie. Es sei unwahrscheinlich, dass je ein Tweet – also eine Meldung über Twitter – als NFT tokenisiert würde.

Kaum hatten sie den Beitrag auf ihrem Portal veröffentlicht, verkaufte Twitter-Gründer Jack Dorsey den ersten Tweet, den er damals bei Gründung seines Unternehmens verschickt hatte. Und zwar an Sina Estavi, den CEO des Blockchain-Unternehmens Bridge Oracle. Der Tweet kostete Estavi 2,9 Millionen US-Dollar.

Ich glaube aber, dass Galerien weiterhin eine wichtige Rolle spielen, um junge Künstler zu entdecken und sichtbar zu machen.

Konzeptkünstler, Fotograf, Filmemacher und Blockchain-Kenner Kevin Abosch

Digital-Kunst mit Gewinn weiterverkaufen

Das Spannende für Händler wie Estavi ist: Sie wollen in der Regel ein neu erworbenes Kunstwerk für mehr Geld weiterverkaufen. Denn die NFT-Zertifizierung macht aus einer beliebig reproduzierbaren Datei ein Original, das gehandelt werden kann. Also ein potenziell wertvolles Sammlerstück.

Spekulanten geben ein Vermögen für Krypto-Kunst aus. Sie sehen darin eine vielversprechende Anlage. Doch echte Kunstinteressierte sind auch in Deutschland eher die Ausnahme. Für viele geht es beim Kauf eines Tokens ums Geld. Die meisten NFT-Sammler sind tief in Kryptowährungen investiert. Sie sind oft Millennials, die mit Blockchain-Technologien vertraut sind. Die Digitalkünstler wiederum erhoffen sich neue Verkaufswege.

Auch physische Kunstwerke tokenisieren

Es gibt nicht nur NFTs, also digitale Kunst. Über die Blockchain wird auch reale, anfassbare Kunst tokenisiert. Juan Dominguez, Geschäftsführer der Kunstplattform Maecenas sagt: "Wir versuchen, Investments auch für physische Kunstwerke zu ermöglichen. Wir verwandeln zum Beispiel ein einzelnes Gemälde mithilfe der Blockchain-Technologie in viele Anlage-Token. Diese repräsentieren einen prozentuellen Anteil am physischen Kunstwerk und können auch gehandelt werden." Das erste über Maecenas tokenisierte Bild war ein Kunstwerk von Andy Warhol. Wer einen Warhol-Token oder Teile davon ersteigert hatte, fand das Symbol WRHL1 in seiner Wallet vor – das ist die digitale Brieftasche für Tokens. WRHL1 repräsentiert den Anteil am physischen Kunstwerk, den man besitzt. Laut Dominguez verwende man viel Zeit darauf, die Echtheit eines Kunstwerks zu überprüfen. Ebenso achte man darauf, einen realistischen Preis für die Krypto-Kunst festzulegen. Für den Warhol sei man von 5,6 Millionen Dollar ausgegangen: Das sind eine Million Tokens im Wert von jeweils USD 5.60.

Krypto-Kunst: Junge Investoren lieben digitale Sammelgüter

Nicht nur in Amerika oder England, auch in der Schweiz ist Krypto-Kunst erhältlich. Zum Beispiel auf dem Portal Elementum.art, einem Marktplatz von “dloop”. Das Start-up “dloop” ist wie andere Blockchain-Unternehmen im Krypto-Valley im Kanton Zug ansässig. Auf Elementum.art werden derzeit über 6000 Stücke von 49 Digitalkünstlern aus 19 Ländern präsentiert und verkauft.

Kunstsammler, die sich ein NFT ins Portfolio holen, sind häufig mit Pseudonym unterwegs. Sie wollen ihre Privatsphäre schützen und tokenisierte Kunst kaufen, ohne dabei ausspioniert zu werden. Krypto-Kunst hat in den letzten Monaten plötzlich eine neue Generation von Digitalkünstlern angezogen. Grimes ist eine der jüngsten Künstlerinnen, die auf den NFT-Zug aufgesprungen sind. Sie stellte ihre digitalen Kunstwerke in einer Auktion zum Verkauf. Der Erlös: rund 6 Millionen Dollar. Das meistverkaufte Stück war ein einzigartiges Video mit dem Titel “Death of the Old”. Es zeigt fliegende Putten, ein Kreuz, ein Schwert und leuchtendes Licht zu einem Originalsong von Grimes. Der siegreiche Bieter nahm es für fast 389.000 $ in seine Sammlung.

Digital-Künstler: “Galerien sollen nicht Angst haben”

Die Blockchain-Technologie, mit der sich Krypto-Kunst generieren lässt, gibt es schon seit 2017. Damals erreichte der gesamte NFT-Markt einen Wert von nicht mehr als 42 Millionen Dollar. Bereits im Frühjahr 2021 schätzte die Marktforschungs-Website NonFungible.com den Wert auf über 400 Millionen Dollar. “NFTs haben mein Leben verändert”, sagt der New Yorker Digital-Künstler Kenny Schachter. “Alles, was ich je als Künstler gemacht habe, ist als digitale Datei entstanden”, sagt er im Interview. “Dazu gehören auch Skulpturen. Später habe ich sie als NFTs veröffentlicht.” Die Kunstwelt sei einfach genervt, dass mit Digital-Kunst und NFTs etwas so Neues komme. “Auch Galerien sollten keine Angst davor haben. Man muss diese Chance packen und sich freuen. Hier zeichnet sich dank Krypto-Kunst gerade eine neue, junge Käuferschaft ab”, sagt Schachter. Andere Künstler steigen neu in den digitalen Markt ein und berichten von ihren Erfahrungen mit NFT-Kunst.

