1991 gründete Alexis Hubshman, seines Zeichens ein junger, aufstrebender New Yorker Künstler, die SCOPE Art Show (kurz: SCOPE). Er wollte neuen Talenten Gehör verschaffen. Die Rechnung ging auf: SCOPE entwickelte sich zu einer wichtigen Kunstmesse über New York hinaus. Jährlich finden Ausstellungen in New York, in Basel und Miami Beach statt. 2021 stand „Miami Beach SCOPE“ ganz im Zeichen der NFTs. Ein Trend, der sich auch die nachfolgenden Jahre fortsetzen dürfte.
Kunst-Schickeria trifft auf Nerds
Auch im Jahr 2022 findet die SCOPE art show in Miami Beach wieder statt: vom 29. November bis am 4. Dezember. Wie eine gewöhnliche Kunstmesse wollte SCOPE nie sein. Das hielt die Szene jedoch nie davon ab, ihre üblichen Gutbetuchten einzuladen. Diese treffen in Miami Beach auf robuste Surfertypen – und mit dem Einzug der NFTs auch auf die üblichen Nerds. Die feinen Damen und Herren lassen sich von simpel angezogenen Geeks zeigen, wie man einen QR-Code einliest und sich die Kunstwerke auf dem Smartphone anschaut.
NFTs an der SCOPE: Neuland für Kunstliebhaber
Selbst alteingesessene Kunstliebhaber betreten hier Neuland. So ganz weiss man noch nicht, was man mit diesen Non-fungible Tokens anstellen kann. Und was genau ein NFT ist, verstehen sowieso nur die wenigsten. „Zeitgenössische Kunst fühlt sich an den Rändern zuhause. Form folgt Funktion und Funktion folgt Form … Niemand versteht NFTs wirklich, aber darum geht es halt bei der Kunst: neue kreative Ideen. Ich suche immer nach Kunst, die mir etwas beibringt, und ich glaube daran, dass die Künstler selber neue Ideen haben werden. Wir erwarten von den Künstlern, dass sie uns beibringen, um was es bei NFTs geht“, so Mera Rubell, Kunstsammlerin, auf der Miami Beach SCOPE 2021.
Analoge und digitale Kunstwerke
Im Mittelpunkt der Miami Beach SCOPE Kunstausstellung stand das „NFT BAZL“. Alles fokussierte sich hier auf die vielen Bildschirme, die flackernden Lichter, bewegten Bilder und eigentümlichen Grafiken. Die analogen Gemälde verschwanden fast hinter der animierten Flut. Zu jedem Kunstwerk gab es ein NFT-Äquivalent zu erstehen. Wie die Miami Times berichtet, lag deren Startpreis bei rund 70 % der analogen Varianten. Allerdings war gerade der NFT-Markt hart umkämpft. Einer der Tokens wechselte für mehr als 300.000 US-Dollar den Besitzer.
YellowHeart ermöglicht VIP-Tickets als NFTs
Im Jahr 2021 hatte man sich schon einiges einfallen lassen. So arbeitete SCOPE mit YellowHeart zusammen, um VIP-Karten als NFTs zu verkaufen. Zu jedem Ticket gehörte ein einzigartiges digitales Bild von aufstrebenden Künstlern. Eines der Ziele dieser Aktion war es, den Verkauf von Tickets transparenter zu gestalten. Die NFT liefen dabei auf der Blockchain von Polygon. Ob YellowHeart auch 2022 wieder mit dabei sein wird, dazu gibt es bislang keine Informationen.
Die NFTs liessen sich als limitierte Token auf dem Marktplatz von YellowHeart erstehen. Die digitalen Kunstwerke entstammen SCOPEs „New Contemporary“-Programm, zeigen also ausgewählte junge und talentierte Künstler. Dazu gehören:
- Swoon
- Saype
- Diana Sinclair
- ENTES
- CTWF (Coloring The World Foundation)
Programm 2021 von Miami Beach SCOPE
SCOPE feierte sein 20. Jubiläum an den Stränden von Miami Beach mit direktem Blick auf das Meer. 140 Aussteller aus aller Welt liessen sich vom 01. bis zum 05. Dezember besichtigen. VIPs durften bereits ab dem 30. November das Gelände betreten. Neben Installationen im „Atrium“, dem Hauptausstellungsort, bestimmten weiterhin Musik-Performances und Diskussionen das Programm. Doch auch ausserhalb der Haupthalle lebte die Kunst fort. So etwa verwandelte der Street Artist „Saype“ den Strand von Miami in ein Bildnis von zwei Händen, die einen Stift hielten.
Wellness und Strand als Spielwiese
Saype ist nicht der einzige, der den Strandbereich für sich nutzen durfte. Eingangsbereich, die Bars und die Bühnen sind ebenfalls Spielwiesen für zahlreiche Künstler. Abgesehen davon legte SCOPE noch einen hohen Wert auf Wellness und Fitness. In Zusammenarbeit mit Partnern wie Evolve bot die Messe ein Wohlfühl-Programm für Besucher. Dafür setzte der Partner auf Yoga, Atemübungen und Meditation.
