Künstlerinnen und Künstler brauchen nicht unbedingt eine Galerie, um ihre Kunstwerke auszustellen und potentiellen Käufern anzubieten. Sie können ihre Kunst auch selbst verkaufen – tokenisiert. Sie tun das, indem sie ihr Kunstwerk zu einem sogenannten “NFT” umwandeln – einem Non Fungible Token. Das ist ein eindeutiges “nicht ersetzbares” kryptografisches Token.
Wie erstelle ich aus Kunst ein digitales NFT?
Auch Kunstschaffende aus Deutschland können aus einem analogen ein digitales NFT-Kunstwerk machen. Aber wie erstelle ich ein NFT und erziele eine Rendite mit meiner Kunst? Diese Anleitung soll bei der Umsetzung helfen. Zuerst erstellen Sie ein Foto, zum Beispiel von einem Gemälde, das Sie selber gemalt haben. Oder man erstellt das Kunstwerk von Beginn weg digital. Zum Beispiel eine Illustration, ein Foto oder ein Video.
Suchen Sie zuerst eine Tokenisierungs-Plattform
Nun suchen Sie sich als Künstler einen Online-Kunst-Marktplatz, welcher die Tokenisierung anbietet. Dort laden Sie die Bilddatei hoch. Erst im Zusammenspiel mit der Blockchain-Technologie wird aus Ihrem Kunstwerk ein NFT. Dieses Token besitzt eine einmalige, nahezu fälschungssichere Signatur. Das NFT ist ein digitales Original. Man kann es sich wie ein digitales Gemälde oder eine digitale Sammlung vorstellen. Die Tokenisierung dient der Sicherstellung der Einzigartigkeit des eigenen Kunstwerks.
Kunst tokenisieren: Anleitung für Künstler
Die erstellte Bilddatei – das NFT – bieten Sie als Künstler auf der Kunstplattform zum Kauf an. Wissen Sie nicht, wie Sie Ihre eigene Kunst tokenisieren? Wir erklären Ihnen, wie Sie von der Erstellung der NFT-Datei bis hin zum Verkauf vorgehen müssen. Dazu haben wir uns bei einer Anleitung von 3D-Gladiator inspirieren lassen. Grundsätzlich speichern Sie das Originalkunstwerk in einem verteilten Netzwerk, einem sogenannten distributed network. Und zwar mittels der pinata.cloud und einem interplanetaren Dateisystem, dem interplanetary file system.
Schritt 1: Sie müssen Besitzer der Kunst sein
Bevor Sie sich als Künstler aus Deutschland dazu entschliessen, ein Kunstwerk in NFTs umzuwandeln, ist folgendes wichtig: Stellen Sie sicher, dass Sie selbst der Erschaffer oder Besitzer des Kunstwerkes sind. Zunächst exportieren Sie zwei Versionen der Bild- oder Filmdatei mit einem definierten Rendering (Qualität der Bildauflösung). Die eine Version speichern Sie als grosse TIFF-Datei ab. Die andere Version reduzieren Sie auf 50 Prozent und speichern diese als JPEG-Datei.
Schritt 2: Öffnen Sie die Webseite von Rarible
Im nächsten Schritt öffnen Sie im Browser die Seite rarible.com. Dies ist der erste virtuelle NFT-Marktplatz in Gemeinschaftsbesitz. Hier kann man digitale Güter kreieren, verkaufen oder sammeln, die sich über die Blockchain sichern lassen. Bevor Sie bei rarible auf den “create”-Button klicken, verbinden Sie Ihr Krypto-Wallet mit der dezentralisierten Anwendung. Und zwar, indem Sie oben rechts im Browser, unterhalb der URL-Leiste, auf den connect-Button klicken.
Schritt 3: Suchen Sie sich eine Krypto-Wallet
Nun haben Sie die Möglichkeit, eine Verbindung zu einem Wallet Provider herzustellen, zum Beispiel MetaMask. Nachdem Sie die gewünschte Wallet gewählt haben, bestätigen Sie die hergestellte Verbindung in einem neuen, kleinen Fenster. Die Verbindung zwischen dem eigenen Wallet und rarible.com ist nun hergestellt. Krypto-Wallets sind Software-Wallets, die als extension oder add-on für den eigenen Browser zur Verfügung stehen. Diese Krypto-Geldbörse (Wallet) können Sie mit der Kryptowährung Ethereum (ETH) auffüllen, die auf der Ethereum-Blockchain läuft.
