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Token-Anbieter im Check: Die Sygnum Bank

Sygnum bezeichnet sich selbst als „weltweit erste Digital Asset Bank“. Das Zürcher Krypto-Start-Up ist spezialisiert auf die Verwaltung digitaler Vermögenswerte. Kunden können auf der bankeigenen Plattform ihre Bitcoin, Ether und andere tokenisierte Assets aufbewahren und handeln. Was bringt Sygnum den Kleinanlegern?

Sygnum ist Anfang 2020 operativ gestartet und verwaltet bereits mehr als eine halbe Milliarde Schweizer Franken. Kunden sind vorwiegend professionelle Investoren und vermögende Privatanleger. Sie können ihre Stable Coins und tokenisierten Sachwerte bei der Zürcher Krypto-Bank verwahren und damit handeln. Sygnum geht dabei den regulierten Weg: Das FinTech verfügt über Banklizenzen für die Schweiz und Singapur. Als Standorte hat man damit bewusst die führenden Märkte in Sachen Krypto-Affinität gewählt.

Angepasst an rechtliche Vorgaben

Die Mission von Sygnum: von diesen beiden Finanzplätzen aus den Markt für digitale Assets auszubauen. Sygnum baut an der Finanz-Infrastruktur der Zukunft, aber eingebettet in heute rechtlich und regulatorisch geltende Rahmenbedingungen. Dafür hat man sich einflussreiche Unterstützung geholt: Der ehemalige UBS-Chef Peter Wuffli ist Mitglied im Sygnum-Verwaltungsrat. Der ist mit Luka Müller, Gabriela Maria Payer, Thomas Buess, Manuel Krieger und Chua Kim Leng auch darüberhinaus kompetent besetzt. Die Sygnum-Gründer haben das Potenzial der Distributed Ledger Technologie (DLT) erkannt. Und sie sehen die Notwendigkeit, den unregulierten Digital-Asset-Markt mit der traditionellen Finanzwelt zu verbinden.

Sygnum will direkten Zugang zu Werten schaffen

Diese Verknüpfung – davon ist man bei Sygnum überzeugt – wird nicht nur dazu beitragen, die institutionelle Akzeptanz von digitalen Vermögenswerten zu beschleunigen. Die Kryptobank sieht hier auch einen Weg, Märkte effizienter und transparenter zu machen. Vor allem aber will man so eine demokratischere Anlagewelt schaffen, in der Menschen mehr Freiheit hätten – und einen direkteren Zugang zu Werten. In der Bank vertritt vor allem Co-Gründer und CEO Mathias Imbach diesen Standpunkt. Die Blockchain-Technologie hat es dem starken Mann bei Sygnum angetan. “Es geht darum, einer breiten Öffentlichkeit die Kontrolle über Eigentum und Besitz zurückzugeben. Wenn man diese Infrastruktur ganz ausgerollt, erhält jeder für einen moderaten Betrag Zugang zu Assets wie Kunst oder Renditeobjekten wie Immobilien. Dort sind Investitionen sonst eher ab einem 6-oder-7-stelligen Betrag erst möglich.”

Kleinanleger sind zurzeit nicht erwünscht

Imbach spricht von einer “breiten Öffentlichkeit”, die für “ein paar Hundert Franken” investieren kann. Doch genau das ist zurzeit gar nicht möglich. Kleinanleger haben keinen Zugang zum Sygnum-Angebot. “In einem ersten Schritt fokussieren wir uns als Bank auf professionelle und institutionelle Anleger”, lässt die Bank auf Anfrage verlauten. Mit anderen Worten: Ausschliesslich vermögende Privatanleger können als Kunden der Krypto-Bank Token kaufen. Laut Angaben des Unternehmens arbeite man aber an einer Öffnung der Klientel. Perspektivisch können dann – wie bei der Hamburger Finexity AG – wohl auch krypto-affine Kleinanleger von der versprochenen Demokratisierung der Anlagewelt profitieren.

Mitmischen im Tokenisierungs-Geschäft

Wer sich qualifiziert und ein Konto erhält, kann mit wenigen Klicks investieren – zum Beispiel in edle Weine. Im Februar 2021 hat Sygnum das erste Wein-Portfolio tokenisiert und vor wenigen Wochen nun auch ein erstes Gemälde, Picasso`s Fillette au béret. Anleger sollen aber auch Zugang zu weiteren Asset-Klassen bekommen, die bislang institutionellen Investoren vorbehalten waren. “Wir bereiten zurzeit mit ganz verschiedenen Firmen Tokenisierungen vor”, sagt CEO Imbach. Dabei handle es sich zum Beispiel um junge Unternehmen, die Wachstumskapital brauchen. Oder auch um Immobiliengesellschaften, die Wohn- oder Geschäftsgebäude tokenisieren.

