Martin BergerWann immer Sie Transaktionen auf der Ethereum-Blockchain ausführen, müssen Sie “Gas” bezahlen. In frequentierten Zeiten können Gas-Gebühren sehr teuer sein. Teilweise kosten sie mehr als der eigentliche Krypto-Betrag, den Sie versenden wollen. Das Problem ist Ethereum, und der Community durchaus bewusst. Darum soll nun in kürze der Wechsel zur Proof-of-Stake-Technologie und damit zu niedrigeren Gebühren erfolgen. Doch eines nach dem anderen.
Was genau sind Gas-Gebühren?
Gas-Gebühren müssen wir auch in Deutschland bezahlen, um Transaktionen über die Blockchain auszuführen. Es handelt sich um die Transaktionsgebühren der Ethereum-Blockchain. Andere Blockchains kennen ebenfalls solche “Fees”, zum Beispiel Bitcoin. In erster Linie dienen sie dazu, die Miner für ihre Arbeit zu bezahlen. Ihr Proof-of-Work-Verfahren und ihre Mining-Hardware verifizieren schliesslich die Transaktionen und sichern das Netz. Im Falle von Bitcoin bekommen die Miner auch die neu geschürften BTC als Belohnung. So gelangen frische Coins erst in Umlauf.
“Gas” ist keine Kryptowährung für sich, sondern nur eine kleine Menge an Ether (ETH). Wann immer Sie also eine Transaktion auf der Ethereum-Blockchain durchführen, müssen Sie eine gewisse Menge an ETH bereithalten, um die Gebühren zu bezahlen. Das gilt auch, wenn Sie eine andere Ethereum-basierte Kryptowährung verwenden. Viele Kryptowährungen und Blockchain-Projekte nutzen den Token-Standard von Ethereum. Darunter viele DEX-Tokens oder Blockchain-Spiele (siehe Tabelle).
Token-Standard von Ethereum – teure Gas-Fees
Die Tabelle zeigt Kryptowährungen und Blockchain-Projekte, welche den Token-Standard von Ethereum verwenden – und deshalb teure Gas-Fees haben.
Blockchain-Games | Decentral Exchanges | Blockchains |
Axie Infinity | Uniswap | Golem |
Gods Unchained | PancakeSwap | Augur |
Decentraland | 1nch | Chainlink |
Wie wird der Gas-Preis berechnet?
Der aktuelle Gas-Preis ist keine feststehende Summe. Stattdessen hängt die Höhe der Gebühren von mehreren Faktoren ab. Dazu zählen:
- Der aktuelle Preis von Ethereum
- Anzahl der Transaktionen
- Komplexität des Vorgangs
Berechnet werden die Gebühren in GWEI. Hierbei handelt es sich um die kleinstmögliche Einheit von Ethereum. Ein GWEI entspricht dabei 0,000000001 ETH. Das Minimum für eine Transaktion liegt bei 21,000 Gas. Sollte die Transaktion wesentlich komplexer sein (also mehr Rechenkraft benötigen), dann steigt auch dieser Wert. Diese Summe wird dann mit den durchschnittlichen Kosten multipliziert, woraus sich dann der Gas-Preis ergibt. Die Gas-Formel lautet demnach: Gas-Gebühr = Gast-Kosten für die Transaktion x durchschnittlicher Gas-Preis x aktueller Ethereum-Preis.
So legen Sie Gebühren selber fest
Keine Sorge, Sie müssen nicht selber ihre Gebühren berechnen. Das erledigen Wallets und das Netzwerk von selbst. Sobald Sie eine Transaktion durchführen wollen, wird Ihnen der Preis sogleich angezeigt. Möchten Sie Gas-Gebühren sparen? Dann können auch selber die Gebühren festlegen und die Grundeinstellung senken, etwa bei Meta Mask. Oder aber Sie erhöhen die Gebühr sogar, bezahlen also bewusst mehr für eine Transaktion. Dadurch bearbeiten die Miner Ihre Anfrage eher. Das ist eine optionale Funktion. Sollte die Netzwerkaktivität gerade sehr hoch sein und Sie bezahlen nur das Minimum, dann dauert die Bestätigung womöglich länger. Gerade wenn es auf schnelle Trades wie beim DeFi ankommt, ist man auf zeitnah abgewickelte Token-Transfers angewiesen.
Wieso steigen die Gas-Gebühren so stark?
Ähnlich wie die Gebühren bei Bitcoin sind die Gas-Gebühren Schwankungen unterworfen. Je mehr aktive Nutzer im Netzwerk, je mehr Transaktionsanfragen an die Miner gehen, desto teurer die Gebühr. In stark frequentierten Zeiten wird es also besonders kostspielig, seine Transaktionen verifiziert zu bekommen. Dabei spielt auch das “Block Gas Limit” eine Rolle.
Eine Blockchain ist eine Aneinanderreihung von mehreren Blöcken. Ein Block kann nicht unbegrenzt gross sein. Stattdessen gibt es eine maximale Blockgrösse. Bei Bitcoin wird diese in Bytes angegeben. Bei Ethereum ist das anders, hier ist Gas der limitierende Faktor. Zunächst lag dieser noch bei 5000. Das war im Juli 2015. Schon ein Monat später wurde er auf 21.000 Gas angehoben. Es erfolgten mehrere Anpassungen fast jedes Jahr. Seit dem April 2021 liegt die maximale Gas-Anzahl pro Block bei 15.000.000. Damit passen theoretisch mehr Transaktionen in einen Block.