Es gibt zwei Arten, Ethereum zu kaufen:
- Man kann per EC-, Giro-, oder Kreditkarte zahlen und die Wallet so direkt mit der Kryptowährung aufladen.
- Man kann Ethereum direkt auf seiner Wallet hinterlegen, indem eine der Krypto-Plattformen nutzt, wie Coinbase oder Bitpanda.
Wichtig ist, dass Sie als Künstler über genügend Ethereum auf Ihrer Wallet verfügen. Nur so können Sie die später folgenden Transaktionsgebühren bezahlen. Diese Gebühren müssen Sie erst entrichten, wenn das eigene Kunstwerk tatsächlich in einen NFT umgewandelt wird.
Schritt 4: Die Datei bei rarible hochladen
Doch zurück zu rarible: Jetzt klicken Sie auf den “create”-Button. Dazu können Sie zwischen einer single edition und einer multiple edition wählen. Hinter der “multiple edition” verbirgt sich der Vorgang, aus einem einzigen Kunstwerk viele einzelne und unterschiedliche Teile desselben Kunstwerks zu kreieren. Will man das nicht, entscheidet man sich hier für die “single edition”.
Als Nächstes können Sie die Datei hochladen. Dazu wählen Sie zwischen den Formaten PNG, GIF, web picture, mp4 und mp3. Auch wenn das Dateiformat JPEG an dieser Stelle nicht gelistet ist: Probleme sollte es damit keine geben. Es ist ratsam, zunächst eine PNG-Datei zu exportieren. Bevor Sie fortfahren, sollten Sie eines stets im Hinterkopf behalten: Wenn man ein Bild in ein NFT umwandelt wird das Kunstwerk selbst nicht in der Ethereum-Blockchain gespeichert.
Der Smart Contract enthält die Bild-Metadaten
Der Eintrag in der Blockchain findet mit Smart Contracts statt (Computerprotokolle, die Verträge abbilden oder überprüfen). Der Contract besteht nur aus ein paar Codezeilen. In diesem Code befinden sich Metadaten. Diese wiederum enthalten den Namen des Bildes, eine kurze Beschreibung und einen einfachen Link. Dieser verweist auf einen Ort im Web, an dem das Bild gespeichert ist. Im Falle von Variablen übernehmen sie die Speicherung und komprimieren auch entsprechend das Bild.
Als Künstler oder Verkäufer möchte man, dass das zu verkaufende Kunstwerk in hoher Auflösung (HiRes – high resolution) beim Käufer ankommt. Deshalb haben Sie die Möglichkeit, die Option unlock once purchased zu wählen. In dem Fall lassen sich ein zusätzlicher Link (additional link) oder digitaler Schlüssel (digital key) einer Datei hinzufügen. So lässt sich die Datei auf dem eigenen Server hosten oder man legt sie ab in einem Cloud-Speichersystem für Dateien, zum Beispiel Google Drive. Aber sogar das ist immer noch nicht sicher und langlebig genug. Deshalb ist es von Vorteil, wenn Sie die hoch aufgelöste Version des Bildes auf dem IPFS speichern, dem interplanetary file system.
Was ist das IPFS und wie funktioniert es?
Das IPFS ist ein Protokoll- und Peer-to-Peer-Netzwerk zum Speichern und Freigeben von Daten in einem verteilten Dateisystem (distributed file system). Auch wenn das Dateisystem verteilt ist, handelt es sich nicht um eine Blockchain. Es basiert aber auf kryptografischen Hashes, die sich leicht in einer Blockchain speichern lassen. Das IPFS-Netzwerk ermöglicht eine Adressierung von Inhalten, die auf dem Inhalt selbst basieren. Das bedeutet, dass dem Inhalt ein Name oder Hash zugewiesen wird. Falls sich der Inhalt, zum Beispiel ein Bild, ändert, dann ändert sich auch der Hash. Es ist nicht wie bei einer klassischen URL (uniform resource locator), die auf einen Ort verweist, an dem ein Bild gespeichert ist. Löscht oder ändert man das Bild, bleibt die URL immer dieselbe. Beim IPFS-Netzwerk verhält es sich genau umgekehrt.