Sygnum CEO Mathias Imbach

Es geht bei der Blockchain darum, einer breiten Öffentlichkeit die Kontrolle über Eigentum und Besitz zurückzugeben.

Sygnum Co-Gründer und CEO Mathias Imbach (Bild: Screenshot Eco, SRF)

Investment mit Risiko

Ob die potenzielle Wertsteigerung ein Investment in tokensierte Vermögenswerte rechtfertigt, müssen Anleger selbst entscheiden. Sygnum mache aktuell keine Portfolio-Beratung, liess Imbach in der Presse verlauten. Das heisst: Grundsätzlich sollten Anleger ihr Risikoprofil beachten. Wer nicht bereit ist, ein entsprechendes Risiko zu tragen, sollte nicht in digitale Vermögenswerte investieren.

Steckbrief Sygnum AG

Gründungsjahr
2017
Gesellschaftsform
Aktiengesellschaft
Gründungsort
Zürich
Regulatorische Grundlage
Banklizenz Schweiz und Singapur
Aktienkapital neu
CHF 37’163’757.54
Anzahl Mitarbeiter
100
Kunden
Gross-Investoren, vermögende Anleger
Quelle: Sygnum

Pioniere des Krypto-Bankings

Sygnum ist als Krypto-Bank Pionier. Im September 2019 erhielt das Unternehmen als erstes FinTech neben der Seba Bank eine Banklizenz von der Schweizer Finanzmarktaufsicht FINMA. Einen Monat später folgte die Zulassung als Anbieter von Krypto-Bankdienstleistungen für den Finanzmarkt Singapur. Seit September 2020 liegt zudem die Genehmigung für den Betrieb eines organisierten Handelssystems für digitale Vermögenswerte (OTF) vor. Damit ist der Weg zum Signum-Ziel geebnet: regulierte End-to-End-Tokenisierungslösungen für den gesamten Lebenszyklus eines Wertpapiers anzubieten – von der Emission über Abwicklung und Verwahrung bis zum Sekundärmarkthandel.

Sygnum-Aktien auf der eigenen Blockchain

Die weiteren Meilensteine setzt das Unternehmen konsequent: Zum einen mit Desygnate, einer Primärmarkt-Emissionsplattform. Zum anderen mit SygnEx, einem Handelsplatz im Sekundärmarkt. Damit bietet Sygnum seit November 2020 als weltweit erste Bank ein voll integriertes, institutionelles Tokenisierungsangebot. Emittenten haben eine effiziente Alternative zu herkömmlichen Kapitalbeschaffungsoptionen wie Börsengängen. Gleichzeitig können sie eine vollständig regulierte, innovative Investitionsmöglichkeiten für ihre Anleger schaffen. Sygnum selbst macht vor, wie das geht: Das Unternehmen hat im Januar seine eigenen Aktien tokenisiert. Auf Desygnate sind digitale Abbildungen der Unternehmensanteile in einem “Distributed Ledger” hinterlegt – inklusive der damit verbundenen Rechte und Pflichten.

Bankdienstleistungen für ICP-Token

Im Mai verkündete Sygnum, dass man als erste Bank Verwahrungs- und Bankdienstleistungen für den frisch ausgegebenen Internet Computer Token (ICP) anbiete. Der “Internet-Computer” ist die erste Blockchain mit Web-Geschwindigkeit. Er unterstützt hochgradig skalierbare Smart Contracts. Dadurch ermöglicht er nicht nur Anwendungen wie dezentrale Finanzdienstleitungen (DeFi). Das dezentrale “Web-3.0” kann auch tokenisierte Interaktionen in sozialen Netzwerken in Form von Social Token abbilden. In Zukunft will Sygnum eine Reihe von Bankdienstleistungen für den ICP-Token anbieten.