Miami Beach im Bann der NFTs
Mit dabei waren unter anderem die Tezos.Art mit der Ausstellung „Human + Machine: NFT and the Ever-Evolving World of Art“. Der CO2-neutrale NFT-Marktplatz auf der Basis der Tezos-Blockchain thematisierte die Verschmelzung von Computern und Menschen, die neuen Technologien und der kulturelle Wandel, den diese mit sich bringen. Besucher konnten eigene Non-fungible Tokens prägen. Der deutsche Künster Mario Klingemann (Künstlername: Quasimondo) führte die Gäste selber durch den Vorgang auf der Tezos-Blockchain. Abgesehen davon waren weitere Künstler anwesend:
- Helena Sarin
- Matt DesLauriers
- Sutu (Stuart Campbell)
- Iskra Velitchkova
Im Atrium verschmolz der Künstler „mister e“ die reale mit der virtuellen Welt. Bekannt ist er für seine Eigendarstellung der 100 US-Dollar-Marke mit dem Namen „Benny Jr.“. In seiner Ausstellung „100“ konnten Besucher die NFTs physisch betreten. Weiterhin vertreten war SuperChiefGalleryNFT, die weltweit erste physische NFT-Gallerie mit Sitz in New York. Die Gallerie präsentierte eine digitale Leinwand mit täglichen Vorführungen weltweiter NFT-Künstler.
Virtuelle Ausstellungen in Immersive Miami Beach
Dass sich die SCOPE Art Show auf das Digitale versteht, zeigt sie mit dem neuen Konzept „Immersive Miami Beach“. Part 1 fand im September statt, der zweite Teil zeitgleich mit der eigentlichen Kunstmesse im Dezember. Worum geht es genau?
- Hierbei handelt es sich um eine rein virtuelle Messe.
- Besucher navigieren sich durch digitale Räume und Ausstellungen zahlreicher Künstler.
- Die gesamte Veranstaltung findet allein auf der Webseite von SCOPE statt.
- Kunstsammler haben die Möglichkeit, gleich hier im digitalen Raum Werke zu erstehen. Die Show lässt sich einfach über den Browser „betreten“ und navigieren.
Aufgrund der Menge der Kunstwerke und der hohen Bildqualität kann das Laden beim Browser eine Weile dauern. Eine stabile Verbindung ist zu empfehlen.
SCOPE will politischen Dialog
Die virtuelle Messe steht im Zeichen der „New Contemporary“. Darunter versteht SCOPE eine Chance für einen breiten Dialog auf politischer und sozialer Ebene. Die Messe arbeitet mit Non-Profit-Organisationen zusammen, um gezielt farbigen Künstlern mehr Raum zu geben. Einerseits, damit sie ihrer eigenen Stimme Gehör verschaffen können, anderseits um ihre Kunst einem grösseren Publikum zur Schau zu stellen.
Wie geht es weiter mit Art SCOPE?
Die nächste Miami Beach SCOPE Kunstmesse vom 29. November bis zum 04. Dezember verspricht wieder ein spannendes Programm. VIPs und Besitzer einer „Platinum First View“ Karte haben die Chance, schon vorher in das Programm zu schnuppern. Ihnen wird bereits am 01. November der Zutritt gewährt. Auch in diesem und den folgenden Jahren kann man ein vielfältiges Programm vor allem junger und aufstrebender Künstler erwarten. Inwieweit die NFTs wieder eine Rolle spielen werden, ist noch unklar. Jedenfalls läuft das „New Contemporary“ noch immer und lanciert die Non-fungible Tokens weiterhin als wichtiger Baustein moderner Kunst.
Messen in New York und Basel
Wer nicht nach Miami Beach reisen will, der kann eine der anderen Messen von Art SCOPE besuchen. In regelmässigen Abständen finden ebenfalls Veranstaltungen in New York und in Basel statt, jedoch mit anderen Schwerpunkten, Ausstellungen und Terminen. Sollte eine Reise nicht gewünscht sein, dann bieten die Betreiber noch immer eine 360°-Tour durch die Ausstellungen. Alles online auf der Webseite von SCOPE.
Was ist Zeitgenössische Kunst?
Man bezeichnet sie auch als „Gegenwartskunst“ oder „Contempary Art“. Dieser Begriff beschreibt schlicht Kunstwerke, die in der gegenwärtigen Zeit geschaffen werden, von Künstlern, die aktuell ihre Arbeit verrichten. In der Regel ist Zeitgenössische Kunst nur wenige Jahre alt, es können allerdings auch ältere Werke verstorbener Künstler dazu zählen.
FAQ – Häufig gestellte Fragen
An der Miami SCOPE handelt man NFT-Kunstwerke, die auf der Messe live versteigert werden, online über die eigenen Plattformen. Dabei kam es 2021 sowohl zu Kreditkartenzahlungen als auch zu Zahlungen mit Kryptowährungen. Einige Kunstsammler durften sich also bereits mit Kryptowährungen beschäftigt haben.
Es gibt keinen festen Preis für NFTs von Künstlern, wie es auch keinen festen Preis für Kunstwerke an sich gibt. Künstler und Kunsthändler legen selber den Preis fest. Bei einer Versteigerung können die Preise noch höher steigen als das anfängliche Gebot. Ähnlich wie bei den Kryptowährungen handelt es sich um einen mehr oder weniger freien Markt.
Der rechtliche Status von NFTs ist schwammig. Dabei ist es gerade diese regulatorische Unsicherheit, die es aufstrebenden und unbekannten Künstlern ermöglicht, eigene Kunst zu produzieren und daran mitzuverdienen. Für Kunstsammler stellen sich jedoch einige Fragen und Risiken. Aktuell gibt es keine klaren Richtlinien für Non-fungible Tokens.