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Tokenisierte Rennpferde: Rendite und Risiko aus Leidenschaft

Galoppsport ist Leidenschaft. Aber nicht nur: Tokenisierte Rennpferde können auch ein lohnendes Investment sein. Wie funktioniert die Tokenisierung von Pferden? Was sind die möglichen Renditen? Was sind die Risiken? Und kann man überhaupt schon Pferde-Tokens kaufen? Wir geben die Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Bislang waren die edlen Vollblüter als Luxus einer exklusiven (Geld)-Elite vorbehalten. Das teuerste Rennpferd der Geschichte, Fusaichi Pegasus, wechselte im Jahr 2000 für angeblich über 60 Millionen US-Dollar den Besitzer. Auch die Rennen selbst sind hoch dotiert: Der Sieger des traditionsreichen Kentucky Derby erhielt 2020 ein Preisgeld von 1,86 Millionen US-Dollar.

Rendite-Galloper aus USA, UK oder Japan

Zwar bringt bei weitem nicht jedes vielversprechende Pferd derartige Gewinne. Doch so einige englische Vollblüter sind als Renditegalopper in die Renn-Annalen eingegangen. Die grössten Erfolgsgeschichten kommen dabei aus Australien, den USA, Hongkong, Japan und Grossbritannien, wo Pferderennen seit jeher Volkssport und royales Event zugleich ist.

Kontinentaleuropäische Rennställe wie auch in Deutschland können dagegen nicht mit der Weltspitze mithalten. 2018 zum Beispiel haben alle deutschen Galopper zusammen im Ausland zwar 6.780.324 Euro an Preisgeldern verdient. In den TOP 20 der Preisgeldempfänger spielen sie damit keine Rolle. Die australische Superstute Winx ergaloppierte im Laufe ihrer fünfjährigen Karriere mehr als das Doppelte: 14,5 Millionen US-Dollar. Gekauft hatte die Eigentümerschaft sie übrigens für weniger als ein Sechzigstel davon.

Rennpferde auf der Blockchain tokenisieren?

Rennpferde waren als Investment bislang nur für vermögende Einzelanleger oder über Syndikate verfügbar.  Das funktioniert gut bei überschaubaren Eigentümergemeinschaften. Nun wollen findige Firmen Rennpferde auch für “Schwarm-Investments” verfügbar machen: Interessierte Anleger sollen über Pferde-Tokens Anteile an den Tieren erwerben.

Der Tokenisierungsprozess ist im Fall von Pferden ein anderer als zum Beispiel bei Oldtimern. Bei der Konzeption von Security Pferde Tokens spielen eine Reihe von Parametern eine Rolle, wie der internationale Wirtschaftsanwalt und Gründer von ThinkBlockTank Andrea Bianconi aufzeigt. Die Tokenisierung von Pferden über die Blockchain sei komplex: “Was wie in welcher Form auf der Blockchain zu digitalisieren ist, ist alles andere als offensichtlich,” sagt er. Das ultimative Tokenisierungsmodell für Rennpferde sei noch nicht gefunden.

Der illiquide Sachwert “Rennpferd” bekommt durch die Tokenisierung Liquidität. Das hilft dem Galoppsport zu wachsen.

Andrea Bianconi, Wirtschaftsanwalt und Gründer von ThinkBlockTank

Unklarheiten bleiben bestehen

Die Frage ist nur: Lässt sich ein Pferd auch von einer dezentralisierten Community von Security Token Besitzern unterhalten? Welche Rechte ergeben sich aus dem Pferde-Token-Besitz? Unklar ist auch, wie die Eigentümer mit steigenden Unterhaltskosten umgehen. Besitzer in Deutschland müssen für den Unterhalt eines Rennpferds einen beträchtlichen finanziellen Aufwand von 20 000 bis 40 000 Euro pro Jahr einkalkulieren. Ist sichergestellt, dass Token-Besitzer den Pflichten aus ihrem Investment auch bei unerwarteten Kosten nachkommen?