NFTs machen Galerien nicht überflüssig

Leider gibt es auch Beispiele für Kryptokunst, die irgendwo in einem Tresor landet. Und dort unbesehen von der Öffentlichkeit an Wert gewinnt oder verliert. Der Konzeptkünstler Kevin Abosch sagt dazu: “Ich finde es schade, wenn Kunstwerke von der Bildfläche verschwinden.” Abosch ist für seine Arbeiten in den Bereichen Fotografie, Skulptur, Installation, Blockchain und Film bekannt. Könnte die Blockchain die vielen Galerien überflüssig machen? Die neue Technologie habe das Potenzial, die Macht von Regierungen und Institutionen auf das Volk zu verlagern, sagt Abosch. “Ich glaube aber, dass Galerien weiterhin eine wichtige Rolle spielen werden, um junge Künstler zu entdecken und sichtbar zu machen.”

Krypto-Schlüssel – digitale Kunst vom Feinsten

Die Blockchain könnte das Vertrauen in den Kunstmarkt verbessern. Abosch: “Ich bezweifle aber, dass das im Kunstmarkt verfängt. Der Kunsthandel ist nicht unbedingt bekannt dafür, Transparenz zu fördern. Und vielen Teilnehmern ist das ganz recht.” Der Digitalkünstler hat ein neues Projekt auf Opensea eingestellt, dem weltweit grössten NFT-Marktplatz. Das Kunstwerk steht im Zusammenhang mit “Hexadecimal Testimony”. Das Werk beschreibt Abosch auf seiner offiziellen Website wie folgt: “Kryptographische Schlüssel, einige davon abgeschnitten, sublimieren zu einem sprachlichen Arkana und einem Repositorium des heiligen Wissens.” Na, wenn das keine kryptische Ansage ist.

FAQ – Häufig gestellte Fragen

Was versteht man unter digitaler Kunst?

Bei digitaler Kunst spricht man von Computerkunst, die digital mit dem Computer erzeugt wird. Zum Beispiel mit Hilfe von Grafiksoftware erzeugte Bilder. Es gibt Digital-Kunst bereits seit den 1990er Jahren. Filme, JPGs oder PNG-Bilddateien sind aktuelle Beispiele. Solche NFTs (nicht austauschbare Tokens) sind über die Blockchain tokenisiert und werden von Kunstsammlern gehandelt.

Was hat Krypto-Kunst mit NFTs zu tun?

Ein Krypto-Kunstwerk ist eine digitale Datei, zum Beispiel ein Bild, Musik oder ein Film. Jedermann kann die Datei beliebig reproduzieren und im Internet verbreiten. Indem sie aber über die Blockchain in ein NFT verwandelt wird, ist sie ein Original. Der NFT-Token ist Nachweis für die Echtheit und garantiert dem Käufer den alleinigen Besitzanspruch.

Wo kann man denn digitale Kunstwerke kaufen?

Die kann man auf sogenannten Marketplaces im Internet kaufen. Grosse Kunstplattformen sind zum Beispiel Maecenas, Opensea oder Nifty Gateway. Künstler stellen dort ihre Werke aus und bieten sie zum Kauf an. Dabei handelt es sich um digitale Kunst wie auch reale, anfassbare Kunst. Alle Kunstwerke sind über die Blockchain tokenisiert und als NFTs oder Anlage-Tokens erhältlich.

Wie verändert sich der Kunstmarkt?

Film von Frankfurt School Blockchain Center. Kunst 2.0: Wie die Tokenisierung die Kunstindustrie und den Kreativmarkt verändern wird. Im Film erörtern Fachleute die folgenden Fragen:

  • Welche Auswirkungen wird die Tokenisierung von Kunst auf den klassischen Kunstmarkt haben?
  • Welche Vorteile wird die Tokenisierung von Kunst im Vergleich zum aktuellen Ökosystem bringen?
  • Welche Rolle werden Intermediäre in diesem sich entwickelnden Ökosystem spielen?
  • Welche Möglichkeiten bietet die Tokenisierung von Kunst für Künstler, Investoren usw.?
  • Beseitigen und/oder erleichtern Blockchain-Technologie und Tokenisierung die aktuellen Herausforderungen im Ökosystem und wenn ja, wie und warum?

Thomas Grether

Journalist | Redakteur | Unternehmer & Umweltwissenschaftler
Schwerpunkte: Tokenisierung | Digitale Transformationsprozesse in Firmen | Internet und Webpublishing | Umwelt

Thomas Grether

Journalist | Redakteur | Unternehmer & Umweltwissenschaftler
Schwerpunkte: Tokenisierung | Digitale Transformationsprozesse in Firmen | Internet und Webpublishing | Umwelt