“Bei uns melden sich leider immer wieder Verbraucher, die auf digitale Betrugsmaschen mit Kryptowährungen hereingefallen sind und zum Teil fünfstellige Beträge verloren haben”, sagt Ralf Scherfling, Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Gruppe Finanzen und Versicherungen bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen in Deutschland. Oft sprechen die Betrüger ihre Opfer in den sozialen Netzwerken an. Immer locken sie mit den hohen Renditen, die durch ein Investment möglich sind. Und in Zeiten niedriger Zinsen glauben viele Investoren nur zu gerne an die Geschichte der schnellen Geldvermehrung.
Alte Abzocke im neuen Krypto-Glanz
“Dass die Angebote oft intransparent und die Geschäftsmodelle unverständlich sind, spielt offensichtlich für einige keine Rolle“, sagt Scherfling. Das allerdings sei nicht neu. „Auch die Methoden der Gauner kennen wir seit vielen Jahren”, so Scherfling. So gibt es jetzt beispielsweise Schneeballsysteme in Zusammenhang mit Anlagen in Bitcoin, Ethereum und Ripple. Justizbehörden versteigern beschlagnahmte Bitcoins. Dabei sollen die Anleger ständig neue Teilnehmer für das Produkt gewinnen sollen, angeblich um eine möglichst hohe Rendite zu erzielen. Die Verbraucherzentrale hat zum Thema Anlage in Kryptowährungen noch weitere Informationen im Internet bereitgestellt, die auch für Anleger in der Schweiz interessant sind.
Geld scheffeln mit erfundenen Geschichten
Es gibt auch Betrüger, die ihre Opfer mit erfundenen Geschichten immer wieder dazu bringen, Geld nachzuschiessen – und dann damit verschwinden. “In diesen Fällen bauen Betrüger Handelsplattformen auf, auf denen so genannte Contracts for Difference geschlossen werden. Das sind hochspekulative Differenzkontrakte”, sagt Carsten Rust von der Polizei in Köln, Nordrhein-Westfalen. Dabei spekulieren Anleger auf die Kursentwicklung eines bestimmten Basiswerts, zum Beispiel einer Aktie oder eben einer Kryptowährung.
Prominente für Krypto-Betrug missbraucht
Die Plattformen locken auch in Deutschland neue Kunden unter anderem mit gefälschten Artikeln im Internet. Darin werden beispielsweise Prominente erwähnt, die über diese Plattformen angeblich reich geworden sein sollen. Ein Betrug mit Kryptos. Denn laut Rust hätten die Anleger überhaupt keine Chance zu gewinnen. Denn die Plattformen sind lediglich dafür angelegt, dass die Betrüger leichter an ihre Opfer kommen. Häufig melden sich die angeblichen Anlageberater auch per Telefon, und drängten zu weiteren Einlagen. “Das Geld ist sofort weg, ein Totalverlust des Vermögens nicht ungewöhnlich”, sagt Carsten Rust. Das Europäische Verbraucherzentrum hat zu den so genannten CFD-Plattformen noch weitere Informationen im Internet.
Auch die österreichische Finanzmarktaufsicht (FMA) berichtet über eine Abzockmethode auf ihrer Webseite: So werden Arbeitssuchende scheinbar als “Junior-Trader” eingestellt. Ihre Aufgabe ist es, Geldbeträge, die auf ihrem Konto eingehen, in Kryptowährungen umzuwandeln. Dahinter steckt jedoch nichts anderes als – strafbare – Geldwäsche.
Bei uns melden sich leider immer wieder Verbraucher, die auf Betrug mit Kryptowährungen hereingefallen sind.
Ralf Scherfling, Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Gruppe Finanzen und Versicherungen bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen
FAQ – Häufig gestellte Fragen
Kryptowährungen sind nicht per se unseriös. Wer in Bitcoin, Ethereum oder andere Kryptowährungen investieren will, sollte sich eine seriöse Plattform suchen, die möglichst mit einer Bank oder Börse zusammenarbeitet. Bevor Sie einen Vertrag schliessen, sollten Sie im Internet beispielsweise nach den Erfahrungen anderer Kunden mit diesem Dienstleister suchen.