Mehrere Tokenisierungs-Versuche

Zwei gescheiterte Versuche, Rennpferde zu tokenisieren, deuten auf ein problematisches Umfeld hin. Ein Beispiel ist die Schweizer Lifestyle-Investment-Plattform Tend. Die Gründer kündigten im Jahr 2018 an, gemeinsam mit dem britischen Unternehmen Highclere Thoroughbred Racing Vollbüter auf die Blockchain zu bringen. HTR führt seit 1992 Rennpferde und Besitzergemeinschaften in Syndikaten zusammen. Das Projekt wurde nicht realisiert. Warum, ist nicht bekannt.

Ein anderes Beispiel für den schwierigen Weg bis zur Pferde-Tokenisierung ist TRExchange. Die Firma startete im Jahr 2018 als “erste blockchain-basierte globale Handelsplattform für Eigentumsrechte an Rennpferden”. Laut der im Internet veröffentlichten Roadmap wollte das australische Unternehmen noch im selben Jahr 50 Galopper tokenisiert haben. Rechtliche und regulatorische Schwierigkeiten halten das Projekt allerdings bislang in der Warteschleife. “Wir hoffen, dass unsere Anwälte bald eine Lösung finden und das Portal an den Start gehen kann,” so Derek Tam, Gründer und CEO der TREX-Gruppe.

Tokenisierung: Ähnlich wie Pferde-Syndikate

Rennpferde haben traditionell viele Besitzer: In der Vollblut-Rennszene waren Investorengemeinschaften schon Gang und gebe, bevor die Tokenisierung und findige Geschäftsleute sie für sich entdeckten. Spezialisierte Unternehmen führen in sogenannten “Syndikaten” seit jeher einige Dutzend anteilige Besitzer zusammen. Rennenthusiasten können so den Pferdebesitz finanzieren und die Risiken gemeinsam schultern. Kosten und Gewinne teilen sie sich.

Anteile an Pferden als Krypto-Tokens

Die jüngsten Bemühungen, die Tokenisierung von Rennpferden voranzutreiben, kommen wieder aus Australien. Dieses Mal mit Unterstützung aus Hongkong. Das International Racehorse Owners Network (IRON) will in einer weltweiten Blockchain-Initiative die Rennpferde-Eigentümerschaft revolutionieren. Dies berichtete im April ANZ Bloodstock News, eine australische Fachzeitung für die Vollblutindustrie. IRON will digitalisierte Anteile an Rennpferdenals Krypto-Tokens verkauften. Das Unternehmen plant, noch in diesem Jahr die Tokens zu vermarkten.

Die Perspektiven für tokenisierte Pferde

Blockchain-ExperteAndrea Bianconi sieht in der Tokenisierung ein effektives Mittel auch für den “Nischenmarkt” Galoppsport. Tokens könnten die verschiedenen wirtschaftlichen Ansprüche, die der Besitz eines Rennpferdes mit sich bringt, abbilden und digital verfügbar machen. Früher oder später, davon ist er überzeugt, würden Rennstallbetreiber das Konzept verstehen. “Die Tokenisierung von Assets wie Rennpferden bietet eine Menge Vorteile. Sie macht es leichter, das Asset zu managen. Sie gibt Sicherheit im Hinblick auf Eigentumsrechte. Und sie macht Eigentumsrechte übertragbar.” Der andernfalls illiquide Sachwert “Rennpferd” bekäme dadurch Liquidität. Das werde dem Galoppsport helfen zu wachsen und das Investment in Rennpferde einer grösseren Anlegerschaft näherbringen. Kleinanleger können auf dem Kryptomarkt vielleicht schon bald nicht nur in Autos, Werke des Kunstmarkts und Wein investieren. Auch in tokenisierte Rennpferde.

FAQ – Häufig gestellte Fragen

Welche Chancen für Privatanleger bieten tokenisierte Rennpferde?

Je nach Tokenisierungsmodell erhalten die Token-Eigentümer eine Rendite. Zum Beispiel Anteile an zukünftigen Preisgeldern, Gewinnen aus der Zucht oder einem Verkauf des Pferdes. Token-Besitzer können auch Zugang zu exklusiven Rennsportveranstaltungen erlangen. Dank Tokenisierung können Anleger auch mit kleinen Beträgen Anteile an Rennpferden erwerben.

Was sind die Risiken bei einem Investment in tokenisierte Rennpferde?