Schritt 5: Pinata Cloud aufrufen
Im nächsten Schritt dieser Anleitung rufen Sie die Seite pinata.cloud auf. Dies ist die einfachste Art, das IPFS zu nutzen. Falls ein Account schon vorhanden ist, können Sie oben rechts auf pinata upload gehen und nach der TIFF-Datei suchen. Haben Sie die Datei vorher schon hochgeladen, können Sie diesen Schritt hier weglassen. Um auf die TIFF-Datei Zugriff zu erhalten und ihre Eigenschaften zu sehen, nutzen Sie den pin explorer. Neben dem Namen und der Grösse der Datei sieht man hier den IPFS-Hash. Dieser einzigartige IPFS-Hash wurde im Netzwerk erzeugt. Damit ist gewährleistet, dass dieser immer und ausschliesslich auf die eigene TIFF-Datei verweist.
- Wenn Sie auf den IPFS-Hash klicken und danach auf den Dateinamen, wird das Bild heruntergeladen und im Ordner angezeigt. Anschliessend klicken Sie mit der rechten Maustaste auf den Dateinamen, kopieren den Link und gehen zurück auf die Ursprungsseite (rarible.com).
- Wenn Sie auf den unlock once purchased-Button klicken, können Sie dort den pinata-Link einfügen. Man kann dann den Sofortpreis (instant scale price) einstellen, indem man einen Wert in Ethereum-Währung eintippt. Zudem sollten Sie beachten, dass Rarible eine Servicepauschale von 2,5% veranschlagt. Für den Verkauf bzw. die Transaktion erhält man den selbst gewählten Preis abzüglich der 2,5%. Der erzielte Ertrag in nichtkryptischer Währung lässt sich dem aktuellen Ethereum-Wechselkurs entnehmen.
Haben Sie eine Sammlung mit ähnlichen Kunstwerken?
Scrollen Sie weiter runter, können Sie eine Sammlung (collection) wählen. Hier können Sie als Künstler entscheiden, ob Sie Ihr Bild auf dem Rarible-Token behalten möchten. Oder ob Sie einen Token wählen, der auf dem ERC-721-Standard basiert. Dieser Standard für NFTs gewährleistet, dass diese Art von Token einzigartig ist und einen anderen Wert haben kann als alle anderen Token desselben Smart Contracts. Und zwar basierend auf Alter, Seltenheit oder Aussehen.
In der Regel macht dies vor allem Sinn, wenn man eine Sammlung ähnlicher Kunstwerke veröffentlichen will. Dann kann man den eigenen Token-Namen, das Token-Symbol, die Beschreibung und die Kurz-URL eingeben. Hier unten auf der Webseite lassen sich auch Eigenschaften einstellen, wie z.B. der Künstler oder die Künstlerin, die Version usw.
So partizipieren Sie an jedem weiteren Verkauf
Bei den Lizenzgebühren (royalties) geben Sie einen Prozentsatz ein. Damit legen Sie den Betrag fest, den Sie selber jedes Mal erhalten, wenn das Kunstwerk weiterverkauft wird. Verkauft man das Bild also an den ersten Käufer einmal, erhält man als Künstler 100% abzüglich der 2,5% Servicegebühr. Von diesem Zeitpunkt an erhält man dann 10% von jedem zukünftigen Verkauf. Der Prozentsatz ist frei wählbar.
Schritt 6: Verbinden Sie die Krypto-Wallet
Alles, was Sie jetzt noch tun müssen ist folgendes: Stellen Sie sicher, dass Ihre eigene Krypto-Wallet verbunden ist. Ist dies der Fall, können Sie auf den create item-Button klicken. Damit wird die Datei hochgeladen und für die Token-Prägung vorbereitet. Dies kann einige Sekunden in Anspruch nehmen. Sobald die Datei hochgeladen ist, kann man mit der Prägung der Token beginnen.