Tipps zum Sparen von Gas-Fees
Ob Blockchain-Games oder DeFi-Trading, hohe Gebühren können einem den Spass an Kryptowährungen vermiesen. Wenn die Transaktion mehr kostet als der Wert der Transaktion an sich, dann lohnt es sich oftmals nicht. Dabei gibt es ein paar Möglichkeiten, hohe Gebühren zu umgehen. Sind Sie ein Nutzer in Deutschland? Dann befolgen sie dazu folgende Spar-Tipps:
Spar-Tipp 1
Achten Sie auf die richtige Uhrzeit: Der Gebührenpreis schwankt innerhalb des Tages. Erfahrungsgemäss sind die Gebühren in den Abend und Nachtstunden höher. Weniger bezahlen Sie in der Regel in den späten Nacht- bis frühen Morgenstunden und um den Mittag herum. Es gibt dennoch hohe Schwankungen. Diese alle 15 Minuten aktualisierte Tabelle kann Ihnen dabei helfen, den richtigen Moment abzupassen.
Spar-Tipp 2
Verwenden Sie dApps mit reduzierten Gebühren: Es gibt eine Reihe von dezentralen Applikationen für DeFi und dApps, die niedrigere Gebühren versprechen. Dazu gehören unter anderem Balancer, KeeperDAO, FTX oder Dapper ETH. Die dApps bündeln Transaktionen, die Teilnehmer bezahlen dann nur einen Teil des Preises. Dapper ETH etwa wird auch von CryptoKitties oder NBA Top Shots akzeptiert und ermöglicht bei diesen Anwendungen gebührenfreie Transaktionen.
Spar-Tipp 3
Wählen Sie niedrigere Gebühren: Web-Wallets wie MetaMask ermöglichen es, die Gas-Gebühren individuell einzustellen. Höhere Gebühren bedeuten, dass die Miner die Transaktion bevorzugen und schneller abhandeln. Sollte Geschwindigkeit aber im Moment nicht notwendig sein, dann können Sie den Preis auch herunterschrauben. Bei MetaMask klicken Sie dafür vor der Transaktion auf “Edit” und suchen sich hier den passenden Preis aus.
Was beeinflusst den Gas-Preis bei Kryptos?
Es gab in der Vergangenheit Zeiten, in denen der Gas-Preis enorm gestiegen ist. Im Grunde sind diese Zeiten mit viel Traffic auf eine gestiegene Netzaktivität zurückzuführen. Mehr Teilnehmer im Netzwerk, mehr und vor allem komplexere Transaktionen bedeuten höhere Gebühren.
- DeFi: Decentralized Finance ist ein wichtiger Bestandteil des Ethereum-Ökosystems. Viele DeFi-Plattformen bauen auf Ethereum auf. Dessen Blockchain wickelt ständig verschiedene Token-Transfers ab. Dazu gehören auch komplexe Vorgänge wie das Lending und Yield Farming. Der DeFi-Boom im Jahr 2020 sorgte für einen Anstieg des Ethereum-Kurses, doch Nutzer sahen sich zugleich mit erhöhten Gebühren konfrontiert. Bei Zeiten mussten Trader über 200 US-Dollar für eine Transaktion zahlen.
- CryptoKitties und Blockchain-Gaming: Auch die NFTs haben das Potential, für Stau auf der Transaktionsautobahn zu sorgen. Im Jahr 2017 entstand um die CryptoKitties eine regelrechte Sammelwut. Die NFT-Katzen gingen für Hunderttausende US-Dollar über den virtuellen Ladentisch und führten damit zu einem erhöhten Netzaufkommen.
- Initial Coin Offerings: 2017 war ausserdem das Jahr der ICOs, der Initial Coin Offerings. Ethereum war die Plattform der Wahl, um neue Kryptowährungen zu erstellen oder mithilfe von Tokens eigene Projekte zu finanzieren. Darunter waren auch viel Schund und Betrug. Der Trend hielt bis 2018 an. Anhand der Daten sieht man für diesen Zeitraum ebenfalls ein Anstieg der Gas-Gebühren.
FAQ – Häufig gestellte Fragen
Beim Sharding wird der Datensatz der Blockchain in kleinere Untereinheiten aufgeteilt. Das entlastet das Gesamtnetzwerk. Eigentlich kommt der Begriff aus der Datenverarbeitung. Auf Kryptowährungen angewandt bedeutet es, dass die Blockchain nicht mehr alle Daten halten muss. Stattdessen entstehen unabhängige Datensätze, die über bestimmte Kanäle mit der Gesamt-Chain kommunizieren.
Gas-Gebühren fallen für Transaktionen auf der Ethereum-Blockchain an. Dazu gehören das Versenden von Kryptowährungen (nicht nur Ether, sondern auch andere Ethereum-basierte Tokens) und die Smart Contracts. Gas ist der Treibstoff für die Blockchain.
Das Upgrade zu Ethereum 2.0 soll im Jahr 2022 erfolgen. Bis dahin werden die Entwickler noch viel testen müssen. Schon seit drei Jahren arbeiten sie an der Hard Fork. Das Testnet ist bereits seit dem Dezember 2020 online. Allerdings gibt es bislang kein Release-Date für Ethereum 2.0.