Rennpferde sind ein riskantes Investment. Erleidet ein tokenisiertes Pferd Krankheiten und Verletzungen, gehen diese Kosten schnell in die Höhe. Ein Knochenbruch kann das sportliche Aus und damit den Verlust des Investments bedeuten. Die Renditeerwartungen eines Jährlings (Jungpferdes) zu beurteilen, ist auch für Fachleute schwierig. Unkundige Privatanleger müssen auf die Expertise von Spezialisten vertrauen. Ein Pferd ist kein Investitionsgut wie eine Immobilie. Es ist ein Lebewesen. Die körperliche Belastung im Galoppsport ist gross. Der psychische Druck ist ebenfalls hoch – oft zu hoch für viele Pferde.

So verläuft ein Investment bis zur Rendite

Ein traditionelles Investment in Rennpferde erfolgt in mehreren Schritten und beginnt mit dem Kauf des Pferdes. In der aktiven Rennkarriere, ab etwa drei Jahren, folgt die Renditephase. Das Investment verläuft in folgenden Schritten:

  1. Kauf: Investoren kaufen Pferde einjährig bei einer der grossen Jährlingsauktionen.
  2. Training: Zweijährig fangen Vollblüter mit dem Training im Rennstall an.
  3. Das erste Rennen: Der Trainer entscheidet, wann ein Pferd sein erstes Rennen läuft. Ungefähr ein Drittel der Vollblüter startet bereits zweijährig mindestens einmal. In Deutschland sind mehr als drei Starts in diesem Alter selten – anders als zum Beispiel in England.
  4. Die ersten zwei Rennjahre: Meist lässt sich in den ersten zwei Rennjahren absehen, wie gross das Potential ist. Das wirkt sich auf die Wertsteigerung aus. Viele Investoren verkaufen Rennpferde nach zwei Jahren und realisieren den Gewinn.
  5. Aktive Rennkarriere: In dieser Zeit profitieren Besitzer von den Preisgelder. Wie viele Jahre ein Pferd Rennen läuft, hängt stark von der individuellen Disposition ab. Manche Pferde beenden ihre Karriere mit vier Jahren. Andere laufen erfolgreich, bis sie zehn oder elf sind.
  6. Zucht: Nach Ende der aktiven Karriere bringen Rennpferde ihren Besitzern regelmässige Erträge in der Zucht ein.

Rennpferde: Die 20 Top-Verdiener

Pferd
Geboren
Siege
Preisgelder £
Winx AUS
2011
37
14,5 Mio.
Arrogate USA
2013
7
13,6 Mio.
Almond Eye (JPN)
2015
12
13,4 Mio.
Thunder Snow (IRE)
2014
8
12,6 Mio.
Gentildonna (JPN)
2009
10
12,2 Mio.
Orfevre (JPN)
2008
12
12,2 Mio.
Quelle: Thoroughbred Racing

Edel-Rösser mit renditeträchtiger Doppelkarriere

Erfolgreiche Rennpferde erlaufen nicht nur hohe Summen in Preisgeldern. Über ihre aktive Karriere hinaus liefern sie ihren Besitzern beträchtliche Gewinne in der Zucht. Decktaxen für Vollbluthengste können sich auf mehr als 500 000 Euro belaufen – für einmal "Antreten" wohlgemerkt. Preis-Volatilität kennt die Branche nicht, wie das Rennsportportal TRC berichtet. Man habe angesichts der Pandemie mit Preiseinbrüchen gerechnet. Die Decktaxen hätten sich im letzten Jahr aber als konjunktursicher erwiesen. Die Buchungskalender seien bei der Mehrheit der Hengste voll – ohne Preisnachlass. Auch Stuten, die keine Rennen mehr laufen, sind für ihre Besitzer in der Zucht attraktiv: Einmal im Jahr gibt es wertvollen Nachwuchs.

Sabine Melichar

Redakteurin | MBA Universität Köln / San Diego State University
Schwerpunkte: Tokenisierung | Digitalisierung von Unternehmen | Berufsbildung | Gesellschaft

Sabine Melichar

Redakteurin | MBA Universität Köln / San Diego State University
Schwerpunkte: Tokenisierung | Digitalisierung von Unternehmen | Berufsbildung | Gesellschaft