Führt man diesen Prozess zum ersten Mal durch, müssen Sie die Interaktion per App bestätigen. Das heisst, dass Sie zugleich mit der Blockchain interagieren. Jedes Mal, wenn man mit der Blockchain interagiert, fallen Gebühren an – die sogenannten gas fees. Diese Gebühren decken die Kosten, die anfallen, wenn eine Transaktion auf dem Netzwerk ausgeführt wird. Zudem verlangt Rarible Gebühren für die (erstmalige) Bestätigung.
Gas Fees für Benützung der Blockchain
Als generelle Regel kann man sich folgendes merken: Immer dann, wenn etwas in die Blockchain geschrieben wird, fallen gas fees an. Sobald der Interaktionsvertrag (interaction contract) bestätigt ist, kann endlich die Prägung beginnen. Das bringt die Krypto-Wallet wieder zum Vorschein. Die Vertragsinteraktion selbst kostet 0 Ethereum (ETH), weil Rarible nichts für die Prägung von Token verlangt. Man muss dafür jedoch hohe gas fees entrichten.
Es gibt einige Möglichkeiten, die gas fees zu reduzieren:
- Die erste Möglichkeit ist, Sie klicken auf edit. Hier können Sie die Art der Transaktion eingestellen. Dazu können Sie zwischen slow (langsam), average (mittel) und fast (schnell) wählen. Entscheiden Sie sich für die Option slow, müssen Sie damit rechnen, dass die Transaktion zehn Minuten bis zu einer Stunde dauern kann.
- Die andere Möglichkeit ist, die gas fees selbst festzusetzen. Trägt man bei den gas fees einen niedrigen Wert ein, reduziert sich der Preis ebenfalls. Sie sollten allerdings darauf achten, dass der Wert der gas fees nicht zu niedrig ist. Ansonsten risikieren Sie, die Transaktion nicht ausführen zu können. Im Allgemeinen sollte man mit diesen Werten also vorsichtig umgehen. Die Transaktion wird auch nur ausgeführt, wenn die eigene Krypto-Wallet eine entsprechende Auslastung vorweist – also genügend an Kryptowährung vorhanden ist. Nach Abschluss der Transaktion wird der erstellte NFT in der Krypto-Wallet ausgewiesen.
Schritt 7 (fakultativ): Open Sea-Webseite öffnen
Als Nächstes klickt man auf das Icon Open Sea, dem weltweit ersten und grössten NFT-Marktplatz. Open Sea ist im besten Fall verbunden mit der eigenen Krypto-Wallet. Hier sieht man ganz oben, oberhalb des angegebenen Preises, dass der NFT auf Rarible erstellt worden ist. Zudem sieht man auf den ersten Blick den Titel des Kunstwerks, den Preis in ETH und aktuelle Angebote. Die Trading History zeigt an, wann der NFT erstellt und zum Verkauf angeboten wurde.
Stellt man sein Kunstwerk als Token nicht nur auf Rarible ein, sondern auch auf Open Sea, müssen Sie den Bestätigungsprozess erneut durchlaufen. Das heisst, dass einige Einrichtungsgebühren anfallen. Der Prozess zur Bestätigung ist an sich kostenfrei. Allerdings, wie oben beschrieben, fallen gas fees an, sobald man in Interaktion mit der Blockchain tritt. Man sollte sich also darauf einstellen, dass man Gebühren für die Interaktion auf Open Sea entrichten muss. Diese sind allerdings klein im Gegensatz zu den Gebühren, die zusätzlich anfallen, will man sein Kunstwerk auf dem Open Sea Marktplatz feilbieten. Diese Gebühren fallen beträchtlich höher aus (zweistelliger Dollarwert) als die Transaktionsgebühren (einstelliger Dollarwert).
Schritt 8: Viel Spass bei der Kunst-Tokenisierung
Das Prägen von NFTs auf der Ethereum-Blockchain ist derzeit recht teuer. Dies liegt zum grossen Teil daran, dass die Blockchain hoch frequentiert und somit stark belastet ist. Es ist also davon auszugehen, dass die Preise in absehbarer Zeit nicht fallen werden. Aber es macht in jedem Fall Freude, seine eigene Kunst zu tokenisieren und zum Verkauf anzubieten. Die Anleitung soll Künstlerinnen und Künstlern helfen, diesem Ziel näher zu kommen.