Nachfrage nach DeFi-Token decken

Mit Bankdienstleistungen rund um DeFi-Token öffnete Sygnum die Welt von “Decentralized Finance” für professionelle und institutionelle Anleger. Dies ist die Finanzdienstleistungstechnologie, die traditionelle Finanzintermediäre umgeht und klassische Bankdienstleistungen ersetzt. Seit Juni bietet der Krypto-Banking-Pionier institutionelle Verwahrung und regulierten Handel für DeFi-Token wie Aave, Maker und Uniswap an. In einer ersten Phase können institutionelle Sygnum-Kunden direkt investieren. Ausserdem haben sie Zugang zu verschiedenen Bankdienstleistungen. Perspektivisch wolle man eine Reihe von DeFi-Ertragsprodukten und -Dienstleistungen anbieten. Und mit ausgewählten DeFi-Partnern massgeschneiderte Lösungen für Kunden entwickeln, schreibt Sygnum in einer Pressemitteilung.

Tokenisierungs-Lösungen von Sygnum

Sygnum bietet eine “All-in-one-Account-Lösung” für Digital Assets an:

  • Verwahrung: Anleger können sowohl ihr Fiat-Geld als auch ihre Kryptowährungen, Stable Coins und Asset Token wie bei einer klassischen Bank deponieren.
  • 24/7-Trading: Kunden können ihre digitalen Assets jederzeit ohne Finanzintermediär handeln.
  • Lombard-Kredit-Geschäft: Sygnum vergibt Kredite an Kunden gegen Kryptowährungen als Sicherheit.
  • Tokenisierung: Die Bank digitalisiert Vermögenswerte und macht sie transferierbar.
  • Primär- und Sekundärmarkthandel: Die bankeigene Plattform ermöglicht Transaktionen auf dem Primärmarkt und auf dem Sekundärmarkt.

Mit der Blockchain die Geldwäscherei einschränken

Kryptowährungen sind für viele die Zukunft. Sie haben aber auch den Ruf, kriminelle Aktivitäten zu begünstigen. Blockchain-basierte Geschäftsmodelle dürfen daher den bewährten regulatorischen Rahmen nicht umgehen, schreibt das Verbraucherschutzform. Das gelte insbesondere im Hinblick auf die Regeln zur Bekämpfung der Geldwäscherei (siehe dazu auch "Alma"). Die Anonymität im Blockchain-Bereich bringe hier ein erhöhtes Risiko mit sich. Sygnum-CEO Mathias Imbach sagt, seine Bank kenne die Identität jedes Investors. Zudem arbeite die Bank unter den strengen Regulierungen der Schweizer und der Singapurer Finanzmarktaufsicht. Er sieht im Krypto-Banking auch eine Chance im Kampf gegen illegale Transaktionen: "Das Schöne an der Blockchain ist, dass sie transparent ist. Sie bietet Werkzeuge, um zum Beispiel die Geldwäscherei zu bekämpfen." Und man könne jederzeit nachvollziehen, wo welche Transaktion erfolgt sei. "Man kann zusätzliche Informationen einfordern, wenn man das Gefühl hat, dass etwas nicht stimmt."

FAQ – Häufig gestellte Fragen

Ist Sygnum eine Bank?

Ja, aber keine klassische. Sygnum ist eine Krypto-Bank und verfügt über zwei Banklizenzen: eine in der Schweiz und eine in Singapur. Zum Leistungsspektrum gehört zwar auch die Verwahrung von FIAT-Geld als klassische Bankdienstleistung. Anstatt eines traditionellen Giro-Kontos mit EC-Karte gibt es für Sygnum-Kunden eine Wallet. Mit der haben sie Zugang zu ihrem Vermögen auf der Blockchain.

Kann ich als Kleinanleger bei der Sygnum-Bank Tokens kaufen?

Nein. Aktuell können nur professionelle und institutionelle Anleger die Leistungen von Sygnum beanspruchen. Das Unternehmen arbeitet aber nach eigenen Angaben daran, das Angebot für eine breitere Klientel zu öffnen. In Zukunft können vielleicht auch Kleinanleger Asset Token bei Sygnum kaufen.

Ist ein Investment in Asset Tokens der Sygnum Bank riskant?

Ja, Investments in tokenisierte Sachwerte oder Kryptos sind per se riskant. Es droht wie bei anderen Investments auch der Totalverlust. Derzeit können nur vermögende Privatkunden in Asset Token von Sygnum investieren. Ob die potenzielle Wertsteigerung das Risiko eines Investments lohnt, müssen Anleger selbst entscheiden. Grundsätzlich sollten Sie als Anleger immer das eigene Risikoprofil im Auge behalten.

Sabine Melichar

Redakteurin | MBA Universität Köln / San Diego State University
Schwerpunkte: Tokenisierung | Digitalisierung von Unternehmen | Berufsbildung | Gesellschaft