Die Kurse von Kryptowährungen schwanken stark. Sie können als Anleger also auch Geld verlieren, ohne an einen Betrüger geraten zu sein. In Kryptowährungen sollten Sie nie Ihr gesamtes Vermögen investieren. Wer Spielgeld übrig hat, und sich einen seriösen Vertragspartner sucht, kann mit Kryptowährungen Erfahrungen sammeln – und vielleicht auf Dauer einen Gewinn erzielen.
Seien Sie besonders vorsichtig, wenn Sie ein sehr lukratives Angebot von jemandem bekommen, den Sie nicht kennen und den sie nicht darum gebeten haben. Achten Sie auf das Impressum. Nutzen Sie Ihren gesunden Menschenverstand und informieren Sie sich bei unabhängigen Verbraucherschützern oder Anlageberatern.
Unseriöse Anlagemöglichkeiten erkennen
Wer mit Kryptowährungen handeln möchte, ohne abgezockt zu werden, sollte darum auf einige Punkte achten. Dazu gehört beispielsweise die Art der Kontaktaufnahme: “Auf Geldanlageangebote von jemandem, dem man nie erlaubt hat, einen zu kontaktieren, sollte man besser nicht reagieren. Dabei spielt keine Rolle, ob diese per E-Mail, über soziale Netzwerke oder auf anderen Wegen kommen. Oft verbirgt sich dahinter nichts anderes als Internetkriminalität”, sagt Ralf Scherfling. Hilfreich könne in diesem Zusammenhang sein, sich zu fragen, ob man einem Fremden auf der Strasse, der einem eine hohe Rendite verspricht, sein Geld anvertrauen würde. “Wer sich auf einen solchen Kontakt einlässt, weiss oft genau so wenig von dieser Person, wie von einem Unbekannten. Nicht einmal, ob es diesen Menschen wirklich gibt”, so Scherfling. Auch Bewertungen im Internet seien nicht unbedingt aussagekräftig. “Schliesslich weiss man nicht, wie diese zustande gekommen sind. Also: Wer sie warum geschrieben hat”.
Ein Blick ins Impressum lohnt sich
Ausserdem sollte man sich mit dem Geschäftsmodell auseinandersetzen: Verstehen Sie es? Natürlich gibt es auch komplexe Geschäftsmodelle, die seriös sind. Aber wenn Sie nicht verstehen, wie Ihr angelegtes Geld Rendite bringt, dann ist es sinnvoll, einen Fachmann um Rat zu bieten. Ausserdem ist immer ein Blick ins Impressum gut: Gibt es keines, oder sitzt das Unternehmen im Ausland, wird es im Zweifel schwierig werden, das überwiesene Geld zurückzuholen. Darum gilt in einem solchen Fall: Finger weg!
Scherflings Tipp: “In Deutschland sollten Interessierte kontrollieren, ob das Unternehmen bei der BaFin, also der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, registriert ist.” Das ist beispielsweise bei der App Bison der Fall, die zur Börse Stuttgart gehört. Über sie können Anleger Litecoin, Bitcoin oder Ethereum kaufen und verkaufen. Oder bei der zur Solarisbank gehörenden Plattform Nuri, ehemals Bitwala. Auf der Seite der BaFin können Sie nach in Deutschland zugelassenen Banken suchen, aber auch nach einigen mit grenzüberschreitenden Dienstleistungen aus Österreich und der Schweiz. Zugelassene Institute in Österreich gibt’s auf der Seite der FMA . Schweizer schauen am besten auf der Seite der Finma.
Fragen, die sich Anleger stellen sollten
- Sie werden von einer Ihnen unbekannten Person unaufgefordert kontaktiert, die Ihnen eine Anlage in Kryptowährungen anbietet? Seien Sie vorsichtig.
- Die Renditeversprechen klingen zu gut, um wahr zu sein? Wenden Sie sich an eine unabhängige Beratungsstelle.
- Wo sitzt die Firma, der Sie Ihr Geld anvertrauen wollen? Fehlt auf der zugehörigen Internetseite das Impressum, oder ist der Unternehmenssitz im Ausland, sollten Sie sich nach einer anderen Geldanlage umsehen.